Ein Allrounder?

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Sitges, 26. Februar 2015 – Nach ziemlich genau zwei Jahren hat Mazda seinen Beitrag zur Mittelklasse renoviert. Herausgekommen ist kein komplett anderes Auto, sondern vielmehr ein im Detail stark verbessertes. Unser Autor konnte sich bereits einen ersten Eindruck vom überarbeiteten Mazda 6 verschaffen.

Verbesserte Integration

Äußerlich hat sich kaum etwas verändert: Die Front wurde minimal neu geformt, ab der mittleren von drei Ausstattungslinien, der „Exclusive-Line“, hat der 6er nun LED-Scheinwerfer. Mehr getan hat sich im Innenraum, wo es vor allem an der optischen Integration des Navigationssystems Kritik gab. Bisher machte das den Eindruck, als wenn im letzten Moment dem Designer noch eingefallen wäre, dass irgendwo noch ein Bildschirm unterzubringen sei und dann die Zeit für eine elegante Lösung nicht mehr war. Die scheint nun dagewesen zu sein, denn die nun gefundene Integration wirkt wesentlich moderner und gefälliger. Ein Navigationssystem kann erst ab der mittleren Ausstattungslinie für 600 Euro extra bestellt werden. Die ersten drei Jahre liefert Mazda dann noch kostenlose Kartenupdates. Mit dem Facelift gibt es endlich auch Digitalradio (DAB+) im Mazda 6. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, steigt nur ungern wieder auf UKW um.

Keine Wahl

Die fragwürdige Aufpreispolitik wurde mit der Überarbeitung nicht verändert: Außer Metalliclack gibt es für die Basisversion nichts, was gegen Aufpreis angeboten wird. Die wesentlich besser ausgestattete Exclusive-Line kostet jedoch schon über 4000 Euro mehr. Dass es die meisten Assistenten, Schiebedach, Ledersitze, Rückfahrkamera oder ein Soundsystem von Bose nur für die teure Sports-Line gibt, ist auch deswegen bitter, weil diese an die starken Motoren gekoppelt ist. Anders ausgedrückt: Wer sein Geld lieber in eine Wunschausstattung statt in Motorleistung investieren mag, hat bei Mazda Pech gehabt.

Dem Innenraum hat die Überarbeitung auch sonst gut getan: Die Materialien wirken hochwertiger als bisher. Die Sitze sind noch etwas bequemer, der vom Beifahrer ist nun höhenverstellbar. Neuerdings wird auch eine Sitzheizung für die Hinterbänkler angeboten, allerdings nur, sofern der Kunde in die teuerste Ausstattung und Ledersitze investiert hat.

Mazda will zudem die Geräuschdämmung verbessert haben. Doch auch wenn der Vierzylinderdiesel alles andere als laut werkelt, könnte es gerade bei höheren Geschwindigkeiten leiser sein. Zu den Besten seiner Klasse gehört der 6er in diesem Punkt auch nach der Überarbeitung nicht. Das gilt auch für die Raumnutzung: Das Platzangebot für die Insassen ist durchschnittlich, der Kofferraum mit 522 Litern nicht gerade ein Riese. Immerhin erstreckt sich der Kombi auf eine Länge von knapp 4,81 Meter.

Neu: Allradantrieb

Mit dem Facelift bietet Mazda seinen 6er auch mit Allradantrieb an, wenn auch nur in Verbindung mit dem 150- und dem 175 PS-Diesel. Der kleine Diesel wird nur mit Schaltgetriebe, der große Diesel nur mit Automatik angeboten. Bereits die kleinere Variante des Mazda 6 Skyactiv D-150 AWD kann überzeugen. Mit dessen 2,2 Liter großen Vierzylinder ist der 4,81 Meter lange Kombi gut unterwegs. 150 PS und 380 Nm maximales Drehmoment lassen den Unterschied zum Topmodell mit 175 PS vergleichsweise klein erscheinen.

Am Steuer des 150-PS-Selbstzünders macht sich das geringe Gewicht auf der Vorderachse bemerkbar. Angenehm ist, dass mit dem Allradantrieb nicht nur in engen Kehren das Scharren der vorderen Räder verschwunden ist. Auch wenn der Kraftfluss an die Hinterachse per Lamellen-Ölbad-Kupplung noch etwas flotter vonstattengehen könnte, ist der variable Allradantrieb ein Gewinn.

Der Mazda 6 Kombi ist allerdings auch mit dem Allradantrieb weit davon entfernt, zum Sportler zu mutieren, lässt sich aber trotz seiner knapp 1,6 Tonnen Leergewicht ambitioniert bewegen. Die direkte Lenkung und das stramme, aber nicht zu straffe Fahrwerk gefallen auf Landstraßen und auf Autobahnen gleichermaßen. Verstelldämpfer für mehr Komfort in der Stadt inklusive verschiedener Fahrprogramme dürfte erst der Nachfolger bekommen.

Mit dem 4x4-Paket verkleinert sich leider der Tankinhalt von 62 auf 52 Liter, während der Verbrauch des 150-PS-Kombis im NEFZ von 4,2 auf 5,0 Liter steigt. Weniger tragisch: Die Höchstgeschwindigkeit sinkt von 210 auf 201 km/h. Dennoch scheinen die 2000 Euro für die 4x4-Technik gut angelegt.

Fazit

Insgesamt hat Mazda den 6er geschickt aufgefrischt. Ob das gegen die kürzlich in komplett neuer Form erschienen Konkurrenz für deutliche Zuwächse reicht, scheint jedoch fraglich. Mit VW Passat und Ford Mondeo haben gerade starke Gegner die Bühne neu betreten, und auch der neue Skoda Superb ist in einem ähnlichen Preissegment angesiedelt. Mazda sollte es den Händlern einfacher machen und eine sinnvolle Erweiterung des Basismodells erlauben. Denn diese Politik war und bleibt der größte Schwachpunkt am ansonsten gelungenen Mazda 6.