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Fahrbericht: Mazda CX-9 2.5 T AWD

Aufstieg durch Größe

Fahrberichte Stefan Grundhoff
Mazda

Noch steht ein Export nach Europa nicht fest, doch Mazdas größtes SUV hätte wohl auch hier Chancen. Bei einer ersten kurzen Probefahrt erweist sich der Mazda CX-9 als leises, großes Auto. Dabei ist er leichter und kräftiger als sein Vorgänger

Half Moon Bay, 24.05.2016 – 50.000 CX-9 will Mazda jährlich verkaufen; die meisten davon in den Vereinigten Staaten, wo er im Juli 2016 in den Handel kommt. Auch wenn riesige SUV hierzulande kein Renner sind: So manch ein Verkäufer würde wohl einem CX-5-Kunden, der ein noch besseres Auto sucht, wohl gern den CX-9 zeigen. Bislang gibt es dazu noch keine endgültige Entscheidung. Eine erste Proberunde mit dem großen SUV zeigt aber, dass er auch in Europa seine Abnehmer finden würde.

Erleichtert

Innen wie außen entspricht der neue CX-9 der aktuellen Designlinie von Mazda. Die Japaner haben bei der Technik nachgelegt und ihn im Vergleich zum Vorgänger 130 Kilogramm leichter gemacht, sodass er trotz drei Sitzreihen und üppiger Dimensionen weniger als 1,9 Tonnen auf die Waage bringt. Die größte Gewichtsersparnis geht dabei auf den optionalen Allradantrieb, der nur noch 54 Kilogramm mehr als der Fronttriebler wiegt. Bisher waren es 80 kg. Zur Erleichterung trägt auch der Vierzylinder-Turbomotor bei, der den bisherigen 3,7-Liter-V6 von Ford ersetzt.

Leiser Vierer

Der 2,5 Liter große Vierzylinder ist, anders als der 3,7 Liter große V6-Sauger, eine Eigenentwicklung. Der Turbomotor mit bis zu 1,2 bar Ladedruck leistet 250 PS und bietet ein Drehmoment von 420 Nm, das bei niedrigen 2000/min anliegt. Das Plus von 58 PS im Vergleich zum bisherigen Mazda CX-9 sorgt zusammen mit der Gewichtsersparnis bei Bedarf für ein dynamischeres Fortkommen. Insbesondere beim Ansprechverhalten kann der neue Turbomotor überzeugen, der ebenso unspektakulär wie kraftvoll aus dem Drehzahlkeller nach oben dreht und den knapp 1,9 Tonnen schweren Allradler engagiert beschleunigt. Die Motorleistung wird über eine gut abgestufte Sechsgang-Wandlerautomatik an die beiden Antriebsachsen übertragen. Im Normalbetrieb wird ausschließlich die Vorderachse mit Motorleistung versorgt. Melden die Sensoren ein durchdrehendes Rad, werden bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterachse übertragen. Mazda verspricht für die Allradler einen Normverbrauch von knapp neun Litern Benzin auf 100 Kilometer.

Federn und Dämpfer sind deutlich weicher ausgelegt als man es von europäischen Mazda-Modellen kennt. Das gilt auch für Lenkung und Bremsen. Wenn es ab 2017 mit einem etwaigen Dieselmotor gegebenenfalls auch einen Marktstart in europäischen Ländern wie Deutschland, Österreich und der Schweiz geben sollte, dürfte hier entsprechend nachjustiert werden.

Im Innenraum macht der Mazda CX-9 einen großen Schritt nach vorn. Er ist hochwertiger und detailverliebter als Vorgänger. Das Leder der Topversion Signature fühlt sich gut an, die aufgeräumten Bedienmodule und die zahlreichen Verkleidungen wirken solide. Der CX-9 ist der erste Mazda, der über ein echtes Head-Up-Display verfügt. Hier werden Informationen wie Geschwindigkeit, Tempolimit oder Routenführung direkt ins Blickfeld des Fahrers auf die Windschutzscheibe projiziert. Für Sicherheit sollen unter anderem Abstandstempomat, Spurhalte- und Totwinkelassistent sorgen. Angenehm: die gute Geräuschdämmung, die auch dem serienmäßigen Dämmglas zu verdanken ist. Doch auch der Vierzylinder bleibt stets leise.

Viel Platz

Überzeugen kann das Platzangebot. Wie in der amerikanischen Fünf-Meter-Plus-Liga üblich, verfügt der Mazda CX-9 über drei Sitzreihen. Vorne und im Fond sitzt es sich auch auf längeren Strecken bequem, auch wenn die Sitze über mehr Oberschenkelauflage und einen größeren Verstellbereich verfügen könnten. Der Beifahrersitz lässt sich in der Höhe überhaupt nicht verstellen. Aus dem ebenen Ladeboden lassen sich zwei weitere Sitze ausklappen, wo zumindest Kinder eine ausreichend dimensionierte Sitzgelegenheit finden. Werden alle fünf Fondsitze umgelegt, vergrößert sich das Ladevolumen von 407 auf 2016 Liter.

Serienmäßig sind neben einem kompletten Sicherheitspaket und schlüssellosem Zugang unter anderem LED-Scheinwerfer und ein Acht-Zoll-Touchscreen inkl. Navigationssystem und Musikdiensten. Gegen Aufpreis gibt es je nach Ausstattungsvariante (Sport, Touring, Grand Touring, Signature) unter anderem eine dritte Sitzreihe, beheizte Nappaledersitze, 20-Zoll-Alufelgen, Bose-Soundsystem, elektrische Heckklappe und das farbige Head-up-Display.
Die Basisversion Mazda CX-9 2.5 T Sport mit Frontantrieb startet bei 31.520 Dollar (ca. 28.000 Euro). Die Chancen auf einen Import nach Europa stünden insbesondere dann nicht schlecht, wenn die Japaner ihren 2,2-Liter-Commonrail-Diesel erstarken lassen. Der Vierzylinder leistet im Mazda 6 aktuell 175 PS. Vom Vorgänger des CX-9 wurde eine Kleinserie von jeweils 100 Fahrzeugen in Deutschland und der Schweiz angeboten – die waren im Nu vergriffen.


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