Im Vergleich: BMW 118d gegen Mazda 3 und Peugeot 308

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Haar, 15. Juni 2012 – Seit Oktober 2011 ist der neue BMW 1er auf dem Markt und verkauft sich trotz stolzer Preise gut. Gegenüber seinem Vorgänger bietet die zweite Auflage mehr Platz und Komfort, ohne jene Prise Sportlichkeit zu vernachlässigen, die Fans der Marke so sehr schätzen. Wir wollten wissen, wie sich die ausländische Konkurrenz gegen den neuen 1er schlägt und baten mit Mazda 3 2.2 CD und Peugeot 308 HDI FAP 150 zwei etablierte Rivalen zum Vergleich mit dem 118d.

Optisch eigenständig

Dass der BMW 1er komplett neu aufgelegt wurde, ist nicht zu übersehen: Der Wagen ist optisch deutlich erwachsener geworden. Mit einer Länge von 4,32 Meter liegt er zwischen Mazda (4,46 Meter) und Peugeot (4,28 Meter), bietet aber mit 2,69 Meter den längsten Radstand (Mazda: 2,64 Meter, Peugeot: 2,61 Meter).

Die Frontpartie mit neuer Haifischnase, eine auffällige Lichtkante in der Schulterlinie und schlanke Türgriffe sind Merkmale der aktuellen BMW-Mode. Unser Testwagen war mit der "Sport Line" ausgestattet, die 1900 Euro kostet. Sie bringt unter anderem schwarz glänzende Längsstäben der Nieren, schwarzen Applikationen an den Stoßfängern und ein schwarzes Auspuffende mit sich.

Deutlichstes Merkmal des Peugeot 308 ist nach wie vor das mächtige Löwenmaul, das seit einigen Jahren als Erkennungsmerkmal der Marke fungiert. Dagegen sieht der kürzlich leicht geliftete Mazda 3 richtig schnittig aus. Er reckt seine gepfeilte Nase angriffslustig in den Fahrtwind und zieht dank eines wohl geformten Hinterteils die Blicke nach sich.

Vom Feinsten – gegen Aufpreis

Die edle und funktionale Gestaltung des 1er-Cockpits passt zum Image der bayerischen Marke. Feines Leder auf den Sitzen und Aluminium-Applikationen geben dem schicken Look eine Prise sportlicher Schärfe. Die straffen Sportsitze passen wie angegossen und geben guten Seitenhalt. Die beschriebenen Annehmlichkeiten bedürfen allerdings auch eines tiefen Griffes ins Portemonnaie: die Lederausstattung kostet 1590 Euro und die Sportsitze 580 Euro, wenn man sich gegen die Sport Line entscheidet. Auch die Aluleisten sind nicht etwa serienmäßig, sondern verlangen 330 Euro zusätzlich.

Der von uns gefahrene 1er hatte das 2390 Euro teure Professional-Navigationssystem an Bord. Dank seines iDrive-Controllers und darum angeordneter Tasten lassen sich Funktionen wie Radio, Musikspeicher oder Navigation selbsterklärend bedienen. Auch die vielfältigen Bordcomputer-Informationen sind von hier aus abrufbar. Die Infos werden am 8,8 Zoll großen Monitor in der Mittelkonsole angezeigt, der auch der Rückfahrkamera als Anzeigeschirm dient.

TomTom-Navi im Mazda

Im Mazda kommt ein TomTom-Nachrüst-Navi im Doppel-DIN-Format zum Einsatz. Es kostet vergleichsweise bescheidene 720 Euro und steht der viel teureren Anlage im BMW funktional nur wenig nach. Ein Nachteil ist der 5,8-Zoll-Monitor, der sich durch seine tiefe Einbauposition nur schlecht ablesen lässt. Auch lässt sich der Touchscreen vor allem auf holprigen Wegstrecken nicht immer treffsicher bedienen. Wichtige Funktionen des Systems können aber auch am Lenkrad gesteuert werden. Den schicken Eindruck des Cockpits stört etwas, dass der Mazda über drei größere Displays verfügt: Die Anzeigen für den Bordcomputer und die Klimaanlage sitzen direkt nebeneinander im oberen Teil der Mittelkonsole, unterscheiden sich aber in Form und Anzeige-Farbe.

Nicht überzeugend ist auch die Höhenverstellung der Sitze gelöst: Der Sitz wird nicht komplett nach oben gehievt, sondern verändert in erster Linie die Neigung. Dennoch bietet der Japaner Fahrern bis 1,90 Meter Größe bequem Platz hinterm Steuer. Die Sitzfläche ist lang genug und auch der Seitenhalt lässt keine Wünsche offen.

Sitze im 308 mit kurzer Auflage

Der 308 ist innen schick gestylt und zweckmäßig eingerichtet. In der Mitte der Armaturentafel sitzt ein gut ablesbarer 7-Zoll-Monitor, dessen Neigungswinkel verstellbar ist. Das System wird in der Mittelkonsole bedient. Darüber hinaus gibt es links und rechts neben dem Lenkrad Satelliten mit Tasten für die Bedienung von Tempomat und Radio. Deren Handhabung ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig. Beim Sitzkomfort kann der 308 nicht mit seinen Konkurrenten mithalten: die Oberschenkelauflage seiner Sessel vorn sind zu kurz. Zudem ist der Verstellhebel für die Lehne nur unter Verrenkungen zu erreichen und muss gedrückt, anstatt gezogen werden. Und: Die Pedale stehen so eng beieinander, dass man mit den Schuhen hängen bleiben kann.

Enger BMW-Fond

Im Mazda ist auch in der zweiten Reihe ausreichend Kopf- und Kniefreiheit vorhanden. Die Passagiere in der zweiten Reihe des BMW sitzen dagegen recht eingezwängt. Zwischen Kopf und Dach ist noch Platz, aber für die Knie wird's, trotz längerem Radstand, etwas eng. Der Peugeot bietet akzeptablen Kopf-Raum, lässt es aber ebenfalls an ausreichend Platz für die Knie fehlen.

Kofferräume fast gleich groß

Der Bayer hat mit 360 Liter Stauvolumen den größten Kofferraum. Wenige Handgriffe genügen, um die Rücklehnen umzulegen. Das ist sogar in drei Teilen möglich. Maximal kann man so Platz für 1200 Liter auf einer fast ebenen Fläche schaffen. Mit 340 Liter bietet der Mazda das kleinste Kofferabteil, das aber nach dem fingerleichten Wegklappen der Lehnen auf 1360 Liter wächst. Die Fläche weist eine kleine Stufe an den Lehnen auf, davon abgesehen ist der Boden flach.

Der Franzose schluckt 348 Liter, die zu 1201 Liter wachsen können. Jedoch ist der Franzose nicht gerade benutzerfreundlich: Nach dem Entriegeln klappen die Lehnen in einem recht steilen Winkel an die Vordersitze. Wenn erst die Bank weggeklappt und dann die Lehnen umgelegt werden, entsteht eine flachere Ladefläche. Dafür müssen aber die Vordersitze so weit nach vorn geschoben werden, dass dort nur wenig Platz zum Sitzen bleibt. Die Bank lässt sich aber auch in zwei Teilen herausnehmen. Schweres Gepäck muss vor dem Einladen in den 308 erst 77 Zentimeter hochgehoben werden. BMW und Mazda bieten größere und niedrigere Karosserieausschnitte (beide 69 cm hoch). Damit sind sie bequemer zu beladen.

1er im Sparmodus

Eine Besonderheit des neuen 1er ist der serienmäßige "Fahrerlebnisschalter" in der Mittelkonsole. Je nach Ausstattung variieren die Fahrzeugfunktionen, die mit ihm gesteuert werden. Normalerweise gibt es die Modi "EcoPro" "Comfort" und "Sport". Beim Ecomodus läuft die Klimaanlage nicht mehr auf höchster Leistung, außerdem wird der Fahrstil überwacht. Am Display oder auf dem Bordmonitor warnen dann Hinweise, wenn der Fahrer zu forsch beschleunigt oder ein vorher festgelegtes Speed-Limit überschreitet. An einem Balkendiagramm können die Verbrauchshistorie der letzten Minuten oder Stunden abgelesen werden. Die Öko-Einstellung ist eine nette Spielerei, die zu einer spritsparenden Fahrweise animieren kann, allerdings lenken die vielen Infos auch vom Verkehrsgeschehen ab.

Direkte Lenkung

Im Sportmodus wird im Vergleich zu "Comfort" die Lenkung spürbar direkter, und der Motor nimmt spontaner Gas an. Da der BMW-Testwagen für 1100 Euro Aufpreis auch ein adaptives Fahrwerk montiert hatte, wirkten sich Tastendrücke auch auf die Dämpfung spürbar aus. Im Sport-Line-Einser gibt es darüber hinaus die Einstellung "Sport plus", bei der die dynamische Stabilitätskontrolle DSC abgeschaltet wird.

Kräftige Motoren

BMW 118d und Peugeot 308 HDI FAP 150 werden jeweils von Zweiliter-Vierzylinder-Dieselmotoren angetrieben. Der Selbstzünder im Bayern liefert 143 PS, der im Peugeot 150 PS. Soviel schafft auch der Mazda, allerdings aus 2,2 Litern Hubraum. Die Maschine des BMW ist ein vergleichsweise leiser, laufruhiger Motor, der den Münchner geschmeidig bewegt. Der Motor hängt vom Start weg fühlbar kräftig am Gas, dreht rasch hoch und ist in der Einstellung "Sport" beim Tritt aufs Pedal fast sofort zur Stelle. Zwischenspurts machen somit richtig Spaß.

Spritziger 308

Zwar eilt einem BMW traditionell der Ruf von Sportlichkeit voraus, in unserem Fall dürfte es aber der Peugeot sein, der den 118d bei der Durchzugskraft um ein Quäntchen überbietet. Zwar ist der Sprintwert des Peugeot nur um eine zehntel Sekunde besser als beim BMW – 8,8 statt 8,9 Sekunden – aber gefühlt kommt der Franzose beim ersten Antippen des Gaspedals viel spritziger von der Stelle weg als der Münchner. Leider wird der Vierzylinder im 308 bei höheren Touren rau, hier hat der leise Antrieb im BMW die Nase vorn.

Mazda im Mittelfeld

Der Mazda startet kräftig aus dem Stand, beschleunigt spritzig und beeindruckt durch viel Durchzugskraft im mittleren Drehzahlbereich. Er liefert von den Dreien mit 360 Nm bei 1800 Touren das höchste Drehmoment. Der Peugeot folgt mit 340 Nm bei 2000 Umdrehungen, im BMW sind immerhin noch 320 Nm bei 1750 Umdrehungen zur Stelle. In puncto Geräuschentwicklung steht der Japaner zwischen den beiden: Er arbeitet vernehmlich, wird aber nicht unangenehm laut. Bei den Verbrauchsangaben gibt es nennenswerte Unterschiede: Der BMW soll laut Werk 4,4 Liter verbrauchen, Peugeot gibt den Durst mit 4,9 Liter und Mazda nennt einen Durchschnitt von 5,2 Liter.

BMW mit bestem Getriebe

Alle Kandidaten unseres Vergleichs haben ein Sechsgang-Getriebe an Bord. Die knackigste Box unseres Trios hat der Bayer zu bieten. Mit einer Fingerbewegung lassen sich die Übersetzungen wechseln. Nur die Schaltwege zwischen den einzelnen Gängen dürften noch kürzer sein. Ebenfalls leichtgängig, wenn auch nicht so hundertprozentig treffsicher geht der Gangwechsel im Mazda vor sich. Hier sind es vor allem der erste und der zweite Gang, die hin und wieder etwas haken. Das Getriebe im Peugeot fühlte sich etwas teigig an. Zum Schalten ist etwas mehr Kraft erforderlich, als bei den beiden anderen. Im Peugeot ist zudem der Weg des Kupplungspedals recht lang.

Variabel abgestimmt

Mit seiner bereits erwähnten, adaptiven Fahrwerksregelung lässt der 118d dem Fahrer die Wahl der Härte. Am Fahrererlebnisschalter kann auf Knopfdruck die Abstimmung zwischen gut gefedert oder sportlich-straff verändert werden. In der Einstellung "Comfort" gleicht der 1er in der Stadt und bei moderaten Überlandfahrten grobe Straßenunebenheiten angenehm aus. Die Lenkung ist dabei leichtgängig, aber für einen Einser-BMW ungewohnt indirekt. Bei hohem Tempo auf der Autobahn wirkt der Münchner in dieser Einstellung deshalb unpräzise, wir mussten den Geradeauslauf öfter korrigieren. Hier empfiehlt sich die Sporteinstellung, in der sich der Münchner deutlich exakter dirigieren lässt. Dennoch würden wir uns selbst im Sportprogramm ein noch strafferes Fahrwerks-Setup und eine noch direktere Lenkung wünschen. Für die Kurvenhatz ist der 1er aber bestens geeignet.

Peugeot: unharmonisch abgestimmt

Der Peugeot ist für die Stadt und Überlandfahrten gut gefedert, das Fahrwerk meldet aber Querrillen merklich. Bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn hoppelt der Franzose. Dadurch wirkt die Abstimmung unharmonisch. Seine Lenkung ist in Mittellage exakt, wirkt aber in schnell gefahrenen Kurven synthetisch. In flott durchfahrenen Kurven neigt sich die Karosserie stark – der 308 animiert allerdings wenig zu solch sportlicher Fahrweise.

Mazda mit straffer Abstimmung

Der Mazda bietet eine straffe Fahrwerksabstimmung, die eine sportliche Fahrweise erlaubt. Trotz der deutlich in Richtung Dynamik ausgelegten Federung kommt der Komfort nicht zu kurz. Normale Straßenunebenheiten werden gut ausgeglichen, nur tiefere Rillen dringen durch. Die Lenkung empfanden wir als leichtgängig und präzise, es macht Spaß den Dreier auf einer kurvenreichen Strecke auch mal schneller ums Eck zu zirkeln.

Kostspieliger Bayer

Der BMW 118d ist der mit Abstand teuerste Kandidat in unserem Vergleich. Stolze 27.100 Euro Grundpreis stehen als erste Position auf der Rechnung. Ab Werk sind dafür eine manuelle Klimaanlage, CD-Radio, elektronisches Sperrdifferenzial und der Fahrerlebnisschalter inklusive dem Sprit-Spar-Helfer EcoPro an Bord. Bei unserem Testwagen kamen die bereits erwähnten 1900 Euro für die Sport Line hinzu, in der unter anderem auch Leichtmetallfelgen, Sportsitze und ein Sportlenkrad enthalten sind. Mit einigen Annehmlichkeiten wie einem Spurverlassenswarner, Soundsystem oder Einparkhilfen lässt sich die Summe rasend schnell in die Höhe treiben. So steht bei unserem Testwagen unterm Strich eine Summe von unglaublichen 46.530 Euro – ohne das dafür alles an Bord wäre, was die Preisliste hergibt.

Travel-Paket für den Mazda

Das fällt beim Mazda 3 2.2 CD nicht ganz so heftig aus. In der Ausstattungslinie Edition ist er 24.590 Euro teuer. Mitgeliefert werden dafür Zweizonen-Klimaautomatik, Sitzheizungen, Leichtmetallfelgen, Tempomat, Spurwechselassistent und CD-Radio. Xenonlicht und Kurvenlicht sind nur in Verbindung mit dem TomTom-Doppel-DIN-Navi im "Travel-Paket" für 1870 Euro zu haben. Das Navi gibts auch einzeln für 720 Euro. Inklusive der Metalliclackierung für 495 Euro kostete der Testwagen 26.955 Euro.

Peugeot für 23.300 Euro

Peugeot verlangt für den 308 HDI FAP 150 in der Ausstattung Active 23.300 Euro. In diesem Preis sind eine Zweizonen-Klimaautomatik, Tempomat und Leichtmetallfelgen enthalten. Der Testwagen wartete unter anderem mit einem Navigationssystem für 850 Euro, Sitzheizungen für 250 Euro sowie Einparkhilfen vorn (200 Euro) und hinten (420 Euro im Paket mit elektrisch anklappbaren Außenspiegeln) auf. Der von uns gefahrene 308 kam so auf 25.730 Euro. Schade nur, dass es das Xenon-Licht nicht für die Ausstattungslinie "Active" gibt.

Fazit

Der BMW gewinnt den Vergleich – wenn auch nur knapp. Mit seinem leisen Motor und dem edlen Ambiente scheint er fast eine Klasse höher zu fahren. Doch der sehr hohe Grundpreis und die teuren Extras kosten den 1er eine Menge Sympathien. Für den Preis des umfangreich ausstaffierten Testwagens kann man auch einen sparsam ausgestatteten 5er aus gleichem Haus bewegen. Auch wenn nur wenige 118d mit so vielen Sonderausstattungen bestellt werden dürften, zeugt der Preis des Bayern von sehr großem Selbstbewusstsein.

Der Mazda 3 bietet ein straffes Fahrwerk, viel Platz im Fond und eine umfangreiche Serienausstattung. Sein fairer Preis macht ihn zu einem guten Angebot. Leider ist die Auswahl an Extras bei ihm sehr begrenzt. Ein Schiebedach bietet Mazda für den 3 ab Werk beispielsweise überhaupt nicht mehr an.

Den spritzigsten Antrieb bietet der 308. Der Franzose punktet durch eine komfortable Federung bei langsamer Fahrt und den günstigsten Preis. Negativ fallen seine teigige Schaltung, das unharmonische Fahrverhalten bei hohem Tempo auf der Autobahn und die schlechte Sitzposition vorn auf.