Batterie-Trucks vs. Wasserstoff-Lkw? Daimler Trucks meint: beides!

Ob Elektro-Lastwagen mit besser Batterie oder mit H₂ fahren, ist noch nicht entschieden. Daimler betrachtet die Energiewende beim Lkw-Antrieb technologieoffen.

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Mercedes Lkw

Mercedes-Benz GenH2 Truck Prototyp

(Bild: Daimler Truck)

Lesezeit: 3 Min.
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Daimler Truck betrachtet die Energiewende beim Lkw-Antrieb technologieoffen und entwickelt sowohl schwere Lastwagen mit Batterie als auch solche mit Wasserstoff als Energieträger. Das gab der Hersteller heute in Stuttgart bekannt. Technikvorstand Andreas Gorbach sagte, Wasserstoff-Lkw könnten "vor allem im harten Fernverkehrseinsatz eine sinnvolle Option für unsere Kunden sein, insbesondere in Bezug auf die Gesamtbetriebskosten".

Damit nannte er das wichtigste Argument für die Diversifikation bei den alternativen Antrieben. Hintergrund seien die vielen verschiedenen Anwendungsfälle und Aufgaben von Lkw. Mit der erneuten Erklärung, dass man seine elektrischen Lkw-Antriebe in einer Doppelstrategie mit einer Energieversorgung entweder aus einer Batterie oder einem Wasserstofftank entwickle, reagierte das Unternehmen auf Pläne des Lkw-Herstellers Traton aus dem Volkswagen-Konzern. Dort rechnet man offenbar fest mit einer schnelleren technischen Entwicklung batterieelektrischer Antriebe und ist daher der Ansicht, man könne den Zwischenschritt mit Wasserstoff als Energieträger auslassen.

Die Wasserstoff-Zukunft

Daimler Trucks gesteht zu, dass beim batterieelektrischen gegenüber dem Wasserstoffantrieb die Energieeffizienz höher sei, gibt jedoch zu bedenken, dass es auch andere Aspekte für einen wirtschaftlichen Betrieb von Fahrzeugen im Frachtverkehr gebe. Die größte Rolle spiele die Verfügbarkeit einer entsprechenden Infrastruktur. Was die Dekarbonisierung des Verkehrs angehe, hänge es für längere Zeit auch an der Verfügbarkeit ausreichend grüner Energie.

Hintergrund für die Doppelstrategie ist die Überlegung, dass für eine lange Übergangszeit der Bedarf an grüner Energie zu einem globalen Handel mit Wasserstoff aus regenerativen Energiequellen sein wird, was seinen Preis deutlich senken soll. Dazu kämen Vorteile bei Kosten und Umsetzbarkeit einer Wasserstoff-Infrastruktur. Viele Kunden wiederum benötigen für den Fernverkehrseinsatz die größeren Reichweiten und die kurzen Tankzeiten, wie sie H2-Lkw bieten. "Bei der Frage nach der besten Transportlösung ist also die Energieeffizienz ein wichtiges, aber lang nicht hinreichendes Kriterium" heißt es in der Pressemeldung von heute.

Daimler Truck rechnet auf ein wasserstoffbasiertes Energiesystem der Zukunft und erinnert daran, dass mehr als 40 Regierungen "umfangreiche Wasserstoff-Aktionspläne auf den Weg gebracht" haben, weil viele Bereiche nur mit Wasserstoff als Energieträger dekarbonisiert werden könnten. Daimler Trucks erwartet, dass bis 2030 "hunderte Milliarden Euro in die Wasserstofferzeugung, den Transport und die Infrastruktur investiert werden."

Daimler Truck entwickelt mit dem Traditionsunternehmen Linde (einem frühen Förderer von Rudolf Diesel) die nächste Generation von Flüssigwasserstoff-Betankungstechnologie für Brennstoffzellen-Lkw. Weitere Kooperationen betreibt das Unternehmen zum Aufbau einer Wasserstofftankstellen-Infrastruktur mit Shell, BP und TotalEnergies. In der Interessengemeinschaft H2Accelerate (H2A) will Daimler Trucks zusammen mit Iveco, Linde, OMV, Shell, TotalEnergies und der Volvo Group Wasserstoff-Lkw europaweit zum Durchbruch verhelfen.

Mit der Volvo Group entwickelt Daimler Truck Brennstoffzellen für entsprechende Fahrzeuge im Rahmen ihres Joint Ventures cellcentric. Ab 2025 soll eine der größten Serienproduktionen in Europa entstehen.

Außer den batterieelektrischen Lkw Mercedes-Benz eCitaro und Mercedes-Benz eActros, dem Mercedes-Benz eEconic, Fuso eCanter und Freightliner eCascadia arbeitet Daimler Truck am brennstoffzellen-elektrisch fahrenden Mercedes-Benz GenH2 Truck mit einer Reichweite von bis zu 1000 Kilometern, dessen Serienanlauf für 2027 geplant ist.

(fpi)