Virtuell operieren und therapieren: Welche Ansätze erweiterte Realität bietet

VR- und AR-Brillen sollen Operationen sicherer machen, Schlaganfallpatienten, Demenzkranken und Menschen mit psychischen Störungen helfen. Funktioniert das?

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Der Eindruck täuscht: Die AR-Brille behindert nicht Mazda Farshads Sicht, sondern liefert dem Chirurgen sogar wichtige Zusatzinformationen., © Universitätsklinik Balgrist  Sabina Bobst

Der Eindruck täuscht: Die AR-Brille behindert nicht Mazda Farshads Sicht, sondern liefert dem Chirurgen sogar wichtige Zusatzinformationen.

(Bild: © Universitätsklinik Balgrist | Sabina Bobst)

Lesezeit: 16 Min.
Inhaltsverzeichnis

Ein Operationssaal in der Universitätsklinik Balgrist in Zürich. "Ein Millimeter, 14 Grad – zeigt Grün, zeigt: Go!", sagt Mazda Farshad mit breitem Schweizer Dialekt und setzt einen sirrenden Bohrer an der Wirbelsäule des Patienten an, der vor ihm auf dem OP-Tisch liegt. Die Knochen wurden durch einen handlangen Schnitt freigelegt. Winkel und Bohrtiefe werden Farshad über eine AR-Brille eingeblendet, die wie ein riesiges Facettenauge zwischen grüner OP-Haube und Mundschutz sitzt. "Feedback des Chirurgen: Sehr gut!", kommentiert er. "Jetzt kann die Schraube gesetzt werden."

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Es gilt, zwei übereinanderliegende Wirbel zu versteifen, mit zwei Schrauben pro Wirbel und zwei Stangen parallel zur Wirbelsäule. Die perfekte Stangenform wird von der Brillen-Software errechnet und in ein leuchtend blaues Hologramm übersetzt. Die Chirurgen biegen eine Stange aus Titan, gleichen sie immer wieder mit dem Hologramm ab, bis alles passt, und implantieren sie schließlich. Die AR-Brille kann Farshad außerdem eine 3D-Simulation von Knochen, Venen und Gewebe des Patienten einblenden. "Sie wirkt wie ein zusätzlicher Sinn", sagt er. Bisher musste er bei OPs immer wieder zwischen Patient und Monitoren hin- und herschauen, um das eigene Tun mit Bildern aus Computer- oder Magnetresonanztomographen abzugleichen.

Diese holographisch navigierte und in einem Video festgehaltene Wirbelsäulenoperation fand bereits am 11. Dezember 2020 statt. Sie zählt zu den weltweit ersten ihrer Art. Seither häufen sich die Erfolgsmeldungen. Mit virtueller Hilfe sind unter anderem schon Knie, Gehirne und Augen operiert und die Köpfe siamesischer Zwillinge getrennt worden. Und während an Unikliniken wie in Zürich oft mit Eigenentwicklungen gearbeitet wird, verdienen Unternehmen wie Medivis, Arthrex oder Medacta mit den AR-Brillen für die Chirurgie bereits Geld.

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