Recycling: Wie kostbar unsere Fäkalien sind
Pflanzendünger aus Urin und Bioplastik aus Kot könnten teure und knappe Rohstoffe ersetzen. Erste Projekte schließen diese Nährstoffkreisläufe.
- Susanne Donner
Das Experiment kostet Überwindung: Wie beim Arzt habe ich meinen Urin in einem Becher gesammelt. Dann trete ich hinaus auf den Balkon, schaue auf Astern und Nelken und ein wenig unsicher auf den Becher mit der schwappenden Flüssigkeit. Ich bin gesund, habe keine Medikamente genommen, sage ich mir, die Pflanzen werden nichts Schlechtes abbekommen, und leere den Urin in den Blumenkasten.
Ich hätte auch eine Flasche Aurin vom Schweizer Hersteller Vuna bestellen können. Das ist nichts anderes als ein Pflanzendünger, der nur aus menschlichem Urin hergestellt wird. Aber das Produkt ist gerade enorm begehrt. Die Preise für Mineraldünger haben sich seit Beginn des Kriegs in der Ukraine verdreifacht. Und so ist auch das dunkelbraune Aurin gerade ausverkauft.
"Wir bauen derzeit drei neue Standorte auf", sagt Vuna-Chef Sebastian Etter: In Lausanne, Genf und im schweizerischen Freiburg soll 2023 ebenfalls Dünger aus Urin entstehen. In Paris werde laut Etter das kleine Geschäft der 2000 Bewohner eines ganzen Neubauquartiers in eine Aurinproduktion fließen. Die Raumfahrtbehörde ESA will die flüssigen Exkremente seines Personals ebenfalls recyceln lassen. Vuna möchte regelmäßig Tanklaster in die französische Hauptstadt schicken, um den verkaufsfertigen Dünger abzuholen.
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