Überarbeitung für die Honda CBR 1000 RR-R Fireblade SP: Feuer unter Kontrolle

Das Motorrad mit der höchsten straßenlegalen Leistung aus einem Liter Hubraum hat irrwitzige 218 PS. Motor, Fahrwerk und Elektronik wurden jetzt überarbeitet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 11 Kommentare lesen
Honda CBR 1000 RR-R Fireblade SP

(Bild: Honda)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Die Honda mit dem sperrigen Namen CBR 1000 RR-R Fireblade SP hat serienmäßig den stärksten straßenzugelassenen Ein-Liter-Reihenvierzylinder-Saugmotor der Welt. Honda spricht von exakt 217,6 PS, wobei die Angabe aufs Komma genau vermutlich nur Renn-Ingenieure interessieren dürfte. Mit der Leistung sticht die Fireblade alle anderen Superbikes aus. Die SP bringt im Vergleich zur ebenso starken Standard-Fireblade auch noch ein semi-aktives Fahrwerk und Brembo-Stylema-R-Bremsen mit.

Zwar bietet die Ducati Panigale V4 R (Test) mit V4-Motor die gleiche Leistung, doch kostet sie aber auch rund 15.000 Euro mehr. Wobei die CBR 1000 RR-R Fireblade SP mit 28.100 Euro Listenpreis schon kein Schnäppchen ist. Dafür erhält der Sport-Fan aber auch alles, was schnell macht. Zwar kam die intern als SC82 bezeichnete Fireblade bereits 2020 auf den Markt, doch so exzellent sie auch war, es gab noch einige Kritikpunkte. Vor allem ihre lange Endübersetzung, die ihr zu viel Spritzigkeit nahm, und die extreme Sitzposition. 2022 gab es dann die ersten Nachbesserungen, doch so ganz überzeugen konnte sie immer noch nicht. Deshalb nahmen sich die Entwickler die Fireblade noch einmal gründlich vor und präsentieren für 2024 eine in vielen Details optimierte Version.

Honda CBR 1000 RR-R Fireblade SP (8 Bilder)

Honda hat sein Superbike CBR 1000 RR-R Fireblade SP für 2024 gründlich überarbeitet.
(Bild: Honda)

So wurden unter anderem die Titan-Pleuel und die Kurbelwelle erleichtert, was insgesamt eine Ersparnis von 565 Gramm ergibt. Ventilfedern und -hub sowie die Steuerzeiten sind modifiziert, die Verdichtung von 13,4:1 auf 13,6:1 erhöht. Es bleibt zwar bei 217,6 PS, aber sie liegen jetzt schon 500/min früher an: bei 14.000. Das Gleiche gilt für das maximale Drehmoment: Es beträgt weiterhin 113 Nm, aber schon bei 12.000 statt 12.500/min. Ganz wichtig ist Honda, dass die Leistungskurve im mittleren Drehzahlbereich nun geglättet ist und gleichmäßiger ansteigt.

Für bessere Beschleunigung und Durchzug änderten die Entwickler erneut die Gangstufen und vergrößerten das Kettenblatt um einen Zahn, sodass sich eine noch kürzere Endübersetzung ergibt. Der serienmäßige Endschalldämpfer von Akrapovic hat ein Liter mehr Volumen und reduziert die Geräuschentwicklung von 99 auf 96 dB(A). Es wurde Zeit, könnte man sagen.

Außerdem bekommt die Fireblade ein neues Ride-by-Wire mit zwei separaten Stellmotoren für die Drosselklappen (je eine für zwei Zylinder), die für sanftere Lastwechselübergänge kurz nacheinander geöffnet werden. Auch die elektronischen Assistenzsysteme sind überarbeitet. Im ABS-Modus "Race" (den es neben den ABS-Modi "Standard" und "Track" gibt) ist das Anti-Blockier-System am Hinterrad abgeschaltet.

Doch "power is nothing without control", wie es die Pirelli-Reklame vor 30 Jahren so schön formulierte. Daher wurden Rahmen und Chassis umfangreich geändert. Zunächst einmal ist der Aluminiumrahmen um 960 Gramm leichter, unter anderem weil Innenrippen entfernt und die Rohrquerschnitte geändert wurden. Vor allem aber hat er dadurch 17 Prozent weniger Seiten- und 15 Prozent weniger Torsionssteifigkeit und kann so durch Bodenwellen in Kurven auftretenden Energien besser verarbeiten. Das verbessert Handling und Grip. Die Form der Aluminiumschwinge stammt von Hondas MotoGP-Werksrenner RC213V-S. Die obere Halterung des hinteren Federbeins ist jetzt direkt am Motorblock befestigt, der bisherige Querträger entfällt. Der Radstand bleibt zwar bei 1455 mm, aber der Lenkkopf steht mit 65,3 Grad minimal flacher und der Nachlauf vergrößert sich leicht auf 101,9 mm.

Um die Fahrbarkeit zusätzlich zu verbessern, erhielt der geringfügig vergrößerte 16,5-Liter-Tank eine neu geformte Abdeckung. Sie ist oben niedriger und hinten schmaler, um einen engeren Fahrerkontakt zu ermöglichen. Die Sitzhöhe beträgt immer noch 830 mm, aber die Lenkerstummel sind 19 mm höher und 23 mm enger positioniert, während die Fußrasten um 16 mm nach unten wanderten. Das ergibt eine entspanntere Sitzposition, auch wenn sie auf einem Superbike natürlich nie wirklich tourentauglich ist.

Gabelflattern unterdrückt der dreistufig einstellbare Lenkungsdämpfer von Showa. Das semi-aktive Fahrwerk der CBR 1000 RR-R Fireblade SP bekommt als erste Serienmaschine der Welt die dritte Generation von Öhlins NPX-Upside-down-Gabel mit 43 mm Durchmesser. Hinten arbeitet ein Federbein des gleichen Herstellers mit dem star-wars-tauglichen Namen TTX36S, beide Federungskomponenten verfügen über die von Öhlins 2022 eingeführte Spool-Valve-Technologie für ein noch feinfühligeres Ansprechverhalten. Bei dieser wird das Ansprechverhalten der Dämpfer mit elektromechanischen Ventilen elektronisch gesteuert. Wahlweise kann es aber auch ganz nach den Wünschen des Fahrers eingestellt werden.

Honda CBR 1000 RR-R Fireblade SP (7 Bilder)

Die Fireblade wurde nur zu dem Zweck konstruiert, um das schnellste Motorrad auf der Rennstrecke zu sein.
(Bild: Honda)

Die Aerodynamik der Feuerklinge optimierten die Entwickler durch die Form von Verkleidung und Winglets. Zum einen reicht die Verkleidung jetzt unten bis nah an den Hinterreifen, was der Umströmung helfen dürfte, während sich der Anpressdruck von den weiter nach vorne gerichteten Flügeln erhöht. Bei den Bremsen griff Honda zu den radial angeschraubten Stylema-R-Bremszangen von Brembo mit 330-mm-Bremsscheiben, hinten unterstützt ein Einkolben-Schwimmsattel mit 220-mm-Bremsscheibe. Serienmäßig steht die Fireblade auf sehr haftfreudigen Pirelli Diablo Supercorsa SP in den Dimensionen 120/70-17 und 200/55-17.

Keyless-Entry

Wie gewohnt, kann der Fahrer im fünf Zoll großen TFT-Display zwischen den drei vorinstallierten Fahrmodi wählen oder den Power-Modus in fünf, die Schlupfregelung in neun, die Motorbremse in drei und die Wheelie-Kontrolle ebenfalls in drei Stufen individuell einstellen. Das Menü wird über einen Vierwege-Schalter am linken Lenkerende bedient. Ein Keyless-Entry-System ist ebenso serienmäßig wie die LED-Beleuchtung im Scheinwerfer, Rücklicht und den Blinkern. Eine Lithium-Ionen-Batterie hilft, das Leergewicht der Honda auf 201 kg zu drücken.

Bei der CBR 1000 RR-R Fireblade SP ist Honda einige der bisherigen Kritikpunkte angegangen, sie zeigt sich in fast jeder Hinsicht optimiert. Der weltgrößte Motorradhersteller hat natürlich den Ehrgeiz, auch das stärkste Superbike zu bauen. Die Leistungsfähigkeit der Fireblade lässt sich selbstverständlich nur auf der Rennstrecke erfahren, und auch dort können nur Profis den Grenzbereich des 218-PS-Geschosses ausloten.

Hersteller Honda
Modell CBR 1000 RR-R Fireblade SP
Motor und Antrieb
Zylinder 4
Ventile pro Zylinder 4
Hubraum in ccm 1000
Leistung in kW (PS) 160 (218)
bei U/min 14.000
Drehmoment in Nm 113
bei U/min 12.000
Verdichtung 13,6:1
Antrieb Kette
Getriebe Sequenzielles Schaltgetriebe
Gänge 6
Fahrwerk
Rahmen Aluminium-Brückenrahmen
Radaufhängung vorn Upside-Down-Telegabel, 43 mm Standrohr
Radaufhängung hinten Aluminium-Zweiarmschwinge mit Umlenkungs-Federbein
Reifengröße vorn 120/70-17
Reifengröße hinten 200/55-17
Bremsen vorn Doppelscheibe, 330 mm, Vierkolben-Festsättel, radial montiert
Bremsen hinten Einzelscheibe, 220 mm, Zweikolben-Festsattel
Lenkkopfwinkel in Grad 66,4
Nachlauf in mm 99,8
Federweg in mm v/h 120/137
Maße und Gewichte
Radstand in mm 1455
Gewicht vollgetankt in kg 201
Tankinhalt in Litern 16,4
Sitzhöhe in mm 830

(fpi)