Vorstellung Opel Astra Sports Tourer 2022

Der elfte Kompakt-Kombi von Opel soll trotz knapperer äußerer Abmessungen im Innenraum mehr Platz bieten als sein Vorgänger.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen
Opel Astra Sports Tourer 2022

(Bild: Opel)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Kaum etwas hat bei Opel eine so lange Tradition wie das Konzept eines bezahlbaren Familien-Kombis. Über Jahrzehnte war die Marke damit enorm erfolgreich. Schon vom zweiten Kadett, der intern mit dem Buchstaben "A" versehen wurde, liefen in zwei Jahren knapp 127.000 Stück vom Band. Immer wieder dem Zeitgeist angepasst, konnte Opel auf eine treue Käuferschaft zählen, die den Kulturbanausen in der Chefetage sogar die Entsorgung des traditionsreichen Namens "Caravan" verzieh. Nun steht die mittlerweile elfte Auflage des kompakten Opel-Kombis an.

Mehr zum Opel Astra

Der neue Astra Sports Tourer, so scheint es, soll mit einigen Fehlern des Vorgängers aufräumen. Der war grundsätzlich kein schlechtes Auto, bei der Nutzung der Verkehrsfläche aber kein Held. Auf knapp 4,74 Metern hatte er ein bestenfalls durchschnittliches Raumangebot vorzuweisen. Der Neue will es besser machen, und zumindest die Zahlen deuten an, dass dies gelungen sein könnte. Nummer 11 ist immerhin 6 cm kürzer als sein Vorgänger, doch der Radstand ist 7 cm länger. Die gewaltig verschobenen Proportionen sind unverkennbar: Der bislang sehr lange Teil vor den Vorderrädern ist nun knackig kurz.

Selbst gegenüber dem Fünftürer legt der Radstand um 5,7 cm zu. Opel wollte vermutlich vermeiden, dass irgendjemand nochmal schreibt, der Kombi sei in der zweiten Reihe knapp geschnitten. Der Zuwachs geht dabei nicht auf Kosten des Kofferraums. Opel spricht im Beipackzettel stets von "mehr als" und nennt folgende Daten:

Volumen minimal Volumen maximal
Astra 608 1634
Astra PHEV 548 1574

Das wäre schon deutlich mehr als im längeren Vorgänger, dessen Volumen in der Preisliste mit 540 Litern angegeben wurde, um gleich darunter etwas verschämt hinzuzufügen, dass ein Notrad oder ein Soundsystem den ohnehin nicht üppigen Platz nochmals deutlich beschneidet. Wie das künftig gehandhabt wird, muss sich zeigen.

Opel Astra Sports Tourer 2022 (6 Bilder)

Im Innenraum hat sich Opel zu einem radikalen Wandel entschieden: Von der eher rundlichen Gestaltung des Vorgängers ...

Sympathisch erscheint jedoch, dass sich die Opelaner bemüht haben, den Gepäckraum praktisch einzurichten. Nur für die Versionen mit Verbrennungsmotor ist als Extra ein ganz ernsthaft "Intelli Space" getaufter Ladeboden erhältlich. Der sei ganz einfach in zwei Höhen zu justieren und im Bedarfsfall in einem 45-Grad-Winkel zu arretieren. Die Laderaumabdeckung lässt sich unter dem Boden verstauen. Reifenreparatur-Kit und Erste-Hilfe-Kasten seien mit "Intelli Space" zu erreichen, ohne vorher Gepäck ausladen zu müssen. Da hätte sich wohl manch einer gefreut, wenn das auch ohne dieses Extra geklappt hätte.

Zum Start im Frühjahr 2022 werden vier Motoren angeboten. Die beiden 1,2-Liter-Dreizylinder-Benziner leisten 81 und 96 kW, der stärkere kann auch mit einer Achtgang-Automatik geordert werden. Als einziger Diesel steht ein 96-kW-Motor bereit, und dabei wird es bleiben. Denn auch bei Opel ist das Interesse am Selbstzünder rückläufig. Der Trend geht auch hier zu einer Elektrifizierung. Schon zum Start des nächsten Astra-Kombi wird ein Plug-in-Hybrid mit 133 kW Systemleistung angeboten, eine noch stärkere Version mit 165 kW soll im Laufe des nächsten Jahres nachgereicht werden.

Opel Astra Sports Tourer 2022 außen (7 Bilder)

Kantig ist er geworden, der neue Opel Astra Sports Tourer. Die eher rundlichen Formen des Vorgängers ...

Leider hat Stellantis beide etwas auf Kante genäht, was Batterie und Ladeleistung angeht. 12,4 kWh Energiegehalt sind nicht üppig, und unter Umständen auch nicht zukunftsfest. Denn es ist ja nicht ausgeschlossen, dass die Ampel-Koalitionäre die CO2-Grenze der Förderung rauswerfen und tatsächlich nur noch die Mindestreichweite als Kriterium herangezogen wird. Dann müsste Stellantis nachlegen, denn mit 12,4 kWh sind die 80 km, die ein PHEV künftig rein elektrisch am Stück schaffen muss, um die Förderung zu bekommen, nicht zu machen.

Die Plug-in-Hybride können serienmäßig nur mit 3,7 kW laden, Opel reiht sich hier in die ähnlich bescheiden aufgestellte Konkurrenz ein. Gegen Aufpreis bietet Stellantis eine Ladeleistung von 7,4 kW an, doch da auch dieses Ladegerät nur einphasig ist, bleibt es in der Regel selbst mit einer Wallbox bei 3,7 kW. Das schnellere Tempo lässt sich in der Regel nur an öffentlicher Ladeinfrastruktur nutzen. Deutlich geschickter wäre es gewesen, zumindest ein zweiphasiges Ladegerät anzubieten, mit dem sich die 7,4 kW auch mit der häuslichen Infrastruktur nutzen ließen. Ganz nebenbei wäre es auch klug gewesen, sich hier von der Konkurrenz abzusetzen.

(mfz)