Atomkraft: Reaktor 3 des AKW Olkiluoto darf ganz hochfahren – 13 Jahre verspätet

Nach diversen Verzögerungen wird nun damit gerechnet, dass der finnische Reaktor vom Typ EPR im Dezember dieses Jahres regulär Strom erzeugt.

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Reaktor 3 des AKW Olkiluoto.

(Bild: TVO)

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Reaktor 3 des finnischen Atomkraftwerks Olkiluoto darf auf die volle Leistung von 1600 MW hochfahren. Dafür hat die finnische Atomaufsicht STUK dem Betreiber TVO nun die Genehmigung erteilt.

Bisher lief der Reaktor auf einem Leistungsniveau von 60 Prozent, wie Betreiber TVO mittteilt. In diesem Monat soll der Reaktor testweise mit 80 Prozent laufen, die reguläre Stromproduktion im kommenden Dezember beginnen.

Olkiluoto 3 ist ein Europäischer Druckwasserreaktor (EPR), der seit 2005 von Framatome (damals Areva) und Siemens gebaut wird. Ursprünglich wurde der Betriebsbeginn für 2009 angestrebt, die Baukosten waren auf 3 Milliarden Euro angesetzt, sie belaufen sich inzwischen auf etwa 11 Milliarden Euro.

Im Dezember 2021 erreichte der Reaktor erstmals Kritikalität. Damit wurde erstmals seit gut 40 Jahren in Finnland ein neuer Reaktor in Betrieb genommen, in Europa zuletzt vor 15 Jahren, hieß es vor gut einem halben Jahr. Die zwei Reaktoren in Loviisa sind seit 1977 beziehungsweise 1980 am Netz, die in zwei bereits in Olkiluoto bestehenden seit 1978 und 1980.

In den vergangenen Monaten ereigneten sich mehrere Anlässe für Verzögerungen, wodurch Olkiluoto 3 nicht wie geplant ab Mitte Juni dieses Jahres regulär Strom erzeugen sollte. Mitte Januar wurde der Reaktor, der zu der Zeit in der Probeproduktion lief, schnellabgeschaltet.

Im Probelauf werde ein sorgfältig geplantes Testprogramm ablaufen, erläutert TVO. Während der Zeit werde bereits Strom an das Netz abgegeben. Während des Probebetriebs werden Komponenten des Reaktors auf unterschiedlichen Leistungsstufen getestet, dabei werden Inspektionen und sich daraus ergebende Wartungs- und Reparaturarbeiten durchgeführt. Dabei dementiert TVO Vorwürfe, das Unternehmen oder seine Mitarbeiter würden die Fertigstellung von Olkiluoto 3 absichtlich hinauszögern, um die gut bezahlten Jobs länger zu erhalten und den Strompreis hochzuhalten.

Der von Framatome und Siemens, das für den konventionellen Kraftwerksteil zuständig ist, entwickelte Reaktortyp EPR wird unter anderem auch im französischen Flamanville gebaut, auch dort verzögert sich die Inbetriebnahme um gut zehn Jahre. In Großbritannien soll mit Hinkley Point C kommenden Jahr ein EPR in Betrieb gehen.

(anw)