Belarus: Mail mit Bombendrohung erst nach erzwungener Flugzeugumleitung gesendet

Nachdem Behörden in Belarus am Sonntag ein Flugzeug zur Landung gezwungen haben, hatten sie das mit einer Bombendrohung begründet. Die kam aber zu spät.

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(Bild: Renatas Repcinskas/Shutterstock.com)

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Nachdem in Belarus ein Flugzeug unter Berufung auf eine Bombendrohung per E-Mail zur Landung gezwungen wurde, hat der Mailanbieter bestätigt, dass die Mail erst nach der Umleitung gesendet wurde. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und zitiert einen Sprecher von Proton, über dessen Dienst ProtonMail die vorgebliche Drohung verschickt wurde.

Zwar könne er wegen der Verschlüsselung nichts zum Inhalt der E-Mail sagen, aber er könne bestätigen, dass sie erst nach der Umleitung des Flugzeugs verschickt worden sei, wird der Sprecher zitiert. Zuvor hatte eine Forschungsgruppe die angebliche Mail veröffentlicht, sie wurde demnach erst 25 Minuten nach der Umleitung versandt.

Die Bombendrohung per E-Mail war später als Begründung für einen ungewöhnlichen Vorgang am Sonntag vorgebracht worden. Zuvor hatten die belarussischen Behörden eine Passagiermaschine der irischen Fluggesellschaft Ryanair auf dem Weg von Griechenland nach Litauen zur Landung gebracht. Aufgestiegen war auch ein Kampfflugzeug vom Typ MiG-29, mutmaßlich um der Aufforderung Nachdruck zu verleihen.

Die Bombendrohung hatte sich später als falsch herausgestellt, mehr als 100 Menschen waren an Bord der Maschine, die meisten konnten weiterfliegen. An Bord war auch der belarussische Regimekritiker Roman Protassewitsch und seine Freundin Sofia Sapega. Beide wurden festgenommen, ihr Schicksal ist weiterhin ungewiss.

Schon vorher waren die Behauptungen zu der Drohmail weitgehend als unglaubhaft bezeichnet worden. Über den Inhalt der Mail hatte dann etwa das Magazin Newslines berichtet, eine Forschergruppe namens Dossier Center hatte sie in die Hände bekommen. Gesendet wurde sie angeblich von der palästinensischen Terrororganisation Hamas, die vorgeblich einen Waffenstillstand mit Israel erzwingen wollte. Der war zum Zeitpunkt der E-Mail aber schon seit zwei Tagen in Kraft. Die Hamas hat die Verantwortung ebenfalls bereits zurückgewiesen.

Weil ProtonMail auf Verschlüsselung setzt und Inhalte nicht einsehen kann, könne das Unternehmen nichts dazu sagen, zitiert Reuters. Metadaten könne es aber teilweise verifizieren und damit bestätigen, dass die Drohung zu spät verschickt wurde. Das untergräbt die Argumente aus Belarus weiter.

(mho)