Beseitigung von Weltraumschrott: Mission von ClearSpace jetzt für 2026 geplant

Das Schweizer Unternehmen ClearSpace soll für die ESA eine Raketenstufe aus der Erdumlaufbahn entfernen. Der vorgelegte Plan wurde nun erfolgreich abgenommen.

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So soll der Satellitenfänger aussehen

(Bild: ClearSpace)

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ClearSpace hat einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur ersten Entfernung eines großen Stücks Weltraummüll aus der Erdumlaufbahn absolviert. Wie das Schweizer Raumfahrtunternehmen jetzt publik gemacht hat, wurde die erste große Überprüfung der Missionspläne durch Europas Weltraumagentur ESA bestanden. Dabei habe man nachgewiesen, dass man die technologischen Anforderungen erfülle. Aktuell geht man bei ClearSpace davon aus, dass man frühestens 2026 den Satelliten starten werde, der sich ein "großes Stück Weltraumschrott" greifen und damit abstürzen soll. Der dafür entwickelte vierarmige Greifer sei vergangenen Oktober erfolgreich in Weltraumforschungs- und Technologiezentrum (ESTEC) in den Niederlanden getestet worden. Darüber hinaus habe die ESA beschlossen, die nächste Projektphase voll zu finanzieren.

Die ESA hat 2020 an ClearSpace den ersten Auftrag zur Beseitigung von Weltraumschrott aus dem Orbit vergeben. Das Start-up soll dafür den oberen Teil einer 2013 gestarteten europäischen Vespa-Rakete einsammeln und dafür sorgen, dass er in der Atmosphäre verglüht. Mit der Beauftragung eines privaten Unternehmens wollte die ESA nach eigener Aussage auch dazu beitragen, dass sich aus dieser Müllbeseitigung ein neuer Bereich der kommerziellen Raumfahrtindustrie entwickelt. Weil es im Erdorbit immer voller wird, gibt es inzwischen immer mehr Überlegungen dazu, wie man dort aufräumen kann. Dazu wird aktuell an verschiedenen Konzepten gearbeitet, ClearSpace gehört zu den Vorreitern. Eigentlich war die Mission für 2025 geplant, nun ist die Rede von 2026.

Die zu entfernende Vespa-Raketenstufe kommt auf eine Masse von 112 kg, also etwa so viel wie ein Kleinsatellit. Ihre Form ist aber einfacher und außerdem ist sie robuster konstruiert. Deshalb wurde sie als Zielobjekt ausgewählt. Das Objekt kreist in einer Parkposition in rund 660 bis 800 Kilometern Höhe um die Erde. Der ClearSpace-Satellit soll unter Aufsicht der ESA in eine Höhe von etwa 500 Kilometern gebracht werden und sich von dort dem Objekt nähern. Mit seinen vier Roboterarmen soll er das Objekt dann greifen, damit beide zusammen abstürzen und dann verglühen können. In der nächsten Projektphase soll jetzt die nötige Ausrüstung beschafft und das technische Modell des Satelliten konstruiert werden, erklärt ClearSpace.

Weltraumschrott ist für die Raumfahrt ein wachsendes Problem. Trümmer und inaktive Satelliten rasen mit immensen Geschwindigkeiten um die Erde. Schon kleinste Teile könnten bei einer Kollision andere Satelliten zerstören und dabei wiederum neue Trümmer erschaffen. Dadurch kann schlimmstenfalls eine Kettenreaktion ausgelöst werden, bei der komplette Bahnen im Erdorbit leer gefegt werden, die dortigen Satelliten also zerstört werden. Erst vor wenigen Tagen war solch eine Kollision von Weltraumschrott mit womöglich katastrophalen Folgen offenbar nur äußerst knapp ausgeblieben. In einem Abstand von nur 6 Metern waren eine sowjetische Raketenstufe und ein ausrangierter russischer Satellit aneinander vorbeigerast.

(mho)