Biblisch: Aisis veröffentlichen neues Oasis-Album dank KI
Die Band Breezer ist "Aisis" und veröffentlicht ein Album, das klingt wie die 90er Oasis. Liam Gallagher gibt seinen Segen.
In der Musikbranche gibt es derzeit anscheinend zwei Seiten: Die einen finden Musik, die mittels Künstlicher Intelligenz geschaffen wurde, super. Die anderen versuchen, derartige Experimente zu verhindern. Oasis gehört offenbar zur ersten Gruppe, zumindest ein Teil von Oasis. Konkret schreibt Liam Gallagher, seinerzeit nicht gerade bekannt für Demut oder Bescheidenheit, zum neuen KI-Oasis-Album: "Verrückte scheiße, ich klinge mega." Tatsächlich ist das aber nur ein halbes Eigenlob.
Gallaghers Stimme ist mittels KI generiert worden. Zunächst hatte die britische Band Breezer bereits im Corona-Lockdown die Songs geschrieben. Sie selbst spielten die Instrumente ein, die Stimme des Sängers wurde dann aber künstlich durch jene von Liam Gallagher ersetzt. Heraus kam das Album "Aisis – The Lost Tapes Vol. 1". Breezer erklärte dem Guardian, sie hätten nicht mehr länger auf ein neues Album von Oasis warten wollen, und das deshalb selbst in die Hand genommen. Aktuell sind die gut 30 Minuten nur bei Youtube verfügbar.
Das Wellenrauschen zu Beginn klingt arg vertraut nach jenem von "Champagne Supernova" vom Hit-Album "(What's the Story) Morning Glory?". Und wüsste man es nicht besser, all das, was folgt, geht getrost als 1990er Oasis durch, klassisches Brit-Pop-Geschrammel, verzerrte Gitarren und Rotz, auf Dauer anstrengend. Fragwürdig stilecht: Es klingt auch ein bisschen wie 1995er-Kassetten. Laut Liam Gallagher ist das aber noch immer "besser als all das Geschniefe da draußen". Bruder Noel Gallagher indes hat sich zumindest bei Twitter nicht geäußert. Auf seinem Account gibt es Werbung für sein bald erscheinendes neues Album.
Pro KI und die Frage nach dem Urheberrecht
Auch die Sängerin Grimes ist pro KI. Sie hat erklärt, jeder könne ihre Stimme nutzen, sollte ein entstandener Song erfolgreich sein, wolle sie die Lizenzgebühren teilen. Richtig konkret, ab wann das greift und wie das ablaufen soll, konnte sie das noch nicht erklären. Die Musiker Drake und The Weeknd finden ihr gefälschtes Duett nicht so cool. Es dauerte allerdings auch, bis nach der Veröffentlichung auf mehreren Streamingplattformen bekannt wurde, dass es sich um einen KI-Fake handelt. In einem Statement des Labels Universal Music war daraufhin die Rede von "verletzenden Inhalten", die mittels KI generiert werden. Wobei niemand weiß, ob der gesamte Song künstlich entstanden ist oder auch hier nur die Stimmen verwendet wurden.
Urheberrechtlich ist der gesamte Bereich generative KI aktuell an vielen Stellen noch recht unklar. Grundsätzlich scheinen Juristen einig zu sein, dass künstlich generierte Inhalte keinem Urheber zugesprochen werden können. Die Frage ist jedoch, wie es mit anteilig KI-generierten Inhalten ausschaut. Ob die Stimmen von bekannten Personen für solche Songs genutzt werden dürfen, betrifft zudem das Markenrecht, und ist wiederum zu verneinen. Es sei denn, der "Rock'n'Roll Star" und die "Gott-ähnliche Rasta Ikone" Gallagher findet es geil und erlaubt es. Biblisch.
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(emw)