Bring back the buttons: Mechanische Knöpfe statt Touchscreens im Auto

Riesige Displays mit Touchscreens sind aus modernen E-Autos kaum wegzudenken. Doch sie gefährden die Fahrsicherheit, findet das Bewertungsportal Euro NCAP.

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großes Dashboard eines Mercedes EQS 580

(Bild: Ulrike Kuhlmann, heise online)

Lesezeit: 2 Min.

Matthew Avery, Direktor für strategische Entwicklung im europäischen New Car Assessment Program (Euro NCAP), beklagt den zunehmenden Einsatz von Touchscreens in modernen Autos. Die Art der Eingabe gefährde die Sicherheit, weil die Fahrer beim Bedienen zu stark vom Fahrgeschehen abgelenkt würden. Außerdem müsse dabei jedes Auto anders bedient werden und man könne nicht einfach in ein Fahrzeug steigen, ohne erstmal grundlegende Bedienelemente lernen zu müssen.

In einem BBC-Interview hatte Avery berichtet, dass die Euro NCAP für die Bewertung der Mensch-Maschine-Schnittstelle im Fahrzeug 2026 neue Kriterien einführen wolle. Diese wolle man zusammen mit der Industrie erarbeiten. Führende Autohersteller sollen dazu ermuntert werden, wieder mehr Knöpfe in ihre Fahrzeuge einzubauen, um das Autofahren sicherer zu machen.

Die Bewertung der Euro NCAP ist kein verbindliches Label, sie gilt aber als Richtschnur für die Fahrsicherheit eines Autos. Die Sicherheitsbewertung wird anhand von Fahrzeugtests ermittelt, die in vereinfachter Form reale Unfallszenarien darstellen, bei denen Fahrzeuginsassen oder andere Verkehrsteilnehmer verletzt oder getötet werden könnten. Dabei vergeben die Fahrzeugsicherheitsprüfer der Euro NCAP Sterne als Noten – je mehr, desto besser beziehungsweise sicherer.

Die Autohersteller haben sich vor allem in modernen E-Autos zunehmend für eine berührungsempfindliche Oberfläche auf großen Bildschirmen und gegen mechanische Knöpfe entschieden, gerade in den teuren E-Autos der Oberklasse. Der Vorteil von Touchscreens: Sie sind flexibel einsetzbar, da ihre Bedienung einfach (um)programmiert werden kann. Der Trend geht zu berührungsempfindlichen Bildschirmen, die von einer Seite des Armaturenbretts zur anderen reichen und in diesen lassen sich mechanische Knöpfe nur aufwendig beziehungsweise teuer integrieren.

Als Alternative zum Touch-System oder Drehknopf bietet sich die Sprachsteuerung an. Allerdings kann diese stören, wenn sich mehrere Personen im Auto befinden. Außerdem dürften wichtige Sicherheitsfunktionen vorerst der taktilen Steuerung vorbehalten bleiben. Wenn die Euro NCAP ihre künftige Sternevergabe für sicherheitsrelevante Ausstattungsmerkmale tatsächlich an Knöpfe statt Toucheingaben bindet, dürfte das die Entwicklung in der Automobilindustrie nachhaltig beeinflussen.

(uk)