Den PC auf den Fernseher streamen: Klappt super! | Moonlight/Sunshine im Test

Den PC im Arbeitszimmer verzögerungsfrei auf den Fernseher im Wohnzimmer streamen: Das geht mit Moonlight und Sunshine. c't 3003 hat's getestet.

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Lesezeit: 16 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
Inhaltsverzeichnis

Ein Problem, das vermutlich viele kennen: Der PC steht im Arbeitszimmer, nutzen will man ihn aber auf Fernseher, Tablet oder Handheld. Möglich machen das die Open-Source-Projekte Moonlight und Sunshine.

(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)

Guckt mal hier: Das ist mein PC im Arbeitszimmer. Und das ist mein Fernseher drei Räume weiter. Und auf dem Fernseher spiele ich Cyberpunk 2077 in 4K. HDR geht auch. Ohne spürbare Verzögerung! Und jetzt kommts: An dem Fernseher hängen gar keine Videokabel, das Spiel läuft auf meinem PC und wird übers interne Netz direkt auf den TV gestreamt! Von einer App, die auf dem Fernseher läuft. Und übrigens muss auch der Controller nicht mit dem PC gekoppelt sein, sondern einfach nur mit dem Fernseher. In diesem Video erkläre ich euch, wie dieses Kunststück funktioniert; und falls ihr keinen kompatiblen LG-Fernseher habt, könnt ihr das auch einfach über 'nen Raspi, 'nen Steamdeck, ein Handy, einen alten Thin-Client oder ein Tablet streamen. Eigentlich auf allem, was einen Videostream anzeigen kann. Natürlich alles Open-Source und kostenlos. Möglich machen's Moonlight und Sunshine. Bleibt dran!

Liebe Hackerinnen, liebe Internetsurfer, herzlich willkommen hier bei...

Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele von euch das Problem kennen: Ihr habt einen PC in Raum A, aber ihr wollt das Ding in Raum B nutzen, wo ihr zum Beispiel ein großes Display wie einen Fernseher habt. Oder ihr wollt halt auf irgendwas Tragbarem euer PC-Game weiterspielen, im Badezimmer zum Beispiel.

Also bei mir ist das zum Beispiel so, dass ich in meinem STUDIO (man könnte auch Arbeitszimmer oder Rumpelbude sagen) einen richtig guten PC stehen habe, wer diesen Channel hier verfolgt, weiß das, selbst zusammengebaut, die Kiste. Ja, aber ich sitz ja schon den ganzen Tag hier, wenn ich dann abends was spielen will, will ich hier nicht auch noch rumhängen. Sondern halt lieber im Wohnzimmer, schön auf dem Sofa, aber das ist halt drei Zimmer weiter. Und der PC ist sehr schwer. Und im Wohnzimmer steht auch ein 65-Zoll-OLED, der für viele Spiele eh besser geeignet ist als mein PC-Monitor.

So, und deshalb hab ich mich jetzt mal ein bisschen ins lokale Streaming reingefuchst. Das ist ja eigentlich ein alter Hut. Also zum Beispiel hat 2017 ja Valve die SteamLink-Hardware rausgebracht, die hat genau das gemacht. Das kleine Kistchen per HDMI an den Fernseher, Controller mit dem Kistchen gekoppelt und dann vom PC übers Netz gestreamt. Drei Jahre später war aber schon wieder vorbei mit der SteamLink-Hardware; und die Technik ist jetzt einfach in Steam integriert und heißt jetzt Remote Play.

ABER: Zumindest bei mir hat das immer nur so halb gut funktioniert. Also irgendwas hat da früher immer gehakt, geruckelt. Was jetzt aber nicht heißen soll, dass das bei euch auch so sein muss! Also ich möchte Steam Remote Play nicht dissen, sondern sage nur: Moonlight und Sunshine funktionieren bei MIR besser.

Mit der Software, also Moonlight und Sunshine, die ich in diesem Video vorstelle, habe ich auf meinem Setup so gut wie keine Probleme gehabt.

Kurzer Einschub: Mein Setup, und ich liste das hier jetzt mal so detailliert auf, weil diese Streaming-Sachen sehr unterschiedlich auf unterschiedlichen Systemen laufen, da sind solche konkreten Angaben oft sinnvoll.

Ist auf der Host-Seite ein Windows-11-PC mit AMD 7950X3D-CPU und Nvidia RTX4090 und auf der Client-Seite ein LG OLED65CX-Fernseher von 2020 mit direkt mit dem TV über Bluetooth gekoppelten PS5-Dualsense-Gamecontroller..Auf dem Fernseher läuft die LG-WebOS-App von Moonlight (Developer-Mode erforderlich). Im Netz hängen alle Geräte per LAN-Kabel gekoppelt über DLink-DGS-Switches an einer Fritzbox 6690.

Ich habe damit mehrere Stunden auf meinem Fernseher vom PC gestreamt gespielt und ganz ehrlich: Hätte man mir gesagt, der PC ist direkt per Kabel ans TV angeschlossen, hätte ich das auch geglaubt. Ich habe keine Verzögerung bei der Steuerung festgestellt und auch keine Bild-Fehler oder Artefakte gesehen. Das einzige: Hin und wieder stoppte der Ton mal für 'ne Viertelsekunde oder so; aber da hätte ich zuerst eh gedacht, dass es am Spiel liegt. Die Tonaussetzer traten bei mir allerdings bei mehreren Spielen auf, also liegt das wohl ziemlich sicher am Streaming – aber wirklich gestört hat mich das nicht. Also insgesamt ist das mit Abstand die beste Qualität, die ich bislang beim Thema Spielestreaming gesehen habe. Und ich habe auch schon sehr intensiv mit anderen Streaminglösungen wie damals Google Stadia und zum Beispiel Shadow herumexperimentiert. Klar, bei Stadia und Shadow steht der Gaming-PC weit entfernt in einem Rechenzentrum und nicht nur drei Zimmer weiter, aber das Prinzip ist ja das Gleiche: Der Client schickt Befehle von Controller oder Maus und Tastatur übers Netz an einen Server, der berechnet Bild und Ton und schickt die Daten als Video- und Audiostream zurück an den Client.

Und was ist denn jetzt dieses Moonlight und Sunshine? Ja, das sind beides kostenlose Open-Source-Projekte, Sunshine ist der Host, also das Programm läuft auf dem Server, also dem Rechner, der Bild und Ton berechnet. Moonlight ist der Client, der empfängt den Video-und-Audio-Stream von Sunshine und schickt da auch Controller-Befehle hin.

Ursprünglich war Moonlight ein Hack für Nvidias Gamestream, also damit man das auch mit anderen Geräten als mit dem Nvidia Shield benutzen kann. Gamestream ist genau das, was ich gerade erklärt habe, nur eben von Nvidia; eingebacken in den Grafikkartentreiber. Und die wollten halt ihre Shield-Hardware verkaufen, denn zuerst hat das nur damit funktioniert: Also der Gaming-PC brauchte ne Nvidia-Grafikkarte und als Client konnte man nur so eine Nvidia-Shield-Box verwenden. Mit Moonlight konnte man das Ganze dann auch ohne Shield verwenden, also zum Beispiel auf Raspis oder Tablets. Nvidia hat jetzt aber kürzhlich die Entwicklung von Gamestream EINGESTELLT, also das wird auch nicht weiterentwickelt. Stand heute ist die Gamestream-Funktion zwar immer noch im Nvidia-Treiber zu finden, aber auf Nvidia-Shields wird bzw. Wurde die Funktion entfernt.

Aber ist ja gar nicht mal so schlimm, denn es gibt ja Sunshine. Und diese Open-Source-Software bildet GameStream nicht nur nach, sondern hat auch noch einige Vorteile: Vor allem läuft sie nicht nur auf Nvidia-Grafikkarten, sondern auch auf AMD- oder Intel-Grafikhardware. Und sie läuft auch nicht nur unter Windows, snder nauch unter Linux und macOS. Während Sunshine anfangs noch nicht ganz so gut funktionierte wie Gamestream, ist es inzwischen, zumindest bei unseren Tests, mindestens gleich gut.

Sunshine ist superleicht zu installieren. Einfach hier die für euer System passende Version runterladen, also hier unter Windows also diese hier. Und einfach doppelklicken zum installieren. Dann öffnet sich eine Seite im Browser, wo ihr einmal Login/Passwort festlegen müsst. Eventuell. warnt euch euer Browser, dass ihr euch mit einer unsicheren Seite verbindet, das müsst ihr dann einmal erlauben. Wenn ihr eingeloggt seid, könnt ihr Sunshine konfigurieren.

Ich rate euch, das alles erstmal auf den Voreinstellungen zu lassen, tweaken könnt ihr das später auch noch. Das einzige, was wichtig ist: Hier unter Applications könnt ihr die Spiele oder Programme eintragen, die ihr dann direkt in Moonlight starten wollt. Voreingestellt ist bei Sunshine "Desktop" und "Steam". Also einfach euer Desktop, klar, und Steam im "Big-Picture"-Mode.

Wenn ihr da manuell eine Software reinwerfen wollt, auf “Add New” klicken**, hier oben bei Application Name den Namen des Spiels reinschreiben und bei “Detached Commands” dann einfach den kompletten Pfad zur ausführbaren Datei rein.

Um den Pfad easy zu kopieren, einfach Shift + Rechtsklick auf die .exe des Spiels und dann auf “als Pfad kopieren”, einfügen und einmal auf das grüne Plus klicken. Bei Image unten könnt ihr “Find Cover” klicken und dann findet Sunshine meist automatisch ein passendes Bild. “Save” klicken, fertig.

Falls Sunshine direkt beim Systemstart starten soll, geht ihr bei laufendem Sunshine unter Windows in “Dienste” (Windows-Taste und “Dienste eingeben) und sucht “Sunshine Service”. Und hier dann unter “Eigenschaften” “Starttyp: Automatisch” auswählen. Zack, startet dann automatisch. Das ist vor allem sinnvoll, wenn ihr über den Moonlight-Client euren PC über Wake-on LAN hochfahren wollt. Tatsächlich habe ich das bei mir so laufen und das funktioniert auch einwandfrei. Weil ich kein Auto-Login in Windows einstellen will, muss ich dann nur über den Moonlight-Client meine Windows-PIN eingeben, das ist aber unproblematisch. Und runterfahren kann man den Rechner zum Beispiel auch ganz komfortabel über Steam-Big-Picture.

Ja, und dann braucht ihr eben noch Moonlight als Client. Und das läuft wirklich nahezu überall. Also auf den üblichen Desktop-Betriebssystemen natürlich, auf Raspis, auf LG-Fernsehern, ChromeOS, auf der Nintendo Switch; es gibt sogar eine RISV-V-Version.

Ich zeige euch hier mal vier Installationen:

Hier, Nummer 1, unter Windows: Es gibt einen Installer, den halt einfach Doppelklicken, oder auch eine portable Version. Hier entpackt ihr die ZIP-Datei in einen Ordner und startet dann moonlight.exe. Dann müsst ihr Client und Host koppeln, das passiert, in dem ihr die vierstellige Zahl, die Moonlight euch anzeigt, einmal in Sunshine eintippt. Ist das einmal gekoppelt, müsst ihr das nicht wieder machen. Ja, und dann könnt ihr hier in den Moonlight-Einstellungen einmal die Auflösung festlegen und dann noch ein paar andere Sachen. Hier würde ich ansonsten empfehlen, auch erstmal mit den Standard-Werten zu arbeiten.

Nummer 2: Auf Raspis ab Raspi 4 installiert ihr Moonlight mit diesem Befehl. Starten könnt ihr Moonlight dann einfach mit “moonlight-qt”. Am besten funktioniert das, wenn ihr parallel keinen Desktop laufen habt. Dafür könnt ihr zum Beispiel Raspberry Pi OS Lite installieren, da ist gar kein Desktop enthalten. Achtet nur drauf, dass ihr möglichst die aktuelle Version nehmt, die auf Debian 12 Bookworm basiert.

Nummer 3: Ja, und auf LG-Fernsehern mit webOS als Betriebssystem ist die Installation auch einigermaßen einfach, ihr müsst euch auf allerdings zwingend auf https://webostv.developer.lge.com/ einen Account anlegen.

Zuerst müsst ihr auf eurem Fernseher die “Developer Mode”-App installieren, die findet ihr einfach im normalen LG.-Content-Store. Dann diese App starten, einloggen mit dem von euch angelegten Login und dann auf “Enable Developer Mode” drücken und auf den Neustart warten. Dann nochmal die Developer-Mode-App starten und “Dev Mode Status” auf ON schalten und den “Key Server” anschalten. Dann notiert oder merkt ihr euch die IP-Adresse, die euer Fernseher hier anzeigt, und die “Passphrase”.

So, dann könnt ihr an euren Rechner gehen und das Programm “webOS Dev Manager” installieren. Das starten und “Add Device”, bei “Connection Mode” auf “Use Developer Mode”, da dann nochmal die Checkliste angucken, ob ihr alle gemacht habt, dann könnt ihr bei “Device Name” eurem Fernseher einen Namen geben und die IP-Adresse sowieso die Passphrase eintippen. Zack, seid ihr mit eurem Fernseher verbunden. Hier könnt ihr dann oben unter “Avaliable” die Moonlight-App installieren. Wichtiger Hinweis noch: Der Developer-Mode muss mindestens alle 40 Tage einmal “aufgefrischt” werden, ansonsten starten über den Dev-Mode installierte Programme nicht mehr. Dafür geht ihr in die Developer-Mode-App und drückt auf “Extend Session Time”. Dann geht der Timer wieder auf 1000 Stunden hoch.

Achso, und ihr könntet nun einfach Maus und Tastatur an den Fernseher anschließen, der hat ja USB, aber ihr könnt euch unter Einstellungen/ “Anschluss”/"Einstellungen der Geräteverbindng" einen Bluetooth-Controller koppeln. Wenn ihr jetzt Moonlight startet, sollte sich schon das Hauptmenü mit dem Controller steuern lassen. Die Maus bewegt ihr übrigens mit gleichzeitig gedrückter Playstation-Taste und Analogstick rechts.

Nummer 4: Auf dem Steamdeck installiert ihr Moonshine im Desktop-Mode einfach über Discover. Ihr könnt das dann als Nicht-Steam-Game hinzufügen, dass ihr Moonshine auch im normalen Steam-Menü seht.

Sunshine und Moonlight unterstützen übrigens prinzipiell HDR, aber das geht nur, wenn das physisch an den Host-Rechner angeschlossene Display auch HDR kann. Bei mir ist das so, dass mein normaler Bildschirm im Arbeitszimmer kein HDR beherrscht, aber der OLED-Fernseher schon. Um hier HDR aktivieren können, bräuchte ich halt entweder einen HDR-fähigen Arbeitsplatz-Monitor oder so einen sogenannten EDID-Emulator, also ein kleines Kästchen, was dem Rechner einen beliebigen Monitor vorgaukelt. Ich habe so einen für 6,99 Euro ausprobiert und: Das klappt tatsächlich. Nice.

Und was noch wichtig ist: Eigentlich ist das nur zum Streamen im eigenen Heimnetz, aber ihr könnt euren PC über Sunshine auch nach außen streambar machen, also dass ihr zum Beispiel im Urlaub oder so per Tablet auf eurem PC zockt. Dafür könnt ihr das Moonlight Hosting Tool installieren, Link in der Beschreibung.

Also, im 3003-Team fanden alle meinen Themenvorschlag mit dem PC-Game-Streaming etwas speziell. So nach dem Motto “machen das echt Leute?”. Aber ich kenne echt ne ganze Menge Menschen, die irgendwo nen Desktop-PC stehen haben, damit gerne spielen würden, aber halt nicht da, wo der PC steht. Und rumtragen ist ja echt auch keine gute Option. Also ich kann euch versichern, dass ich das Ganze weiterhin regelmäßig nutzen werde. Ich hab nämlich zum Beispiel GTA5 immer noch nicht durchgespielt, habe aber einen alten PC-Spielstand und will das gerne auf dem Sofa zuendespielen. Und ich bin echt sehr pingelig, was die Bildqualität angeht. Wenn das schlechter aussehen würde als direkt am PC, würde ich das nicht machen.

Und wenn man dann och bedenkt, dass Sony mit dem Portal sogar eine eigene Handheld-Konsolte rausgebracht hat, die nur dafür da ist, die Bild- und Tonausgabe einer PS5 zu streamen – also vielleicht ist das doch ein Thema, was viele Leute interessiert. (Kleine Bonus-Info: MIt dem Tool Chiaki könnt ihr die PS5 sehr komfortabel auf SteamDecks streamen.)

Ja, wie seht ihr das ganze Streaming-Thema? Findet ihr das interessant? Oder ist das Frickelkram, das niemand braucht? Gerne in die Kommentare schreiben! Und abonnieren natürlich! Tschüss! Achja: Nächste Woche kommt das Video erst am Sonntag! Weil wir fahren nämlich nach New York um uns so ein komisches Headset zu kaufen. Tschüss!


c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.

(jkj)