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Dryad: Der Rauchsensor, der Waldbrände erschnüffelt

Das Start-Up Dryad baut Sensoren, die Waldbrände anhand von Gas erkennen können. Die dafür aufgebaute Infrastruktur könnte aber auch Holzdiebe abschrecken.

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Mit einem Holznagel werden die Dryad-Sensoren in einen Baumstumpf geschlagen.

(Bild: heise online/dahe)

Lesezeit: 3 Min.
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Ein grünes Sechseck am Stiel, in dessen Inneren eine Solarzelle sitzt: So sehen die Sensoren aus, mit denen das Berliner Start-Up Dryad Waldbrände erkennen kann. Bereits 20.000 dieser Gas-Sensoren seien weltweit bereits im Einsatz, sagte Dryad-Chef Carsten Brinkschulte auf dem MWC im Gespräch mit heise online.

An insgesamt 50 Standorten ist die Waldbrand-Früherkennung namens "Silvanet" von Dryad bereits aktiv – vor allem in Südeuropa, aber auch vereinzelt in Deutschland. Die Sensorik stammt von Bosch.

Die zugehörige KI wurde im Labor per Maschinenlernen darauf trainiert, bei Waldbränden entstehende Gase zu erkennen. So sollen Kohlenmonoxid und Wasserstoff zuverlässig erkannt und Fehlalarme vermieden werden.

Für die Früherkennung von Waldbränden gibt es verschiedene technische Ansätze. In Kalifornien arbeitet etwa ein KI-System mit mehr als tausend Kameras, um Waldbrände schneller zu identifizieren als Menschen. In mehreren deutschen Bundesländern versucht das Waldbrandüberwachungssystem "Fire Watch" ebenfalls, Waldbrände mithilfe von Kameras zu erkennen. Ziel solcher Systeme ist es, aufkommende Waldbrände schneller zu entdecken und einzudämmen.

"All diese Systeme sind sinnvoll", sagt Dryad-Chef Brinkschulte. "Silvanet ist eine gute Ergänzung zu den anderen Lösungen". Kamera-Systeme und Satellitenaufnahmen können Rauch erst nach einer gewissen Zeit erkennen, können dafür allerdings große Flächen abdecken. Das Dryad-System erkennt Rauch schneller, laut Brinkschulte in 1 bis 60 Minuten. Einsatzkräfte können deutlich schneller reagieren als bei anderen Frühwarnsystemen.

Das Innere eines Silvanet-Sensors von Dryad. Auf Lithium-Ionen-Akkus verzichtet das Berliner Unternehmen, um selbst nicht noch für zusätzliche Brandgefahr zu sorgen. Stattdessen kommen Superkondensatoren zum Einsatz, die aus Solarenergie gespeist werden.

(Bild: heise online/dahe)

Damit das funktioniert, müssen die Dryad-Sensoren aber engmaschig installiert werden. Brinkschulte spricht von einem Sensor per Hektar. Zusammen mit der nötigen Infrastruktur sei das recht teuer, weshalb sich das Dryad-System vor allem für Gefahren-Hotspots eigne. Dryad eignet sich etwa für Bereiche neben Bahnschienen und Wanderwegen, wo die Gefahr für von Menschen verursachten Bränden besonders hoch ist.

Die solarbetriebenen Sensoren von Dryad nutzen LoRaWAN für die drahtlose Datenübertragung. Sie kommunizieren mit mehreren Mesh-Gateways, die wiederum mit Border Gateways in Kontakt stehen. Sie übermitteln Daten per 4G oder als Notfalloption 2G in die Silvanet Cloud von Dryad. Dort werden die Daten von der KI ausgewertet und im Ernstfall automatisiert an die verantwortlichen Behörden oder Kommunen weitergeleitet.

Mesh Gateways werden im Abstand von wenigen Kilometern aufgestellt, um mit den einzelnen Sensoren von Dryad zu kommunizieren.

(Bild: Dryad)

Im vergangenen Jahr sollen Waldbrände in Europa bis Mitte August nach den Aufzeichnungen des European Forest Fire Information Systems (EFFIS) 260.000 Hektar Wald zerstört haben. Der Weltklimarat IPCC geht davon aus, dass das Risiko von Waldbränden infolge des fortschreitenden Klimawandels weiter steigen wird.

Die Senoren von Dryad sind seit dem vergangenen Jahr im Einsatz. Seitdem kam es nur einmal zum Ernstfall, sagt Brinkschulte: In einem Waldgebiet im Libanon sei es zu einem Brand gekommen. Das Silvanet-System habe nach 30 Minuten Alarm geschlagen.

In Zukunft möchte Dryad aber nicht nur Waldbrände erkennen. Die in den Waldgebieten aufgebaute Mesh-Infrastruktur könne mit anderen Sensoren kombiniert werden, um weitere Einsatzfelder zu erschließen. Geplant sind etwa Sensoren, die Bodenfeuchte erfassen, Wachstummessen oder gar Kettensägengeräusche erkennen, um Forstgebiete vor Holzdiebstahl zu schützen, erklärt Brinkschulte. "Wir wollen praktisch das Internet of Trees" bauen.

(dahe)