EU-Kommission: KI-Startups dürfen Supercomputer nutzen – ein Preis winkt

Die Hochleistungsrechenressourcen der EU sollen künftig auch kleinen Firmen offenstehen, die an großen KI-Modellen arbeiten. Ein Millionenwettbewerb lockt.

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(Bild: Gorodenkoff / Shutterstock.com)

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Die EU will dem Erfolg von OpenAI mit ChatGPT etwas entgegensetzen und junge Firmen beflügeln, die große, rechenintensive Modelle für Künstliche Intelligenz (KI) entwickeln. Die EU-Kommission und das Gemeinsame Unternehmen für europäisches Hochleistungsrechnen (EuroHPC) haben im Rahmen einer gemeinsamen Initiative zugesagt, die Superrechner der Gemeinschaft für europäische Start-ups sowie kleine und mittlere Firmen im KI-Sektor zu öffnen. Der Zugang zu diesen Rechenressourcen soll zudem auch für die "breitere KI-Gemeinschaft" geöffnet beziehungsweise ausgeweitet werden. Darauf einigten sich beide Seiten am Donnerstag auf dem vierten Treffen der KI-Allianz in Madrid.

Zum Auftakt hat die Kommission einen mit 1 Million Euro dotierten "großen Preis für große KI" unter Leitung des von der EU finanzierten Projekts AI-Boost ausgeschrieben. Im Rahmen des Wettbewerbs werden bis zu vier vielversprechende europäische KI-Startups ausgewählt. Sie sollen dann die EuroHPC-Supercomputer nutzen dürfen, um die Entwicklung großer KI-Modelle in Europa voranzubringen. Von den Gewinnern erwartet die Brüsseler Regierungsinstitution, dass sie ihre dabei vorangebrachten Lösungen im Rahmen einer Open-Source-Lizenz für die nichtgewerbliche Nutzung freigeben oder ihre Forschungsergebnisse veröffentlichen. Parallel soll für "ethisch und verantwortungsvoll" handelnde KI-Startups ein Zugang für Trainingszwecke eingerichtet werden.

Ferner will die Kommission im Rahmen ihres Arbeitsprogramms 2024 die Verordnung über die EuroHPC-Initiative vorschlagen, damit junge europäische KI-Firmen dauerhaft auf die europäischen Hochleistungsrechenkapazitäten zugreifen können. Prinzipiell soll die "optimale und effiziente Nutzung" der Supercomputer für wissenschaftliche und industrielle Innovationen stärker gefördert werden. Aktuell gehören zum EuroHPC-Verbund die drei Rechensysteme Leonardo, Lumi und MareNostrum5. Mit Jupiter und Jules Verne sollen Exa-Supercomputer dazukommen, die die mindestens 10 hoch 17 Rechenoperationen pro Sekunde ausführen können und so zu den besten Rechnern der Welt gehören würden.

Voraussetzung für die Weiterentwicklung und Skalierbarkeit von KI-Modellen ist der Zugang zu Supercomputern von Weltrang, begründet die Kommission den Schritt. Nur so lasse sich das Trainieren und Testen von Algorithmen deutlich beschleunigen, also etwa "von Monaten oder Jahren auf Wochen verkürzen". Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) hatte das Vorhaben in ihrer Rede zur Lage der EU im September angekündigt, um die europäische Rechenleistung "nutzbringend" einzusetzen. Sie zeigte sich nun zuversichtlich, dass der Beschluss Start-ups dabei helfen werde, "die Entwicklung und Skalierung Künstlicher Intelligenz verantwortungsvoll und im Einklang mit europäischen Werten voranzutreiben".

"Die europäischen HPC- und KI-Gemeinschaften können durch die Zusammenarbeit viel gewinnen", erklärte der Direktor des europäischen Hochleistungsclusters, Anders Dam Jensen. Er freue sich, dass das Gemeinschaftsunternehmen "die Synergien und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ökosystemen unterstützen kann".

(tiw)