Elektroautos: Chinesen bauen Batteriezellen-Fabrik in Thüringen

Bisher kaufen Autobauer Batteriezellen für Elektroautos im fernen China ein. Ein neues Werk in Thüringen soll die Produktion nach Deutschland bringen.

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Elektroautos: Chinesen bauen Batteriezellen-Fabrik in Thüringen
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  • dpa

Der chinesische Hersteller Contemporary Amperex Technology Ltd. (CATL) will Batteriezellen für Elektroautos in Thüringen produzieren. Geplant sei ein Werksneubau der CATL, sagte Landes-Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) gegenüber dpa. Details zu dem Großprojekt, über das es wochenlang Spekulationen gegeben hatte, würden am Montagnachmittag in Berlin vorgestellt, kündigte Tiefensee an. Eine Vereinbarung zu dem Batteriezell-Werk solle zuvor im Rahmen der deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen unterzeichnet werden.

Tiefensee sprach von einer der bedeutendsten Industrie-Investitionen der vergangenen zehn Jahre in Thüringen. Das Land habe damit die Chance, "zu einem der wichtigsten europäischen Standorte für Batterietechnologie aufzusteigen".

Nach dpa-Informationen ist der Aufbau des Werkes in Thüringens größtem Industriegebiet "Erfurter Kreuz" in mehreren Etappen geplant. Zunächst solle ein dreistelliger Millionenbetrag investiert werden. Im Gespräch seien mehrere Hundert Millionen Euro, hieß es in Erfurt. Langfristig könnten bis zu 1000 Arbeitsplätze entstehen.

CATL soll im "Erfurter Kreuz" zwischen Erfurt und Arnstadt, das über zwei Autobahnen erreichbar ist, ein etwa 80 Hektar großes Areal im Blick haben. Neben der zentralen Lage in Deutschland – auch zu potenziellen Kunden – soll die Infrastruktur einschließlich einer leistungsfähigen Stromanbindung für den Standort gesprochen haben. Die Chinesen sollen auch andere Standorte in Europa geprüft haben.

Das Handelsblatt hatte kürzlich berichtet, der Autobauer BMW wolle die Batteriezellen für seine Elektrofahrzeuge der kommenden Generation bei CATL bestellen. "Wir haben gerade einen Milliardenauftrag an CATL vergeben", hatte die Zeitung BMW-Vorstandschef Harald Krüger zitiert. Mit CATL habe man sehr früh eine Partnerschaft begonnen und sich auch für den Bau eines Werkes in Europa eingesetzt. Auch Daimler soll nach Angaben des Handelsblatt eine Belieferung durch CATL zumindest erwägen.

Asiatische Konzerne gelten bei der Batteriezell-Fertigung als führend. Deutsche Autobauer setzen eher auf die Kompetenz beim anschließenden Zusammensetzen der Zellen zu Batteriepacks für E-Autos.

Tiefensee hatte bereits vor einigen Wochen Thüringens großes Interesse an der Industrieansiedlung signalisiert. Er hatte betont, dass die Landesregierung "alles tun wird, um das Unternehmen bei der Realisierung in Thüringen zu unterstützen".

Die Unternehmensberatung PwC sieht für die deutschen Autohersteller selbst noch keine Notwendigkeit, eigene Batteriezellen für Elektroautos zu bauen. "Aktuell gibt es genug Wettbewerb, und alle Autohersteller kaufen ihre Zellen bei mehreren Herstellern ein, damit kein Monopol entsteht", sagte PwC-Autoexperte Jörn Neuhausen der Deutschen Presse-Agentur. Er räumte allerding ein, dass es sehr aufwendig und teuer sei, Batterien für Elektroautos um die halbe Welt zu transportieren: "Wenn in fünf Jahren Millionen E-Autos gebaut werden, muss es auch in Europa Zellfabriken geben. Ein Akku wiegt eine halbe Tonne."

Erst kürzlich hatte Tesla-Chef Elon Musk angekündigt, möglicherweise in Deutschland eine Batteriefabrik bauen zu wollen. In Europa entsteht derzeit in Schweden eine Batteriezell-Fabrik, die das schwedische Unternehmen Northvolt errichtet und von Siemens unterstützt wird. (olb)