Elektroautos von Leapmotor könnten bald bei Stellantis in Turin gebaut werden

Stellantis erwägt den Bau von jährlich bis zu 150.000 E-Autos in seinem Werk Mirafiori in Turin für seinen chinesischen Kooperationspartner Leapmotor.

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Leapmotor C11 Produktion Werk Jinhua

Produktion des Leapmotor C11 im 2021 eröffneten Werk Jinhua.

(Bild: Leapmotor)

Lesezeit: 3 Min.

Stellantis könnte im Rahmen seiner Vereinbarungen mit dem chinesischen Autohersteller Leapmotor bald bis zu 150.000 batterieelektrische Autos jährlich in seinem Werk Mirafiori in Turin fertigen. Das berichtet Automotive News Europe unter Berufung auf informierte Kreise. Der Autohersteller mit vierzehn Marken und Sitz in den Niederlanden hat sich vergangenes Jahr im Rahmen eines 1,5-Milliarden-Euro-Deals mit einem Anteil von 21 Prozent beim chinesischen Elektrofahrzeughersteller Leapmotor in Hongkong eingekauft. Mit seinem neuen Partner will Stellantis künftig einen Fuß in die Tür nach China bekommen, nachdem sein Anteil am chinesischen Automarkt mit dem bisherigen Partner Dongfeng nicht größer als 0,3 Prozent geworden ist. Stellantis lieferte im ersten Halbjahr 2023 in der gesamten Asien-Pazifik-Region inklusive China und Indien nur rund 90.000 Fahrzeuge aus. Volkswagen hingegen kam allein in China auf etwa 1,45 Millionen Autos.

Das neue Joint Venture umfasst aber auch Produktion und Vertrieb außerhalb Chinas. Dieser Teil des Gemeinschaftsunternehmens wird zu 51 Prozent von Stellantis kontrolliert und räumt dem Konzern auch exklusive Rechte zur Herstellung von Leapmotor-Elektroautos außerhalb Chinas ein. Nachdem der Vertrag Ende Oktober 2023 unterzeichnet war, sagte Stellantis-Chef Carlos Tavares, dass Autos von Leapmotor innerhalb von zwei Jahren in Europa auf den Markt kommen sollten. Stellantis könnte diese Fahrzeuge ab 2026 oder 2027 in Italien bauen, berichtet Automotive News Europe unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen.

Als die Fachzeitung deswegen auf der Vorstellung der Jahresergebnisse am 15. Februar nachhakte, sagte Tavares, sein Konzern könne die Autos von Leapmotor in Italien herstellen, "sobald es dafür einen geschäftlichen Grund gäbe. Es hängt nur von unserer Kosten- und Qualitätswettbewerbsfähigkeit ab. Dadurch steht uns offen, diese Chance zu einem bestimmten Zeitpunkt zu nutzen". Auf eine spätere Nachfrage sagte ein Sprecher von Stellantis, das Unternehmen habe den Kommentaren seines Chefs nichts hinzuzufügen.

Zurzeit baut Stellantis in Mirafori den batterieelektrischen Kleinwagen Fiat 500E. Die Produktion von Leapmotor-Autos im Werk Mirafiori könnte Stellantis helfen, die mit der italienischen Regierung vereinbarte Produktionssteigerung von 750.000 auf eine Million Autos pro Jahr bis Ende des Jahrzehnts zu erreichen. Die mögliche Produktion von Leapmotor-Autos in Europa gehört zwar zur Vereinbarung, ist allerdings wohl eher ein Nebeneffekt der Zusammenarbeit, die Stellantis in erster Linie den Zugang zum Automarkt in China sichern soll. Ziel der Kooperation ist andererseits ein Absatzschub für Leapmotor auf dem hart umkämpften chinesischen Elektroautomarkt sowie außerhalb der Volksrepublik, beginnend in Europa.

(fpi)