TikTok: Bestimmte Daten europäischer und US-Nutzer werden in China gespeichert

Bislang bekräftigte TikTok wiederholt, keine Nutzerdaten auf Servern in China zu speichern. Nun erklärt der Kurzvideodienst, dass das doch der Fall sei.

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App-Icons Wechats und Tiktoks auf einem Handybildschirm, dahinter die Flagge der Volksrepulik China

(Bild: Boumen Japet / shutterstock.com)

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Daten von US-Amerikanern werden ausschließlich auf Servern in den USA gespeichert – und nicht in China, garantierte TikTok in der Vergangenheit. Nun hat der Kurzvideodienst erklärt, dass unter bestimmten Umständen sensible Informationen doch auf chinesischen Servern gespeichert werden. Etwa wenn Influencer aus den USA oder Europa sich für Programme anmelden, um für Ihre veröffentlichten Inhalte bezahlt zu werden, berichtet das Wirtschaftsmagazin Forbes.

Im März beteuerte der TikTok-CEO Shou Zi Chew bei einer Anhörung vor dem US-Kongress, dass das Unternehmen keine Daten von US-Bürgern in China speichere. Bereits im Vorfeld wies er in einer schriftlichen Erklärung darauf hin, dass TikTok seinen Hauptsitz in Los Angeles und Singapur habe und rund 60 Prozent des Videodienstes im Besitz westlicher Investoren sei. Weder der chinesische Mutterkonzern Bytedance noch die chinesische Regierung habe Zugriff auf die Daten von Nutzern außerhalb Chinas. In China heißt der zu Bytedance gehörende Kurzvideodienst Douyin.

Im Rahmen von Untersuchungen habe Forbes im Anschluss an die Anhörung jedoch herausgefunden, dass TikTok mindestens die Finanzdaten seiner größten US-amerikanischen und europäischen Stars auf Servern in China gespeichert habe, und berichtete darüber. Zu den Betroffenen, deren Daten in China gespeichert werden, zählen demnach auch die Teilnehmer des TikTok Creator Fund, einer Monetarisierungsoption auf TikTok. Nach den Recherchen von Forbes forderten führende Vertreter beider Parteien im Senat Antworten auf mögliche Falschangaben in der Anhörung.

In seiner Antwort erklärt TikTok, dass es einen Unterschied gebe zwischen "US-Nutzerdaten, die von der TikTok-App gesammelt werden" und "Informationen, die Nutzer an TikTok weitergeben", damit sie für die von ihnen veröffentlichten Inhalte bezahlt werden können. Die Nutzerdaten werden demnach auf Servern in den USA und Singapur gespeichert – wo genau die "weitergegebenen" Informationen gespeichert werden, erkläre das Unternehmen nicht. Anhand interner Dokumente konnte Forbes seinem Bericht zufolge feststellen, dass Steuerformulare, Sozialversicherungsnummern und andere Informationen von Urhebern und externen Anbietern in China gespeichert werden – Auszahlungen würden über Tools der in China ansässigen Muttergesellschaft ByteDance verwaltet.

"Wir wurden nach den geschützten Nutzerdaten gefragt, die in der App gesammelt werden, und haben uns in unserer Aussage auf diese konzentriert – nicht auf die Daten der Ersteller", lautete die Antwort TikToks an den Senat. "Geschützte Daten" seien "Benutzerdaten, die von der US-Regierung als besonders schützenswert eingestuft werden", heißt es in dem Schreiben weiter. Man stehe zu den Aussagen, die Führungskräfte gemacht hätten. Das Speichern der Daten von Urhebern sei eine Ausnahme.

TikTok habe betont, dass es Ausnahmen für folgende Informationen gebe: "Öffentliche Daten, Geschäftskennzahlen, Interoperabilitätsdaten und bestimmte Urheberdaten, wenn ein Urheber sich freiwillig für ein kommerzielles Programm anmeldet, das von TikTok unterstützt wird, um neue Zielgruppen zu erreichen und Inhalte zu monetarisieren." Diese Ausnahmen seien in umfangreichen, mehrjährigen Verhandlungen von TikTok mit der US-Aufsichtsbehörde für Auslandsinvestitionen (Commitee on Foreign Investment in the United States – CFIUS) festgelegt worden.

Dazu zählen laut TikTok etwa unterzeichnete Verträge und damit zusammenhängende Dokumente für US-amerikanische Urheber, damit das Unternehmen die geltenden Prüfungs-, Buchhaltungs-, Steuer- und sonstigen Vorschriften einhalten könne. Wie viele andere Unternehmen gehe man geschäftliche Beziehungen mit Unternehmen und Einzelpersonen ein und sammle und speichere bestimmte Informationen. Die Unterscheidung zwischen "zwei verschiedenen Datenkategorien: geschützte Daten und Daten, die unter eine Ausnahme fallen", habe die Senats-Vertreter nicht überzeugt.

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Man sei äußerst besorgt darüber, dass TikTok persönliche, private Daten von Amerikanern in Reichweite der chinesischen Regierung speichere, so die Senatoren in einer gemeinsamen Erklärung. "Die Führungskräfte von TikTok hätten den Kongress wiederholt und absichtlich in die Irre geführt, als sie erklärten, wie das Unternehmen die Daten von Amerikanern sichert und schützt. Die Antwort von TikTok macht kristallklar, dass die Daten der Amerikaner immer noch Pekings drakonischem und allgegenwärtigem Spionagesystem ausgesetzt sind – trotz der Behauptungen von TikToks irreführender PR-Kampagne."

Der stellvertretende Vorsitzende des Geheimdienstausschusses des Senats, Marco Rubio, habe Anfang des Monats den Generalstaatsanwalt Merrick Garland aufgefordert, eine Untersuchung des Justizministeriums einzuleiten, ob der CEO von TikTok bei seiner Aussage einen Meineid geleistet habe; 13 Republikaner im Repräsentantenhaus haben sich der Aufforderung angeschlossen.

Auf Nachfrage erklärte der Kurzvideodienst, dass TikTok nicht von der chinesischen Regierung oder der KPCh um Herausgabe dieser Daten gebeten worden sei. TikTok habe der chinesischen Regierung oder der KPCh keine solchen Daten zur Verfügung gestellt, würde dies auch nicht tun und die Löschung der "geschützten Daten" sei bereits im Gange. Dazu gehören laut TikTok aber nicht die persönlichen Daten, die die Top-Creatoren für ihre Bezahlung zur Verfügung stellen.

(bme)