Fall eines Tech-Giganten: Toshiba wird verkauft – nach Krisen und Kontroversen

Einer der drei letzten Festplattenhersteller und Teilinhaber von SSD-Hersteller Kioxia wird aufgekauft – es soll Japans größte Privatisierung werden.

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(Bild: yu_photo/Shutterstock.com)

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Für rund 14 Milliarden Euro (zwei Billionen Yen) soll der Technologiekonzern Toshiba an die Japanese Industrial Partners (JIP) verkauft werden. Der 12-köpfige Vorstand habe am heutigen Donnerstag die Übernahme durch die japanische Kapitalbeteiligungsgesellschaft entschieden, berichtet die Wirtschaftszeitung Nikkei. Die Gesellschaft setzt sich aus zwanzig japanischen Unternehmen zusammen, unter anderem aus dem Energieunternehmen Chubu Denryoku und Chip-Hersteller Rohm. In Deutschland sind die teilnehmenden Firmen eher unbekannt. Der Kauf von Toshiba soll das Unternehmen privatisieren – es würde dann von der Tokioter Börse verschwinden.

Toshiba ist neben Western Digital und Seagate einer der letzten drei Festplattenhersteller. Schon 2019 verkaufte Toshiba an ein amerikanisches Konsortium Anteile seiner ehemaligen SSD-Sparte Toshiba Memory, die nun Kioxia heißt. Im Juni des vorherigen Jahres sagte der Geschäftsführer in einem Interview mit der Financial Times, dass er bereit wäre, die Firma zu verkaufen, solange der Deal "die Firma wieder großartig macht". Die japanische Zeitung Nikkei berichtete als Erstes über den jetzigen Deal.

2015 fand eine Untersuchung eine falsche Buchhaltung bei Toshiba vor, der Bruttogewinn der vergangenen sieben Jahre wurde um 1,2 Milliarden Dollar überschätzt – eine finanzielle Krise folgte. 2019 trat der damalige Vizepräsident von Toshiba zurück: Er hatte die Regeln des Unternehmens gebrochen, indem er mehrere Male Geschäftsessen verrechnete, ohne die Namen der Teilnehmenden angegeben zu haben. Während langjährigen Konflikten mit ausländischen Aktionären über den Kurs des Unternehmens versuchte Toshiba, mit dem japanischen Handelsministerium gegen diese zu konspirieren. Eine Führungskraft solle gesagt haben: "Schlagt sie zusammen".

Mit dem jetzigen Verkauf sollte die Führungskraft mehr Freiraum bekommen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk von Japan NHK schreibt, Ziel der Privatisierung sei der Ausschluss der ausländischen Aktionäre, sogenannter "Aktivisten".

Doch der Druck von Aktionären ist ein Symptom Toshibas finanzieller Lage: Im Februar berichtete das Unternehmen einen Gewinneinbruch von 90 Prozent. Auch Hardware-Verkäufe brachen ein: Ende 2022 hatte Toshiba im Vergleich zum Vorjahr etwa 39 Prozent weniger Festplatten verkauft. Toshiba hat sich nun endgültig für den geplanten Börsenrückzug entschieden – in Zeiten einer globalen Rezession.

Update

"Trillionen Yen" zu "Billionen Yen" korrigiert.

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(szo)