Für Brüssel bleiben Roaming-Gebühren ein Auslaufmodell

Die EU-Kommission will gegen den Widerstand aus der Telecom-Branche an ihren Plänen festhalten, Roaminggebühren für Telefonate im Ausland ganz abzuschaffen. Zuerst sollen die Gebühren aber noch einmal sinken.

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Die EU-Kommission hält an ihren Plänen fest, Roaming-Gebühren für Handygespräche im Ausland bis 2016 ganz abzuschaffen. Allerdings sieht der aktuelle Verordnungsentwurf laut einem Bericht des Magazins Focus einen "freiwilligen Mechanismus" vor. Demnach sollen die Netzbetreiber die Gebühren bis Juli 2016 schrittweise aufgeben.

Halten die Netzbetreiber dennoch an ihnen fest, will Brüssel den Verbrauchern offenbar die Möglichkeit geben, im Ausland Kurzzeitverträge mit anderen Anbietern einzugehen. Bei Grenzübertritt soll der Mobilfunkkunde dann Angebote per SMS erhalten und sich einen Anbieter aussuchen können, bei dem sie dann zu Inlandstarifen telefonieren.

Zunächst sollen die Roaminggebühren im Sommer 2014 erneut sinken. Derzeit dürfen die Anbieter eine Minute im Ausland mit 24 Cent (ohne Steuern) berechnen. Ab kommendem Sommer sollen die Gebühren für eingehende Gespräche, die seit der letzten Senkung im Juli noch mit 10 Cent berechnet werden, erstmals ganz wegfalllen.

Für die Netzbetreiber steht viel Geld auf dem Spiel. Analysten schätzen, dass die Branche 5 Prozent ihres Umsatzes mit Roaming macht – es geht um Milliarden. Der Widerstand gegen die Pläne von Kommissions-Vizepräsidentin Neelie Kroes ist groß. Zuletzt hatte es daher geheißen, Kroes habe von den Plänen Abstand genommen. Der neue Vorschlag darf als Kompromiss gelten: Offenbar setzt Brüssel jetzt auf die Einsicht der Konzerne.

Immerhin fangen erste Anbieter damit an, die Roaminggebühren abzuschaffen: So gilt für britische Kunden des Netzbetreibers 3 ihr normaler Tarif in Ländern, in denen 3 auch Netze betreibt. Der deutsche Mobilfunkprovider Blau verzichtet bei Gesprächen aus dem EU-Ausland nach Deutschland auf Roaminggebühren.

Roaming ist nur ein Teil des EU-Plans für einen einheitlichen europäischen Telekommunikationsmarkt, den die Kommission in dieser Woche vorstellen will. Laut Focus sollen die Anbieter unter anderem verpflichtet werden, nicht mehr nur Zweijahres-, sondern auch Einjahresverträge anzubieten. Internet-Provider sollen zudem zuverlässigere Angaben etwa über die tatsächliche erreichte Übertragungsgeschwindigkeit machen. (vbr)