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Intel: Core Ultra 7 165H soll am Ryzen 7 7840U vorbeiziehen

Mark Mantel

Ein Intel-Wafer mit CPU-Chiplets für Meteor Lake.

(Bild: c't)

Intel stellt elf Core-Ultra-Prozessoren aus der Meteor-Lake-Familie vor. Erste Notebooks sollen ab sofort verfügbar sein.

Es ist so weit: Nach monatelangen Infohappen kommen am Donnerstag die ersten Notebooks mit Intels Meteor-Lake-Prozessoren in den Handel. Sie stellen die erste Baureihe dar, die nicht mehr Core i, sondern Core Ultra heißt [1].

Meteor Lake ist Intels erste CPU-Baureihe, die den eigenen Fertigungsprozess Intel 4 verwendet – jetzt auch mit extrem-ultravioletter (EUV-)Belichtungstechnik. Der Hersteller nutzt den Schritt, um mit einigen Traditionen abzuschließen.

So prügelt Intel die Prozessoren nicht mehr auf maximale Leistung, sondern legt den Fokus auf Effizienz. Zum ersten Mal seit Einführung des H-Suffixes im Jahr 2014 (Core i-4000HQ, Haswell) sinkt die Thermal Design Power (TDP) der meisten H-Modelle unter die 45/47-Watt-Marke. Der Core Ultra 7 165H etwa hat eine TDP von 28 Watt. Solche CPUs hatten zuletzt ein P-Suffix, welches nicht weiter fortgeführt wird.

Beim temporären Turbo können sich Notebook-Hersteller entscheiden, ob sie bei den bisherigen 115 Watt bleiben oder die maximale elektrische Leistungsaufnahme auf 64 Watt mäßigen. Die einzige Ausnahme ist der Core Ultra 9 185H mit einer festen Basis-TDP von 45 Watt und einem 115-Watt-Turbo. Der Zugewinn ist allerdings marginal: Der CPU-Turbo steigt von 5,0 auf 5,1 GHz, die integrierte GPU schafft 2350 statt 2300 MHz.

Modellübersicht der Meteor-Lake-Baureihe. Die drei unteren Modelle sind offiziell zwar für Anfang 2024 angekündigt, ein paar Notebooks mit Core Ultra 9 185H könnten allerdings noch im Dezember erscheinen.

(Bild: Intel)

Die einstige P-Serie stampft Intel ein. Bis 15 Watt TDP decken weiterhin die U-Modelle alles ab. Die Namen sind jetzt angeglichen und haben nicht mehr unterschiedlich viele Ziffern (Core i-13000H vs. Core i-1300U). Obwohl sich nur ein einziger Buchstabe unterscheidet, sind die Unterschiede zwischen U und H jedoch signifikant.

So ist der Core Ultra 7 165H ein 16-Kerner mit sechs Performance-, acht Effizienz- und zwei neuen Low-Power-Effizienzkernen. Der Core Ultra 7 165U und alle anderen U-Modelle haben dagegen nur zwei P-Cores. Die GPU ist mit vier Shader-Clustern (Xe-Cores) nur halb so stark. Damit sinkt nicht nur die Gaming-Leistung: Die verbliebenen Matrix Engines (XMX) sind zu schwach für das KI-Upscaling Xe Super Sampling (Xe SS), weshalb Intel die Funktion bei den U-CPUs deaktiviert.

Feature-Übersicht der Core Ultra 100H. Achtung: Die U-Modelle sind abgespeckt, unter anderem ohne PCIe 5.0. Eine genaue Auflistung der Core Ultra 100U haben wir angefragt.

(Bild: Intel)

Die GPU heißt deswegen "Intel Graphics" und nicht Arc. Nettes Detail: Notebook-Hersteller dürfen die GPU der H-Prozessoren nur dann als Arc bewerben, wenn sie mindestens 16 GByte RAM im Dual-Channel einsetzen (maximal DDR5-5600 oder LPDDR5X-7464).

Zusätzlich ist bei den U-Typen das I/O-Die abgespeckt, unter anderem gibt es weniger PCI-Express-Leitungen und nur PCIe 4.0 statt PCIe 5.0.

Den Fokus hat Intel auf Grafikleistung und Künstliche Intelligenz (KI) gesetzt. Der Core Ultra 7 165H soll in Spielen bis zu doppelt so schnell sein wie der Core i7-1370P. In herstellereigenen Benchmarks profitiert Meteor Lake etwa in "Baldur's Gate 3" besonders stark. Fast alle Spiele legen demnach zumindest im zweistelligen Prozentbereich zu – "GTA 5" ist ein Negativausreißer. Xe SS war in den Benchmarks deaktiviert.

Von Intel erstellte Gaming-Benchmarks sollen die Stärke der neuen Arc-GPU zeigen.

(Bild: Intel)

Mit dem Leistungssprung will Intel an AMDs Ryzen 7 7840U vorbeiziehen – beim Vergleich 28 Watt vs. 28 Watt. Allerdings lässt der Hersteller offen, ob der eigene Core Ultra 7 165H mit 64 oder 115 Watt im Turbo lief. Nichtsdestotrotz: Bei Intels GPU-Leistung geht es voran. AMD kontert 2024 mit Ryzen 8050 oder 9050, als Kombination aus Zen 5 und RDNA 4. Der schon enthüllte Ryzen 8040 ist lediglich eine Neuauflage der bisherigen 7040-Modelle [2].

Komplett neu ist bei Meteor Lake die Neural Processing Unit (NPU) zur Beschleunigung von KI-Algorithmen. Sie sitzt im sogenannten SoC-Tile, das Intel bei allen Core Ultra einsetzt. Ausnahmslos jedes Ultra-Modell hat sie aktiviert – ein Vorteil gegenüber AMD, der Ryzen AI nur bei den teureren Ryzen 7040 und Ryzen 8040 aktiviert.

Intel betont zudem die eigenen Software-Investitionen: Die Firma stellt eigene Entwickler für Partner ab, um KI-Tools auf die eigenen Prozessoren zu optimieren. Auch monetäre Hilfe soll es geben. Programme wie Adobes Premiere Pro und Lightroom, DaVinci Resolve und verschiedene Stable-Diffusion-Ausführungen werden direkt zum Start unterstützt. Im Laufe des Jahres 2024 erwartet Intel einen breiteren Support. Bei AMDs Ryzen AI geht es schleppender voran.

Weil der Software-Support für AMDs Ryzen AI mäßig ist, kann Intel den Konkurrenten teils deutlich abhängen. Die Angaben sind wie immer bei Hersteller-Benchmarks aber mit Vorsicht zu genießen.

(Bild: Intel)

Das Compute-Tile mit den CPU-Kernen stellt einen "Tick" dar, wie Intel ihn früher genannt hätte: Architektonisch ist wenig neu, die Hauptänderung ist der feinere Fertigungsprozess. Es gibt aber ein paar Verbesserungen, die E-Cores beherrschen jetzt etwa Vector Neural Network Instructions (VNNI). Insbesondere über VNNI können auch die CPU-Kerne KI-Algorithmen abarbeiten. Der Thread Director verteilt KI-Arbeit etwa auf die CPU-Kerne, wenn eine niedrige Latenz gefordert ist. Alternativ kann auch die GPU KI-Algorithmen ausführen, wenn besonders viel Leistung gefragt ist.

Laut Intel war der Fokus auf Effizienz eine bewusste Designentscheidung sowohl beim Fertigungsprozess als auch bei den Prozessoren. Wie schon bei vorherigen Prozesswechseln schafft Meteor Lake deswegen aber nicht die Spitzen-Taktfrequenzen der Vorgängergeneration. Der Core i7-1370P ist bei reiner Singlethreading-Last folglich schneller als der Core Ultra 165H und auch 185H.

Intel teilt relative Ergebnisse vom Benchmark SPECrate 2017int_base, in dem der bisherige Core i7-1370P 8 Prozent vor dem neuen Core Ultra 7 165H liegt. Beim Multithreading soll letzterer wieder vorn liegen dank der höheren Effizienz – 9 Prozent nennt der Hersteller hier.

Ein Core Ultra 165H unter der Haube. Das Chiplet (auch Tile genannt) oben links fertigt Intel mit eigener Intel-4-Technik. Die drei anderen Dies stammen von TSMC. Darunter befindet sich ein Basis-Tile, das Intel mit gröberen Strukturen fertigt.

(Bild: Intel)

Einige Notebook-Hersteller könnten schon heute ihre ersten Geräte mit Meteor-Lake-Prozessoren in den Handel bringen. Die erste größere Welle erwarten wir zur Elektronikmesse CES Anfang Januar. Bis zum Sommer dürften dann weitere Notebooks eintrudeln.

Bei der initialen Vorstellung nicht dabei sind die Nicht-Ultra-Prozessoren. Microsoft führt allerdings schon drei solcher Modelle in seiner Windows-11-Supportliste auf [3]: den Core 7 150U, Core 5 120U und Core 3 100U. Diese Typen verwenden Raptor-Lake-Dies der vorangegangenen 13. Core-i-Generation.

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[1] https://www.heise.de/news/Ende-einer-Aera-Core-i-ist-tot-hoch-lebe-Core-Ultra-9188363.html
[2] https://www.heise.de/news/AMD-stellt-seine-ersten-Ryzen-8000-Prozessoren-vor-9566322.html
[3] https://learn.microsoft.com/en-us/windows-hardware/design/minimum/supported/windows-11-22h2-supported-intel-processors
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