KIM-Studie: Mehr Streaming und wenig Sicherheitsvorkehrungen von Eltern

Kindheit, Internet, Medien: Die KIM-Studie 2022 zeigt ambivalentes Verhalten der Eltern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen

(Bild: YAKOBCHUK VIACHESLAV/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Das Internet scheint für Eltern Fluch und Segen zugleich zu sein. Laut KIM-Studie sehen 86 Prozent der Eltern eine Chance für ihre Kinder, wenn diese im Internet surfen dürfen. Gleichzeitig sorgen sich aber auch 80 Prozent, dass im Internet Gefahren für Kinder lauern. Und nur ein Drittel hat technische Sicherheiten für die Nutzung von Medien geschaffen. Zwei Drittel der Eltern haben außerdem angegeben, nicht mal genau zu wissen, wie lange ihr Kind an PC, Laptop, Tablet, Smartphone oder Spielkonsole ist.

Für die Studie wurden 1219 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren befragt. Gleichzeitig gab es für die Eltern einen Fragebogen. Insgesamt nutzen die Kinder, desto älter sie werden, auch häufiger das Internet. Bei den 12- und 13-Jährigen sind es schon 99 Prozent. Ab 10 Jahren hat bereits mehr als die Hälfte der Kinder ein eigenes Smartphone. Und damit geht es dann auch schon los mit dem Schreiben mit Freunden. Am häufigsten wird dazu WhatsApp genutzt. Der Messenger steht grundsätzlich ganz oben auf der Liste der verwendeten Medien.

Neben dem Chatten nutzen Kinder das Internet vor allem, um Filme und Videos zu sehen. Das heißt auch, klassische soziale Netzwerke rangieren deutlich dahinter. Wobei WhatsApp Statusmeldungen erlaubt, also kurze Videos, die etwa 24 Stunden anzuschauen sind und sich danach automatisch löschen. Dennoch ist Facebook beispielsweise für die Jüngeren kein echtes Thema mehr, ebenso wenig Snapchat oder Twitch. Tiktok ist das am häufigsten genutzte soziale Netzwerk, allerdings auch erst nach Youtube, der Google-Suche und der Antwort, das Internet einfach so zu durchsuchen.

Lieblings-Apps der Kinder sind entsprechend WhatsApp, Youtube, Tiktok und Instagram, gefolgt von Snapchat, Google und Facebook sowie Youtube Kids.

Die Frage nach den Freizeitaktivitäten der Kinder ergab, dass die meisten Kinder (67 Prozent) fast täglich oder täglich Fernsehen und Hausaufgaben machen oder lernen. Drinnen und draußen Spielen stehen bei fast der Hälfte der Kinder immerhin noch täglich an. Freunde treffen rangiert auf dem dritten Platz – 33 Prozent der Kinder treffen fast täglich Freunde. 59 Prozent treffen aber immerhin mehrmals die Woche Freunde. Das Smartphone nehmen aber immerhin auch die Hälfte der Kinder täglich in die Hand.

Insgesamt verbringen die Kinder ihre Freizeit allerdings offenbar sehr unterschiedlich. Auch Tiere stehen auf dem Programm, Malen und Basteln wird nach wie vor mehrfach die Woche gemacht, es wird in Büchern gelesen und zumindest von mehr als der Hälfte aller Befragten mindestens ein Mal in der Woche Sport gemacht.

Im Vergleich zur KIM-Studie 2020 schauen Kinder mehr Videos und nutzen häufiger Tablets. Da diese inzwischen selbst in Schulen eingesetzt werden, ist das auch wenig überraschend. Rückläufig ist das Schauen von DVDs oder Blu-Rays. Stattdessen wird mehr gestreamt. Was bei den Erwachsenen im Trend liegt, ist bei den Kids noch kaum angekommen: Podcasts. Auch Zeitschriften und Zeitungen werden nur von sehr wenigen gelesen. Das Kino stinkt inzwischen ebenfalls komplett ab. Brettspiele und Gesellschaftsspiele stehen dafür nach wie vor hoch im Kurs – 32 Prozent der Kinder machen das mindestens ein Mal die Woche.

Fragt man die Kinder, welche drei Sachen sie am liebsten machen, steht auf Platz 1 Freunde treffen, gefolgt von draußen spielen und Sport. Und warum sie Medien nutzen, wird am häufigsten damit beantwortet, dass ihnen sonst langweilig ist oder sie sich alleine fühlen. Spaß mit Medien kommt noch nach "Ärger loswerden wollen".

Der Tagesverlauf hat einen deutlichen Einfluss auf das Mediennutzungsverhalten der Kinder. Morgens wird eher Musik oder Radio gehört – das freilich kaum alleine, sondern eher in der Wohnung allgemein. Jedes zehnte Kind kommuniziert aber auch am Morgen schon über Messenger oder sieht sich Videos an. In der Schule werden wenig Medien genutzt. Am Nachmittag läuft dann wieder Musik und am Abend gibt es Serien zum Essen oder vor dem Schlafengehen. Beim Schlafengehen selbst werden Bücher gelesen oder Hörspiele gehört. Es gibt aber auch Kinder, die mit dem Messenger ins Bett gehen oder noch Musik hören. Ein Viertel der Kinder nutzt am Abend keine Medien.

Für 38 Prozent der Familien stellen Mediatheken eine große Entlastung im Familienalltag dar, da die Inhalte zeitlich flexibel genutzt werden können. Auch der Fernseher wird noch angeschaltet, ohne zu wissen, was läuft.

Kinder schauen zu Menschen aus den Medien auf. 58 Prozent gaben an, für Personen oder Figuren zu schwärmen. Meist sind das Charaktere aus Film und Fernsehen, 30 Prozent kamen aus dem Bereich Sport. Musiker sind nicht ganz so interessant, ebenso wenig Personen aus dem eigenen Umfeld oder aus Büchern. Social Media und Hörbücher oder das Internet allgemein konnte kaum mit Vorbildern glänzen. Bei den Jungs waren besonders beliebt etwa Christiano Ronaldo und Manuel Neuer, Mädchen finden Anna und Elsa aus Frozen toll.

Herausgeber der Studienreihe KIM ist der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs), gemeinsam getragen von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz in Kooperation mit SWR Medienforschung & Analytics.

(emw)