Sperren statt zahlen: Keine Nachrichtenartikel mehr auf Facebook in Kanada

Statt Verlage in Kanada für die Verbreitung von Nachrichtenartikeln zu bezahlen, will Meta die auf Facebook und Instagram in dem Land künftig einfach sperren.

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Eine Frau bedient ein Handy

(Bild: chainarong06/Shutterstock.com)

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Meta wird in Kanada den Zugang zu Nachrichtenartikeln auf Facebook und Instagram sperren. Das teilte der US-Konzern mit, nachdem ein neues Mediengesetz inklusive eines Leistungsschutzrechts verabschiedet wurde. Noch bevor es in Kraft tritt, werde "die Verfügbarkeit von Nachrichten" auf beiden Plattformen für alle Nutzer in Kanada beendet, heißt es in einem Statement. Die Veränderungen würden darüber hinaus keine Folgen für Metas Produkte und Dienste in Kanada haben, man werde sich weiterhin mit Freunden und der Familie verbinden, einem Unternehmen zum Wachstum verhelfen und die lokale Gemeinschaft unterstützten können. Nachrichten hätten ohnehin keinen wirtschaftlichen Wert für Meta, hat die Facebook-Mutter im Mai erklärt.

Mit der Sperrung von Presseberichten setzt Meta eine Drohung um, die im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens wiederholt geäußert worden war. Der jetzt verabschiedete Online News Act sieht vor, dass Tech-Konzerne wie Meta und Google Verlage dafür bezahlen, dass deren Inhalte online verlinken oder anderweitig verwenden. Zwar soll die genaue Summe noch ausgehandelt werden, aber Meta hat sich trotzdem bereits für den Boykott entschieden. Google plant laut CBC ein ähnliches Vorehen, versucht nach eigener Aussage aber, ein Ergebnis zu verhindern, "das keiner will". Keine der im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens geäußerten Sorgen hätten Berücksichtigung gefunden. Kanadas Gesetzgeber, will erreichen, dass die Presse für die Verbreitung ihrer Inhalte angemessen vergütet wird.

Der Konflikt um den Umgang mit Nachrichteninhalten ist nicht auf Kanada beschränkt. In Australien blockierten Facebook und Google Anfang 2021 in einer ähnlichen Auseinandersetzung bereits kurzfristig lokale Nachrichtenseiten, was letztlich zu einem gesetzlich verankerten Kompromiss führte. Facebook schoss bei der Blockade damals übers Ziel hinaus und blockierte sogar Webauftritte der Wetterbehörde oder von Kliniken. CBC zitiert Zahlen, denen zufolge in Australien bereits 190 Millionen Dollar an Medien ausgezahlt wurden. Die Gelder kommen demnach vor allem etablierten Medien und großen Verlagen zugute.

Die kanadische Regierung hat Metas Drohungen als Mobbing bezeichnet, das keine Folgen haben werde, zitiert CBC Premierminister Justin Trudeau. Kanadas Kultusminister Pablo Rodriguez ergänzte demnach, "wenn die Regierung sich nicht für Kanadier gegen die Tech-Giganten einsetzen kann, wer dann?"

(mho)