Mobile Browser und Cloud-Gaming – Großbritannien will Apple und Google prüfen

Die britische Wettbewerbsbehörde prüft Untersuchungen der mobilen Browser von Apple und Google. Cloud-Gaming und der Play Store stehen ebenfalls auf der Liste.

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Portland,,Or,,Usa,-,Apr,21,,2021:,Google,Play,Store

(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

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Die britische Wettbewerbsbehörde Competition and Markets Authority (CMA) plant eine Untersuchung zu den mobilen Browsern auf Android und iOS. Im Detail geht es um die Engines hinter Safari und Chrome. Gegen Apple steht zusätzlich der Umgang mit Cloud-Gaming auf der Liste, das im App Store blockiert wird. Und Google muss sich im Fall einer Überprüfung durch die Behörde den In-App-Zahlungen im Play Store stellen, erklärt die CMA in einer Mitteilung.

Die Browser-Engine ist als technologischer Unterbau und von grundlegender Bedeutung für die Darstellung der Inhalte von Websites – insbesondere in Bezug auf Geschwindigkeit und Funktionalität. Im Jahr 2021 vielen der CMA zufolge 97 Prozent des mobilen Surfens im Internet in Großbritannien auf Googles und Apples Browser-Engine zurück. Lediglich Apple verbietet den Einsatz von Alternativen zur eigenen Browser-Engine auf seinen Mobilgeräten, heißt es bei der CMA weiter. Das würde das Potenzial von konkurrierenden Browsern stark einschränken und könnte Apples Anreize für Verbesserungen in der eigenen Browser-Engine minimieren.

Mit den üblicherweise als Standard voreingestellten Browsern Chrome beziehungsweise Safari haben Google und Apple einen entscheidenden Vorteil gegenüber konkurrierenden Browsern, so die Kritik. Apples Einschränkungen zur Browser-Engine würden zusätzlich die Leistungsfähigkeit von in Browsern ausgeführten Web-Apps deutlich reduzieren. Das wiederum entziehe Verbrauchern und Unternehmen die Vorteile dieser Technologie.

Beim Cloud-Gaming blockiert Apple rigoros den Zugang für andere Anbieter. Gaming-Apps sind der CMA zufolge eine wichtige Einnahmequelle für Apple und Cloud-Gaming könnte eine echte Bedrohung für Apples starke Position im App-Vertrieb darstellen. Die meisten Mobile-Games finanzieren sich durch In-Game-Käufe, an denen Apple 30 Prozent mitverdient.

Angebote wie Microsofts Xbox-Game-Pass bieten Zugriff auf unzählige Spiele in der Cloud mit einer monatlichen Einmalzahlung. So scheiterten auch Microsofts Pläne, seinen Dienst auf das iPhone zu bringen. Um die xCloud (Xbox Cloud Gaming) dennoch auf die mobilen Apple-Geräte zu bringen, entschied sich Microsoft für eine browserbasierte Lösung für iPhones und iPads – und ist auf Apples Browser-Engine angewiesen.

Den Plänen der CMA ist der Mitteilung zufolge eine einjährige Marktstudie zu den mobilen Ökosystemen vorausgegangen, in der sich britische Unternehmen und Start-ups ebenfalls über die Beschränkung auf den mobilen Browser in Bezug auf Cloud-Gaming beschwerten. So erschwere die Einschränkung die Entwicklung von Innovationen und behindere die Konkurrenzfähigkeit.

Parallel zu den Maßnahmen leitet die CMA eine wettbewerbsrechtliche Untersuchung zu den Regeln von In-App-Zahlungen für bestimmte digitale – nicht näher erläuterte – Produkte in Googles Play Store ein. Dazu hat die britische Wettbewerbsbehörde bereits im März 2021 eine ähnliche Untersuchung gegen Apple und seine Bedingungen im App Store eingeleitet.

Ohne Interventionen der Behörden werden beide Unternehmen wahrscheinlich ihre Kontrolle über die Systeme aufrechterhalten und sogar verstärken, erklärt die CMA. Die britische Wettbewerbsbehörde untersucht, wie sie "mit ihren derzeitigen Befugnissen sofort gezielte Maßnahmen ergreifen kann, um diese Probleme anzugehen".

"Wenn es darum geht, wie Menschen Mobiltelefone benutzen, haben Apple und Google alle Karten in der Hand", sagt Andrea Coscelli, Geschäftsführerin der CMA. So gut viele ihrer Dienstleistungen und Produkte auch sein mögen, ihr starker Einfluss auf die mobilen Ökosysteme ermögliche es ihnen, Konkurrenten auszuschließen, den britischen Technologiesektor zurückzuhalten und die Auswahl einzuschränken.

Aktuell sind beim CMA acht weitere Verfahren gegen große Akteure der Technologiebranche anhängig, bei denen es etwa um gefälschte Bewertungen und Problemen mit Online-Werbung geht. Die Gespräche zu den Plänen enden am 22. Juli um 17 Uhr Ortszeit. Anschließend hätte die CMA 18 Monate Zeit, um die Untersuchungen abzuschließen – in Ausnahmen ist eine sechsmonatige Verlängerung des Zeitraums möglich.

(bme)