X/Twitter: Musk fährt nun mit "thermonuklearer Klage" fort

Ein Bericht des Medien-"Watchdogs" Media Matters sorgte dafür, dass große Werbekunden wie IBM und Disney X den Rücken kehrten. Musks Plattform geht dagegen vor.

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Unscharfer Elon Musk hinter Smartphone mit Logo von X vor Twitter-Vogel

(Bild: kavi designs/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Elon Musks Online-Plattform X, vormals Twitter, will die Autoren eines kritischen Berichts verklagen, der vergangene Woche große Werbekunden wie IBM, Apple und Disney von der Plattform zurückschrecken ließ. Die US-amerikanische Medien-Überwachungsorganisation Media Matters for America hatte in einem Bericht gezeigt, dass die Anzeigen von renommierten Werbekunden neben Tweets erschienen, die rechtsextreme, antisemitische und Hitler-verherrlichende Inhalte verbreiten. X wirft Media Matters nun vor, dass der Bericht auf falschen Tatsachen beruhe. Die Werbeanzeigen von IBM und anderen seien nur neben diesen Inhalten aufgetaucht, weil die Gruppe etwa darauf gesetzt hätte, die Seite häufig genug zu aktualisieren und zugleich Interesse für die Anzeigenkunden zu zeigen. Der Bericht beruhe also auf einer gezielten Manipulation.

Media-Matters-Chef Angelo Carusone entgegnete, seine Organisation stehe weiter zu dem Bericht und freue sich darauf, vor Gericht zu gewinnen. Er bezeichnete die Klage laut Reuters in einer per E-Mail verschickten Erklärung als "unseriös". Sie sei "dazu gedacht, Kritiker von X zum Schweigen zu bringen". Musk hatte nach Bekanntwerden der Berichte bereits mit einer "thermonuklearen Klage" gedroht.

Musks Plattform X kämpft nicht erst seit dem Bericht von Media Matters mit schlechter Presse. Da Elon Musk auf seiner Plattform selbst häufig aktiv ist und immer wieder durch antisemitische und verschwörungsgläubige Aussagen auffällt, hat X nicht nur ein Image-Problem; auch der Wert der Firma ist seit Musks Übernahme deutlich gesunken.

Musk vertritt die Ansicht, dass die Meinungsfreiheit unter der alten Twitter-Führung zu stark eingeschränkt wurde und reagierte mit einem Umbau der Plattform und insbesondere einer Einschränkung der Inhalte-Kontrollen. Aufgrund dieser Entwicklung steht er auch in der EU in der Kritik. So hatte kürzlich ein Vertreter der EU-Kommission Reuters berichtet, dass X lediglich 2294 Inhaltsmoderatoren beschäftigt, die sicherstellen sollen, dass sich die Nutzerinnen und Nutzer an die EU-Vorgaben halten. Dies musste X aufgrund des Digital Services Act (DSA) offenlegen. Die Moderatorenzahl von X sei nur ein Bruchteil dessen, was andere Social-Media-Plattformen für die Inhaltskontrolle einsetzen. Zum Vergleich: laut Reuters hat Google gegenüber der EU-Kommission angegeben, dass bei YouTube 16.974 Menschen die Inhalte prüfen, im Play Store sind es 7319.

Da Unternehmen nur eingeschränkten Einfluss darauf haben, neben welchen Beiträgen ihre Werbung platziert wird, müssen die Plattformbetreiber dafür sorgen, dass das Werbeumfeld so gestaltet wird, dass Werbekunden weiterhin Anzeigen schalten wollen.

Die Klage gegen Media Matters reichte Musk beziehungsweise X nun in Texas ein, obwohl das Hauptquartier von X in San Francisco liegt und der offizielle Sitz in Nevada. Der texanische Generalstaatsanwalt Ken Paxton sagte am Montag, dass sein Büro eine Untersuchung zu Media Matters eingeleitet habe und dass er "äußerst beunruhigt" sei über die Vorwürfe. Paxton ist ein bekannter Verfechter rechter Ansichten.

(kbe)