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Schneller Mobilfunk: Wimax-Nachlass könnte an LTE-Advanced übergehen

Dusan Zivadinovic
Wimax-Nachlass könnte an LTE-Advanced übergehen

Der Breitbandfunk Wimax konnte sich weltweit kaum durchsetzen. Den Mobilfunkern fehlen hingegen weiterhin Frequenzkapazitäten. Ericsson und Orange demonstrieren nun, wie sich das brachliegende Wimax-Funkband wiederverwerten ließe.

Der Netzwerkausrüster Ericsson [1] und der französische Netzbetreiber Orange [2] haben kürzlich erstmals die kommende Mobilfunktechnik LTE-Advanced (LTE-A) testweise im 3,5-GHz-Bereich eingesetzt und dabei per Carrier Aggregation einen weiteren Träger aus dem 2,6-GHz-Bereich hinzugenommen. Technisch gesehen ist das nicht weiter überraschend, LTE-A ist von Haus aus für die Trägerbündelung ausgelegt.

Mehr Bedeutung hat der Test aus frequenzregulatorischer Sicht: Das 3,5-GHz-Band ist in vielen Ländern der Welt nach wie vor für Wimax reserviert (Broadband Wireless Access), das aber gegen den Breitband-Mobilfunk (UMTS mit HSPA-Turbo und LTE) keine Chance hatte und deshalb nur wenig Verbreitung fand. So liegt das Wimax-Funkband vielerorts brach. Beispielsweise meldete der Netzbetreiber Sprint im April 2014, das größte Wimax-Netz der USA bis 2015 stillzulegen [3]. Deshalb hat die Mobilfunk-Branche, deren UMTS- und LTE-Netze immer mehr Zulauf erhalten, ein Auge darauf geworfen. Allein in Deutschland nahm die Zahl der mobilen Surfer im Laufe des letzten Jahres um 25 Prozent zu. [4]

Ericsson und Orange haben in Frankreich mit Genehmigung der französischen Regulierungsbehörde ARCEP getestet. Zwar sprechen die Protagonisten lediglich von einem Beleg dafür, dass sich mittels LTE-A und der Trägerbündelung "die Kapazität mobiler Breitbandnetze deutlich erhöhen lässt". Aber praktisch heißt das auch noch: Wir wären bereit, falls eine Regulierungsbehörde das Funkband neu vergeben möchte. Frequenznutzungsrechte, die zwar technologieneutral ausgeschrieben wurden, aber auf Wimax gemünzt waren, sind auch in Deutschland versteigert worden [5]. Sie sind aber auch hierzulande kaum in Verwendung; die Nutzungsrechte gelten derzeit bis zum Jahr 2021.

Der Live-Test lief laut Ericsson unter anderem im Mobilfunknetz von Orange im Innenstadtbereich von Bordeaux mit noch nicht kommerziell erhältlicher 3,5-GHz-LTE-A-Technik und eigens aufgesetzten Antennen für das 3,5-GHz-Band. Allein das 3,5-GHz-Band lieferte dabei bis zu 150 MBit/s, laut Ericsson in einer Entfernung von 700 Metern zur Basisstation. Bei Bündelung mit dem Träger im 2,6-GHz-Band erreichte das Testsystem 300 MBit/s. Über die Distanz in diesem Versuchsaufbau sowie über die Breite der eingesetzten Spektren machte Ericsson keine Angaben.

[Update]: Ericsson gibt auf Nachfrage an, dass im Test 2 x 20 MHz im 3-5-GHz-Band eingesetzt worden sind (Uplink im Bereich von 3410 - 3490 MHz, Downlink im Bereich 3510 – 3590 MHz). Für die Trägerbündelung zog Eircsson weitere 2 x 20 MHz aus dem 2,6-GHz-Band hinzu (Uplink vim Bereich 2500 – 2570 MHz, Downlink im Bereich 2620 – 2690 MHz.

Besonders interessant erscheint, dass sich die Standorte, die eigentlich nur für die Abdeckung mit 1800- und 2600-MHz-Frequenzen gedacht waren, laut Ericsson weitgehend mit den Standorten decken, die man zur Abdeckung desselben Bereichs mit 3,5-GHz-Frequenzen und LTE-A benötigt. Das würde man von der Ausbreitungscharakteristik der deutlich kürzeren 3,5-GHz-Wellen nicht von vornherein erwarten. Netzbetreiber müssten laut Ericsson also für die Aufrüstung auf 3,5 GHz ein solches Netz um nur wenige Basisstationen erweitern (Makro-Zellen), um dieselbe Fläche abdecken zu können. Restliche Versorgungslücken könnten in einem zweiten Ausbauschritt mittels Small Cells (Outdoor oder Indoor) gestopft werden. [/Update]

(dz [6])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-2498918

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.ericsson.com/
[2] http://www.orange.fr/
[3] https://www.heise.de/news/Groesstes-WiMAX-Netz-der-USA-wird-stillgelegt-2166467.html
[4] https://www.heise.de/news/Anteil-der-mobilen-Internetnutzer-kraeftig-gewachsen-2498753.html
[5] https://www.heise.de/news/Versteigerung-von-Wimax-Lizenzen-bringt-56-Millionen-Euro-Update-127271.html
[6] mailto:dz@ct.de