Spielwarenmesse Nürnberg: Mehr Elektronik in traditionellem Spielzeug

Auf der weltgrößten Spielwarenmesse in Nürnberg läuft ohne Elektronik nicht mehr viel: Von acht Auszeichnungen für originelle Spielideen des Jahres 2010 entfallen sechs auf Spielzeug mit integrierten Chips und Leiterbahnen – darunter "E-Gitarren" aus Pappe und Bücher, die längst nicht mehr nur Bücher sind.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Auf der Nürnberger Spielwarenmesse, die am Donnerstag für das Fachpublikum geöffnet wurde und bis kommenden Dienstag (9. Februar) dauert, läuft ohne Elektronik nicht mehr viel: Von den acht Auszeichnungen für originelle Spielideen des Jahres 2010, die von einer achtköpfigen Jury vergeben wurden, entfallen sechs auf Spielzeug mit integrierten Chips und Leiterbahnen. So spielt etwa das Mädchen von heute nicht mehr mit einer herkömmlichen Barbie-Puppe, sondern mit dem "Barbie Video Girl", einer Puppe mit Videokamera und Speicherchip, "mit der die stolze Besitzerin Videos drehen und auf einem Minidisplay abspielen kann". Selbstverständlich wurde bei Mattel auch an eine PC-Anbindung per USB für die spätere Videobearbeitung gedacht (ToyAward 2010 in der Kategorie Trend + Lifestyle).

Rockin' All Over the World: Im Frühjahr soll die globale Vermarktung der "Paper Jamz" starten.

Eher an Jungs dürften die "Paper Jamz" von WowWee Toys gerichtet sein, im Rocker-Look gehaltene dünne "E-Gitarren" aus Pappe, deren Griffbretter die sogenannte "Integrated Active Graphics-Technologie" enthalten: Klimpert der Nachwuchs auf den aufgemalten Saiten, werden die getroffenen Töne über einen integrierten Lautsprecher ausgegeben. Hat der kleine Jimi Hendrix dann Fortschritte gemacht, kann er vom Luftgitarrenmodus (Freestyle Play) in die Modi "Rhythm Play" und "Perfect Play" wechseln und drei Rocksongs nachspielen, die auf dem Gerät gespeichert sind. Ab Mai sollen die "Paper Jamz" weltweit vermarktet werden, der Preis pro "Gitarre" wird mit 40 Euro angegeben (ToyAward 2010 in der Kategorie Emotion + Erlebnis).

Früher kümmerte sich Barbie um Ken - heute dreht sie eigene Videos für YouTube und Co.

(Bild: Mattel)

Etwas nüchterner geht es in der Kategorie "Ökologie + Umweltbewusstsein" zu, wo beim ToyAward 2010 der Franckh-Kosmos Verlag mit seinem GEOlino Power-House punkten konnte. Für 60 Euro erhalten Käufer einen Experimentierkasten mit Elementen wie Solarmodul, Elektromotor, Propeller und Leuchtdiode, damit die Kleinen schon früh herausfinden können, "wie die Energieversorgung aus erneuerbaren Energien funktioniert und wie man diese Quellen am besten nutzt". Und auch ein Buch ist heute kein reines Buch mehr: Um Kindern etwa den Bauernhof näher zu bringen, entwickelte der Ravensburger Verlag das "audiodigitale Lernsystem tiptoi" mit elektronischem Stift, der beim Berühren von Seiten eine Geschichte vorliest, Spiele startet oder kleine Aufgaben parat hält (ToyAward 2010 in der Kategorie Wissen + Lernen).

Rund 60 Prozent der Umsätze im Spielwaren-Handel würden mit Neuheiten gemacht, verdeutlicht Wolfgang Groß von der Handels-Verbundgruppe Vedes. Seien zuletzt Multimedia-Produkte ein absoluter Renner gewesen, zeichne sich in diesem Jahr ein Trend zu mehr Elektronik im Spielzeug selbst ab. Gefragt seien aber auch "Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen". Eigenen Angaben zufolge konnten die etwa 1000 angeschlossenen Fachhändler der Vedes-Gruppe ihren Einzelhandelsumsatz im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent auf 526 Millionen Euro steigern. Auf der Spielwarenmesse präsentieren sich rund 2700 Aussteller aus 59 Ländern. Ein Schlaraffenland für Kinder ist Nürnberg derzeit allerdings nicht: Zutritt wird nur Personen ab 16 Jahren gestattet. (pmz)