Thunderbird 115: Jetzt ist die neue Oberfläche da

Nicht nur ein reguläres Update: Version 115 stellt den freien Mail-Client Thunderbird auf komplett neue Beine – der soll Webmail-Nutzer locken.

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(Bild: Thunderbird)

Lesezeit: 3 Min.
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Eine komplett neue Oberfläche führt Thunderbird 115 ein: Das Supernova getaufte Release des E-Mail-Clients erhält unter anderem eine dynamische Toolbar, die unterschiedliche Funktionen der Vorgänger an einem Ort zusammenfasst. Je nach Kontext – zum Beispiel dem aktiven Tab – präsentiert die Toolbar andere Optionen. Ferner haben die Entwickler einen Großteil der zuvor in Menüs und Untermenüs untergebrachten Funktionen in einem sogenannten AppMenu untergebracht. Unter ≡ rechts in der Toolbar sollen Nutzer wie auch bei Mozillas Firefox künftig schneller das gewünschte Feature finden.

Auch die Hauptansicht hat das Projekt angepackt: Standardmäßig präsentiert Thunderbird sich nun in den drei Spalten zur Konten- und Ordneransicht, Übersicht des Posteingangs sowie der aktuell ausgewählten E-Mail. Explizit orientiert sich der neue, Card View genannte Aufbau an Webmail-Clients und Smartphone-Oberflächen. Schon im Vorfeld hatten viele bestehende Nutzer diese Design-Entscheidungen kritisiert – allerdings können Anwender nicht nur jederzeit zur alten Ansicht zurückwechseln, wer ein Update einer bestehenden Installation durchführt, soll zudem direkt bei der gewohnten Oberfläche bleiben.

Mit wenigen Klicks lässt sich ebenfalls der Freiraum zwischen den Bedienelementen in drei Schritten einstellen. Mit dieser Option geht Thunderbird einen Schritt auf die Kritiker zu, die den zu großen Weißraum bei der ersten Präsentation der neuen Oberfläche als verschwenderisch und unpraktisch für viele Desktop-Systeme ansahen. Schließlich findet sich in der Ordnerspalte nun auch eine Übersicht der Tags, mit denen Nutzer ihre Nachrichten nach Wichtigkeit oder Themen sortieren können. Das neue Thunderbird-Logo ist in Version 115 ebenfalls enthalten, es hatte das Projekt bereits Ende Mai 2023 vorgestellt.

Bereits vor dem offiziellen Release war klar, dass Supernova einen einheitlichen Posteingang bietet, der alle Konten des Nutzers vereint. Genauso lassen sich unterschiedliche E-Mail-Zugänge aber wie gehabt separat verwalten. Die lokalen Ordner können Anwender auf Wunsch deaktivieren. Einstellungen wie die Ordnermodi finden sich jetzt neben dem neuen großen Button zum Verfassen einer neuen Nachricht im …-Menü, die Optionen zum Posteingang lassen sich direkt darunter im ⋮-Menü modifizieren.

Das bereits mit Version 102 neu eingeführte Adressbuch erhält eine Tab-Ansicht, dedizierte Buttons zum Löschen von Einträgen und nicht näher aufgeführte Verbesserungen der Edit-Ansicht. Im Kalender überarbeiteten die Entwickler die Monatsübersicht sowie die Rasteransichten für Tag/Woche/Monat, hinzu kommt ein neues Farbthema. Den neuen Kalender hatte Thunderbird erst Ende 2022 vorgestellt, ebenfalls mit dem Ziel einer übersichtlicheren Oberfläche. Zu guter Letzt hat das Projekt den Bereich Barrierefreiheit angepackt, insbesondere die Navigation per Tastatur und der Screenreader-Support sollen an jeder Stelle des E-Mail-Clients besser funktionieren.

Thunderbird selbst bezeichnet Supernova als sein schnellstes und schönstes Release aller Zeiten. Jedoch muss sich zeigen, ob das Projekt die im Vorfeld scharfe Kritik an der neuen Ausrichtung, Webmail-Nutzer abzuholen, mit den vielen Optionen besänftigen kann. Zumindest die letzte Beta kam bei vielen Anwendern besser als erwartet an – jetzt können Anwender die fertige und lange erwartete Version 115 direkt bei Mozilla beziehen – als automatisches Update wird sie noch nicht ausgeliefert. Ein Überblick der wichtigsten Updates findet sich in der offiziellen Ankündigung von Thunderbird.

(fo)