US-Landwirte dürfen John-Deere-Landmaschinen selbst reparieren

Der Traktorenhersteller John Deere räumt seinen US-Kunden das Recht ein, ihre Maschinen selbst zu reparieren, lässt sich aber eine Hintertür offen.

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(Bild: Anton_Medvedev / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Die Forderung stand seit einiger Zeit im Raum. Nun hat der US-Landmaschinenhersteller John Deere zugestimmt, den Landwirten die Werkzeuge an die Hand zu geben, die sie für die Reparatur ihrer eigenen Maschinen benötigen. Das Unternehmen unterzeichnete am Sonntag eine Absichtserklärung mit der landwirtschaftlichen Lobbygruppe American Farm Bureau Federation (AFBF).

Die Vereinbarung stellt sicher, dass Landwirte ihre Maschinen künftig auch in andere als den autorisierten Händlerwerkstätten zur Reparatur bringen können. Das berichtet die US-Tageszeitung Wall Street Journal. Bisher durften die Landwirte nur zugelassene Ersatzteil- und Servicestellen in Anspruch nehmen, nicht aber billigere unabhängige Reparaturmöglichkeiten.

Dem Bericht zufolge stellt die Vereinbarung sicher, dass John Deere, der weltweit größten Hersteller von Landmaschinen, seine Software, Werkzeuge und Dokumentation sowohl den Landwirten als auch den unabhängigen Werkstätten zur Verfügung stellt. "Damit wird ein langwieriges Problem für Landwirte und Viehzüchter gelöst, wenn es um den Zugang zu Werkzeugen, Informationen und Ressourcen geht. Gleichzeitig werden die geistigen Eigentumsrechte von John Deere geschützt und die Sicherheit der Maschinen gewährleistet", sagte AFBF-Präsident Zippy Duvall.

Die Vereinbarung ist allerdings so formuliert, dass John Deere die bundes- oder einzelstaatliche Gesetzgebung zum Recht auf Reparaturen umgehen könnte. In der Vereinbarung heißt es, dass die AFBF "staatliche Farm Bureau-Organisationen dazu ermutigen wird, diese Verpflichtungen anzuerkennen" und "von der Einführung, Förderung oder Unterstützung bundes- oder einzelstaatlicher 'Right to Repair'-Gesetze Abstand zu nehmen". Sollte ein Gesetz zum Recht auf Reparatur verabschiedet werden, können die AFBF und John Deere aus der Vereinbarung aussteigen.

John Deere steht seit Jahren im Mittelpunkt der Debatte um das Recht auf Reparatur – und das nicht gerade im positiven Sinne. Das Unternehmen hat Softwaresperren an seinen Maschinen angebracht, die nur von autorisierten Händlern deaktiviert werden können, um Landwirte oder unabhängige Werkstätten an der Diagnose und Reparatur einer Maschine zu hindern. Außerdem kann das Unternehmen Maschinen jederzeit aus der Ferne abschalten, wie es vergangenes Jahr demonstrierte, als Russen ukrainische Landmaschinen stahlen. Diese Einschränkungen haben einige genervte Landwirte dazu veranlasst, die Terminals ihrer Traktoren zu hacken, was mit der neuen Vereinbarung ausgeschlossen werden soll.

Als Reaktion auf die weit verbreitete Kritik an seiner Politik hat John Deere die Beschränkungen für die Reparaturfähigkeit seiner Geräte langsam gelockert und versprochen, die Verfügbarkeit seiner Diagnosetools im Jahr 2023 zu erweitern. Im Rahmen der Vereinbarung werden sich John Deere und die AFBF "mindestens halbjährlich" treffen, um die Umsetzung zu bewerten und um Aktualisierungen der Absichtserklärung vorzuschlagen sowie alles zu erörtern, was mit der Right-to-Repair-Bewegung zusammenhängt, die überall in den USA an Fahrt aufgenommen hat.

Im Sommer vergangenen Jahres wurde in New York als erstem Bundesstaat der Digital Fair Repair Act erlassen, das erste Gesetz seiner Art, das Kunden und freien Werkstätten künftig Zugang zu Ersatzteilen und Anleitungen sichern soll.

(akn)