Überschall-Passagierjet Boom Overture wird nicht weiter mit Rolls-Royce gebaut

Rolls-Royce arbeitet nicht mehr am Überschallflugzeug Boom Overture mit. Dessen Hersteller Boom Supersonic war mit dem Triebwerksdesign unzufrieden.

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Der Überschalljet Boom Overture soll bis zu 80 Passagiere transportieren können.

(Bild: Boom Supersonic)

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Nach zwei Jahren offizieller Mitarbeit wird Rolls-Royce künftig nicht mehr am Projekt für das Überschallflugzeug Boom Overture beteiligt sein. Das von dem britischen Flugzeugmotoren-Hersteller vorgeschlagene Triebwerksdesign sei nicht die beste Option für das geplante Überschallflugzeug Overture, wird das Unternehmen Boom Supersonic in übereinstimmenden Medienberichten zitiert. Das gelte auch für das von Rolls-Royce vorgeschlagene Geschäftsmodell.

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Boom Supersonic hat die Berichte gegenüber heise online bestätigt. "Wir wissen die Arbeit von Rolls-Royce in den vergangenen Jahren zu schätzen, aber es wurde deutlich, dass das von Rolls-Royce vorgeschlagene Triebwerksdesign und das Geschäftsmodell nicht die beste Option sind", heißt es in einer Mitteilung.

Wie dieses von den Briten vorgeschlagene Geschäftsmodell ausgesehen hat, wird nicht berichtet. Boom Supersonic wolle noch in diesem Jahr einen anderen Triebwerkshersteller vorstellen, mit dem "zuverlässige, kostengünstige" Überschallflüge möglich werden sollen. Bevor Boom und Rolls-Royce Anfang August 2020 offiziell ihre Partnerschaft bekannt gaben, hatten die beiden Unternehmen bereits kooperiert.

Die Boom Overture soll über Wasser Mach 1,7 und über Land Mach 1 schnell fliegen und bis zu 80 Passagiere transportieren können. Mitte August dieses Jahres wurde bekannt, dass American Airlines bis zu 20 Exemplare des Überschall-Jets bestellt hat. Zuvor hatte United Airlines 15 Überschall-Jets bestellt. Bisher war geplant, dass der Overture-Jet nach Erhalt aller Genehmigungen und Inspektionen ab 2024 produziert wird, 2026 erstmals starten und einen Regelbetrieb mit Passagieren 2029 aufnehmen soll.

Ein Demonstrationsflugzeug existiert bisher nur in einer kleineren Variante namens XB-1. Das Design des größeren Jets präsentierte Boom Supersonic anlässlich der Farnborough International Airshow Mitte Juli dieses Jahres. Angetrieben werden soll das Flugzeug von vier Motoren. Dieses Prinzip sowie ein automatisches System zur Geräuschreduzierung soll dafür sorgen, dass der Jet nicht zu laut unterwegs ist.

Überschallflieger von Boom (25 Bilder)

Im März 2024 startet eine XB-1 zum ersten Testflug.
(Bild: Boom Supersonic)

Für klimaerträgliches Fliegen soll die Boom Overture ausschließlich mit SAF (Sustainable Aviation Fuel), also mit biologisch oder synthetisch produziertem Treibstoff befüllt werden. Der Kraftstoffverbrauch soll unter anderem auch durch das Design des Rumpfes verringert werden. Der Rumpf hat vorne einen größeren Durchmesser als hinten, das soll den Luftwiderstand minimieren. In Centennial im US-Bundesstaat Colorado, der Heimat von Boom Supersonic, soll eine Bodentestanlage entstehen. Dort soll ein erstes Testmodell mit Namen "Iron Bird" auf Herz und Nieren geprüft werden.

Das bislang letzte Überschall-Verkehrsflugzeug Concorde flog zuletzt 2003, Air France und British Airways hatten 1977 den Linienverkehr aufgenommen. Der Jet benötigte für die Strecke von Paris oder London nach New York etwa dreieinhalb Stunden und konnte bis zu 128 Passagiere transportieren. Knapp drei Jahre vorher, am 25. Juli 2000 geriet eine Concorde nach dem Start am Pariser Flughafen Charles de Gaulle in Brand und stürzte ab, 109 Insassen an Bord und vier Menschen am Boden starben.

(anw)