Ukraine-Krieg: Russland testet laut Pentagon-Leak Waffe gegen Starlink

Eine streng geheime Technik, mit der Russland eigentlich eigene Satelliten schützen will, soll nun angeblich gegen Starlink eingesetzt worden sein.

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Starlink-Antenne im Schnee

(Bild: Oleh Dubyna/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Russland experimentiert angeblich seit Monaten mit spezieller Technik, die die Satelliten für den Internetdienst Starlink im Weltraum stören sollen. Das berichtet die Washington Post unter Berufung auf Dokumente, die im Rahmen des Pentagon-Leaks auf Discord aufgetaucht sind. Wie weit die Versuche fortgeschritten sind und ob Starlink dabei tatsächlich gestört werden konnte, geht aus den Dokumenten nicht hervor. Benutzt werde eine mysteriöse Technik namens "Tobol" (beziehungsweise "14Ts227"), bei der man bisher davon ausgegangen sei, dass sie vor allem russische Satelliten vor Angriffen schützen soll.

Der US-Zeitung zufolge handelt es sich bei Tobol um ein geheimes System, das die Signale zu Satelliten im All schützen, beziehungsweise stören können soll. Dafür werde sich zunutze gemacht, dass Teile der Signale an der Atmosphäre reflektiert und auf dem Boden empfangen werden können. Tobol soll in der Lage sein, eventuelle Störsignale dann gezielt zu kontern, um eine reibungslose Kommunikation mit eigenen Satelliten sicherstellen zu können. Bei Starlink solle diese Technologie demnach auch offensiv zum Einsatz kommen. Dabei dürften gezielt Störsignale zu Satelliten gesendet werden.

Insgesamt wurden nach Informationen der Washington Post sieben Tobol-Komplexe in Russland gefunden, immer an Einrichtungen, wo Satellitenbahnen verfolgt werden. An drei Standorten sei den Geheimdokumenten zufolge nun versucht worden, mit der Technologie gegen Starlink in der Ukraine vorzugehen. Es handelt sich demnach um Einrichtungen in der Exklave Kaliningrad, nahe Moskaus und in Armawir nahe der Krim. Zusammen umschließen die Orte regelrecht das Kriegsgebiet in der Ukraine. Russlands Ziel sei es gewesen, das Satelliteninternet Starlink in der seit Monaten umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut unbrauchbar zu machen.

Die Washington Post zitiert aus dem unveröffentlichtem Dokument, dass die Angriffsversuche Ende September starteten. Sie sollten demnach 25 Tage dauern, liefen aber wohl über Monate. Das für die US-Regierung erstellte Dokument dazu sei erst Anfang dieses Jahres geschrieben worden und enthalte kein Wort zu den Gründen, warum das Experiment es viel länger gelaufen sei. Möglich ist, dass die Versuche erfolgreich waren, oder dass Russland auf Probleme gestoßen ist. Weder das US-Verteidigungsministerium noch SpaceX hätten sich dazu geäußert, aus der Ukraine habe es geheißen, dass man Maßnahmen unternehme, um die Versuche zu neutralisieren.

SpaceX baut Starlink seit 2019 auf und der Dienst hat insgesamt mehr als eine Million Nutzerinnen und Nutzer. Über 3.800 aktive Satelliten ermöglichen derzeit schnelle Internetverbindungen in Ländern auf allen Kontinenten. In Zukunft sollen 30.000 Satelliten vor allem Regionen anbinden, bei denen konventionelle Technik nicht wirtschaftlich ist. Im vergangenen Jahr hat sich gezeigt, wie wertvoll die Technik für die Ukraine bei der Verteidigung ist, womit sie gleichzeitig aber vor allem Russland und auch China ein Dorn im Auge ist. Bislang gab es vor allem aus dem Reich der Mitte Berichte über Überlegungen, wie man gegen Starlink vorgehen könnte.

(mho)