VW-Chef Schäfer: Der ID.2 wird vermutlich teurer als gedacht

20.000 Euro sollte der neue elektrische Kleinwagen ID.2 von VW ursprünglich kosten. Mit gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe rechnet man nun mit 25.000.

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VW ID.Life

Frühestens Ende 2024 wird VW wieder einen elektrischen Kleinwagen im Sortiment haben.

(Bild: VW)

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Volkswagen hat derzeit mindestens ein Problem: Zwar hat der Konzern mit Seat Mii electric, Skoda Citigo iV und VW e-Up im Prinzip genau das im Sortiment, was der Markt gerade massenhaft nachfragt. Doch die elektrischen Kleinstwagen sind seit geraumer Zeit nicht mehr bestellbar. Die Produktionskapazitäten sind ausgeschöpft. Der Nachfolger VW ID.2 und die zu erwartenden Derivate der Konzernmarken lassen noch auf sich warten.

Frühestens Ende 2024 soll der ID.2 auf den Markt kommen, die Ableger von Skoda und Seat dürfte rasch folgen. Als Volkswagen-Chef kündigte Herbert Diess einst an, dieses Elektroauto für rund 20.000 Euro anbieten zu wollen. VW-Chef Thomas Schäfer distanzierte sich in einem Interview mit electrified vorsichtig von diesen Ambitionen. Wie nah man den "wünschenswerten" 20.000 Euro komme, hänge vor allem an der Entwicklung bei den Rohstoffpreisen. Schaue man sich die Preissteigerungen an, sagte Schäfer, komme man schnell auf 25.000 Euro.

Das wären zwar deutlich mehr als die angekündigten 20.000 Euro, aber immer noch gut 2000 Euro weniger als der VW e-Up zuletzt gekostet hat. Der war allerdings zum Schluss nur in Vollausstattung zu haben. Dort setzt VW auf eine Batterie mit Nickel, Mangan und Kobalt (NMC). Im VW ID.2 werden Lithium-Eisenphosphat-Zellen (LFP) eingebaut, die günstiger herzustellen sind.

Schäfer rechnet damit, dass Autos allgemein teurer werden. Der Vorteil beim Kaufpreis, den Verbrenner gegenüber Elektroautos derzeit noch haben, werde mit der Abgasnorm Euro 7 nochmals kleiner. Er gehe davon aus, dass es Mitte dieses Jahrzehnts keinen Unterschied mehr bei den Preisen gebe. Inklusive der gesamten Unterhaltskosten sei das Elektroauto schon heute 20 Prozent günstiger.

Die gestiegenen Kosten für Energie ließen sich nicht komplett kompensieren. Belastungen wie die Gasumlage würden sich "voraussichtlich" in den Preisen wiederfinden. Volkswagen versuche, die Prozesse jedes Jahr fünf bis sechs Prozent effizienter zu gestalten. Man schaue sich gerade bei den Materialkosten jede Schraube an, erklärte Schäfer.

Der Konzern hatte sich vor einiger Zeit entschieden, die eigenen Kraftwerke von Kohle auf Gas umzustellen, bis ausreichend regenerative Stromquellen zur Verfügung stehen. Bei der Produktion des ID.3, so bewirbt es VW, ist das schon gelungen. Dort verwende man für alle Schritte in der Herstellung Ökostrom, auch für die Batterie. Wenn der ID.2 ab Ende 2024 in Spanien gebaut wird, ist Ähnliches zu erwarten.

Bis dahin muss Volkswagen noch eine Durststrecke überbrücken, in der der Konzern kein günstiges Elektroauto anbieten kann. Der VW ID.3 (Test), dessen Basismodell einst rund 30.000 Euro kosten sollte, ist derzeit vor Abzug der Subventionen nicht unter 38.060 Euro zu haben. Für einen VW ID.4, als Familienauto angepriesen, sind inzwischen mindestens 46.335 Euro fällig. Selbst ein Skoda Enyaq (Test), dessen Einstieg bis vor einem Jahr für weniger als 35.000 Euro möglich war, kostet nun 42.100 Euro. Mit dem Abflauen des Teilemangels nehmen die Konzernmarken die Basismodelle möglicherweise wieder ins Programm auf.

(mfz)