VW ID.-Familie bekommt Elektroantrieb mit mehr Leistung und geringerem Verbrauch

Ab viertem Quartal 2023 soll der MEB eine E-Maschine mit mehr Leistung und geringerem Verbrauch bekommen, die den VW ID.-Modellen größere Reichweiten verleiht.

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(Bild: Volkswagen)

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Mit dem Hinterachsantrieb "APP550" will Volkswagen die ID.-Modelle künftig mit einer vollständig neu entwickelten E-Maschine bestücken. Höhere Leistung bei gleichzeitig gesenktem Verbrauch soll die Reichweite verbessern. Wie viel das ist, dürfte Volkswagen erst nach der Homologation der einzelnen Modelle mitteilen. Volkswagen wird den Antrieb komplett an seinem Group Components Standort in Kassel fertigen und erste 210 kW leistende Motoren voraussichtlich ab Ende des Jahres einbauen. Man darf damit rechnen, dass auch technisch verwandte Modelle anderer Konzernmarken, wie etwa der Audi Q4, mit diesem Antrieb ausgestattet werden.

Da der Modulare E-Antriebs-Baukasten (MEB) noch für ein paar Jahre die technische Basis für Volkswagens Elektroautos bleiben wird, musste der Antrieb in den bestehenden Bauraum gewissermaßen hineinentwickelt werden und selbstverständlich kompatibel mit den bestehenden Energiesystemen bleiben. Bei Volkswagen vermerkt man nicht ohne Stolz, dass man dabei auch "den Einsatz von Rohstoffen reduzieren konnte."

Die Leistung des neuen Aggregats beträgt 210 kW, das maximale Drehmoment rund 550 Nm – je nach der Endübersetzung, die für die verschiedenen Fahrzeuge leicht differiert. Die Zahl 550 in der Bezeichnung für den Antrieb steht dabei für das maximale Drehmoment. Wie heute zumeist üblich fasst ein Leichtmetallgehäuse den Elektromotor, die Räderkaskade des einstufigen Getriebes, das Differenzial und den Wechselrichter zu einer Einheit zusammen.

Das deutlich gestiegene Drehmoment auch bei höheren Geschwindigkeiten verdankt das Aggregat einem Stator mit hoher wirksamer Windungszahl und dickerem Draht für den höheren Stromfluss und den entsprechend leistungsfähigen, dünnen Elektroblechen. Der Läufer bekam einen stärkeren Permanentmagneten und der Antrieb wurde auf die höheren Momente ausgelegt.

Damit wird auch klar, dass Volkswagen bei der Bauweise mit Seltenerdmaterialien bleibt, statt wie BMW einen fremderregten Rotor mit Spulen zu nutzen. Der bayerische Hersteller hat damit schon früh auf einen Preissprung beim Material Neodym reagiert, das zu rund 95 Prozent aus China kommt und in seiner fünften Motorengeneration nun nach eigenen Angaben die meisten prinzipbedingten Nachteile dieses Konzepts in Vorteile verwandelt. Dazu war ein langer Anlauf von über zehn Jahren nötig.

Volkswagen blieb bei den Permanentmagneten und hat den Pulswechselrichter (PWR) neu ausgelegt, um die für die größere Leistung nötigen höheren Ströme bereitstellen zu können. Um die E-Maschine in bestimmten Lastbereichen sparsamer betreiben zu können, wurden auch die vom Wechselrichter bereitstellbaren Frequenzen und Modulationsverfahren für den Wechselstrom angepasst.

Bei der Kühlung nutzt Volkswagen zur Vereinfachung des Aufbaus und zur Einsparung von Energie während des Betriebs die inhärente Pumpfähigkeit der Getriebezahnräder, indem das Öl durch Leitvorrichtungen entsprechend kanalisiert und verteilt wird. Das Öl gibt die vom Antrieb abgeführte Wärme über einen Wärmetauscher an den Kühlkreislauf des Fahrzeugs ab. Zusätzlich zur Ölkühlung für den Antrieb ist eine hoch leistungsfähige Wasserkühlung für den Stator vorgesehen.

(fpi)