Viele Klagen über Apples FineWoven-Zubehör

Apple verkauft keine eigenen iPhone-Lederhüllen mehr. Stattdessen gibt's ein Recycling-Kunststoffgemisch, das Premium sein soll. Viele Käufer sehen das anders.

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FineWoven-Hülle nach längerem Einsatz

FineWoven-Hülle nach längerem Einsatz.

(Bild: Mac & i)

Lesezeit: 3 Min.

Zu den Neuerungen, die Apple im vergangenen Herbst neben dem iPhone 15 eingeführt hat, zählte auch die Entscheidung, sich aus ökologischen Gründen von Lederzubehör zu verabschieden. Das brachte dem Konzern viel Lob ein, unter anderem von der Tierschutzorganisation Peta. Doch bei Kunden stieß der Lederersatzstoff "FineWoven" schon nach wenigen Wochen auf Kritik: So zeigte das "Feingewebe" aus Plastikfasern, die teilweise (bis zu 68 Prozent) recycelt sind, schnell Gebrauchsspuren und Kratzer. Nach einigen Monaten kann gesagt werden: Der Trend hat sich fortgesetzt, manche der teuren iPhone-Hüllen aus FineWoven zerlegten sich gar.

Der geringe CO₂-Fußabdruck samt der Tatsache, dass keine Kühe mehr sterben, scheint sich durch schlechte Haltbarkeit zu negieren: War eine Lederhülle mehrere Jahre nutzbar, scheint dies bei FineWoven auf eine deutlich kürzere Periode beschränkt. So schreibt die Wall-Street-Journal-Journalistin Joanna Stern in ihrem jüngsten Newsletter vom Freitag, ihre 59 US-Dollar teures Case (das hierzulande 69 Euro kostet) sei quasi unbenutzbar. "Die Ränder blättern ab, der Stoff ist zerkratzt wie eine alte CD, und er wird braun wie eine verfaulte Banane."

Sie warte nur darauf, scherzt Stern, dass die US-Seuchenschutzbehörde CDC bei ihr auftauche, um einen biomedizinischen Alarm auszulösen. Nachfragen bei anderen Käufern hätten ähnliche Ergebnisse geliefert. Das "elegante und haltbare neue Textil", das Apple aus "post-consumer recycled content" entwickelt hat, sei zwar grundsätzlich löblich. Doch letztlich sei "nichts fein an der Feingewebe-Hülle".

Die Ansichten von Stern und ihren Lesern werden auch von anderen Kunden geteilt. Auf Amazon und anderen großen E-Commerce-Plattformen kassieren die FineWoven-Produkte – die es auch in Form von Apple-Watch-Armbändern gibt – viele schlechte Kritiken, teils nur einen Stern von fünf. Die Angabe, es handele sich um das schlechteste Apple-Produkt aller Zeiten, ist leider nicht selten. Dabei hatten Apples iPhone-Hüllen trotz des stets happigen Preises bislang einen guten Ruf.

FineWoven-Case nach Gebrauch, hier die Rückansicht.

(Bild: Mac & i)

Der Hersteller selbst hat bislang weder vor, eine Rückrufaktion zu starten noch FineWoven vom Markt zu nehmen. Ein Sprecher sagte gegenüber Stern, die Hüllen des Unternehmens würden "nach höchsten Standards" entwickelt. "Die strapazierfähige FineWoven-Hülle aus Microtwill schützt das iPhone über Jahre hinweg." Schützen womöglich, doch der eigene Look bleibt dabei auf der Strecke. Es stellt sich durchaus die Frage, wie gut Apple das Material vorher getestet hat – beziehungsweise warum es dann überhaupt auf den Markt gelassen wurde.

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(bsc)