Kein Geld mehr: Weltberühmtes Arecibo-Observatorium komplett geschlossen

Nach dem Einsturz des Arecibo-Teleskops konnte vor Ort noch geforscht werden. Jetzt ist aber die Finanzierung ausgelaufen. Das Observatorium wurde geschlossen.

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Teils zerstörte Radioantenne im Dschungel

Das Arecibo-Teleskop nach der Zerstörung während des Rückbaus

(Bild: NSF)

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Drei Jahre nach dem Einsturz des weltberühmten Arecibo-Teleskops wurde jetzt das gesamte dort ansässige Observatorium geschlossen. Von den 125 Menschen, die dort bis zur Zerstörung der ikonischen Antenne gearbeitet haben, bleiben damit nun noch 18. Die sollen die Einrichtung in Puerto Rico bis zur Übernahme durch ein neues Management instand halten, schreibt das US-Wissenschaftsmagazin Nature. Wann das sein wird und welche Zukunft die Forschungseinrichtung tatsächlich hat, ist aber völlig unklar. Bislang gibt es keine Entscheidung zu dem geplanten "multidisziplinären Bildungszentrum". Für den bisherigen Betrieb läuft jetzt die Finanzierung aus. Erschwert wird die Suche nach Lösungen durch die politische Sonderrolle Puerto Ricos in den USA.

Mit der Schließung des Arecibo-Observatoriums wird jetzt auch das zweite Radioteleskop vor Ort deaktiviert, schreibt Nature. Dabei wurde das Instrument mit einer 12 Meter großen Antenne erst in diesem Jahr aufgerüstet und war rund um die Uhr im Einsatz, erklärt der Astrobiologe Abel Méndez von der Universität Puerto Rico. Er hatte in den vergangenen Tagen auch auf X (vormals Twitter) auf die anstehende Schließung aufmerksam gemacht und um Spenden gebeten, mit dem das Hosting der vormals von dem Observatorium vorgehaltenen Daten bezahlt werden soll. Noch bis zur Trennung der Internetverbindung hat er nach eigenen Angaben Daten von den Servern des Observatoriums heruntergeladen. Sogar die alte Website ist jetzt offline, soll aber wiederkommen.

Das Arecibo-Teleskop war eines der bekanntesten wissenschaftlichen Instrumente der Welt. Trotz seines Alters war es für die Forschungsgemeinde unersetzlich. Fertiggestellt wurde es 1963. Bis 2016 war es das größte Radioteleskop der Welt.

Das Observatorium war an vielen wissenschaftlichen Entdeckungen beteiligt und wurde immer wieder aufgerüstet. Auch viele wissenschaftliche Karrieren haben dort begonnen. Darüber hinaus war es auch als Kulisse in Filmen und Serien berühmt geworden, etwa in James Bond 007 – GoldenEye und Contact. Es hat mehrere Hurrikans und Erdbeben überstanden, die Schäden waren aber im Laufe der Zeit doch zu groß geworden.

Nachdem im Spätsommer 2022 ein Drahtseil der Aufhängung der riesigen Instrumentenplattform über dem Arecibo-Teleskop gerissen war, stürzte diese schließlich ab und zerstörte die riesige Schüssel. Später war entschieden worden, dass das Instrument nicht wieder aufgebaut werden würde, stattdessen soll dort ein Bildungszentrum entstehen. Angesichts der großen wissenschaftlichen Bedeutung der Anlage war das für viele vor Ort zwar unbefriedigend, aber mit dem Plan war die Hoffnung verbunden, dass daraus eine Keimzelle für ein noch größeres Nachfolgeteleskop werden könnte. Aktuell sieht es aber nicht danach aus, auch weil Puerto Rico als Außengebiet der USA keine stimmberechtigte politische Vertretung in Washington D.C. hat. Von dort muss aber das nötige Geld kommen.

(mho)