zurück zum Artikel

E-Bike: Was Sie rund um Kauf und Fahrspaß wissen sollten Update

Greta Friedrich

(Bild: Halfpoint/Shutterstock.com)

Wer ein E-Bike kaufen möchte, steht vor einer immensen Auswahl und technischen wie sprachlichen Finessen. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten.

E-Bikes gibt es in etlichen Ausführungen und Preisklassen, weshalb sie sich für verschiedenste Zielgruppen eignen: für Menschen, die sich mehr bewegen möchten; für Pendler, die nicht mehr durchgeschwitzt an der Arbeit ankommen wollen; für Sportlerinnen, die anspruchsvollere Strecken erkunden, und, und, und. Die elektrischen Fahrräder werden immer beliebter [1] – rund um den Kauf und die Nutzung von E-Bikes sind aber viele Entscheidungen zu treffen. E-MTB oder E-Klapprad? Neu oder gebraucht? Heckmotor oder Mittelmotor? Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten gesammelt.

Welche E-Bike-Typen gibt es?

Fahrräder mit E-Motor gibt es in etlichen Formen und Farben, vom E-Mountainbike (E-MTB) über das E-Trekkingrad bis zum E-Rennrad. Etwas verworren ist aber die Definition dieses Verkehrsmittels, denn die Bezeichnungen Elektrofahrrad und Elektrorad sind eigentlich nur Oberbegriffe für Fahrräder mit E-Motor-Unterstützung. Mit dem davon abgeleiteten Wort "E-Bike" meinen die meisten Menschen aber ein Pedelec, die am weitesten verbreitete Art des Elektrorads. Pedelec ist die Abkürzung für "Pedal Electric Cycle".

Dieser Text behandelt vornehmlich das klassische Pedelec. Dieses bietet Ihnen beim Treten elektronische Fahrunterstützung mit bis zu 250 Watt und bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h – von allein fährt es nicht, schneller fahren können Sie nur aus eigener Kraft. Der Antrieb lässt sich stufenweise regulieren.

Zu den Elektrorädern gehören aber auch S-Pedelecs (auch S-Klasse oder schnelle Pedelecs), die Sie beim Treten bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h unterstützen, und sogenannte Elektro-Bikes, die ganz ohne Treten fahren. Im Wortsinne sind Letztere die wahren "E-Bikes". Sowohl S-Pedelecs als auch diese E-Bikes dürfen keine Radwege benutzen, sondern müssen auf der Fahrbahn fahren.

Verkehrsrechtlich gelten unter den Elektrofahrrädern nur die Pedelecs als Fahrräder, auch mit einer Anfahrhilfe bis 6 km/h; nur sie dürfen mit Fahrradanhänger fahren. S-Pedelecs gelten als Kleinkrafträder und brauchen ein Versicherungskennzeichen und eine Betriebserlaubnis; wer damit fahren will, muss mindestens 16 Jahre alt sein, einen Helm tragen und eine Fahrerlaubnis der Klasse AM besitzen. Elektro-Bikes sind Kleinkrafträder mit elektrischem Antrieb. Sie werden allein von ihrem E-Motor angetrieben, treten muss man nicht (kann man aber, um schneller zu fahren als die abgeregelte Geschwindigkeit).

Solch ein Elektro-Bike braucht ein Versicherungskennzeichen und eine Betriebserlaubnis, der Fahrer oder die Fahrerin braucht mindestens eine Mofa-Prüfbescheinigung oder muss vor dem 1. April 1965 geboren sein. Auch ein Helm ist Pflicht – es sei denn, die Motorleistung des E-Bikes ist auf 500 Watt und seine Geschwindigkeit auf 20 km/h begrenzt. Die Regeln für E-Bikes gelten auch für Räder, die ohne Treten schneller werden als 6 km/h, also etwa für Pedelecs mit einer entsprechenden Anfahrhilfe.

Worauf sollte ich beim E-Bike-Kauf achten?

Wenn Sie noch nie mit einem Elektrorad gefahren sind, sollten Sie das vor dem Kauf unbedingt ausprobieren. Gewöhnen Sie sich an das Gefühl, beim Treten unterstützt zu werden und so schneller zu beschleunigen als mit einem normalen Fahrrad. Beim Händler können Sie verschiedene Fahrradmodelle testen. Achten Sie auf das Gewicht des Fahrrads, denn fast immer sind die motorisierten Räder schwerer als normale Fahrräder.

Überlegen Sie auch, was Sie mit dem Rad vorhaben: Möchten Sie damit pendeln? Müssen Sie es im Zug mitnehmen und auch mal eine Bahnhofstreppe hochtragen? Vielleicht ist ein E-Klapprad etwas für Sie. Planen Sie eine Radreise und müssen dafür schweres Gepäck zuladen? Dann sollten Sie sich im Trekking-Bereich umsehen. Des Weiteren sind da robuste E-MTBs und leichte E-Rennräder, mittlerweile gibt es sogar E-Lastenräder. Die Uni Ulm entwickelt derzeit eines, das bis zu 100 kg Gewicht transportieren [2] können soll. Bei dieser Vielfalt sollten Sie vor dem Kauf herausfinden, welches Elektrofahrrad zu Ihnen und Ihren Anforderungen passt.

Sie möchten kein normales Pedelec, sondern ein S-Pedelec oder ein Elektro-Bike kaufen? Dann informieren Sie sich vor dem Kauf unbedingt über die Regeln, die für das jeweilige Fahrrad gelten.

Mensch auf einem E-Lastenrad in der Stadt

Bei diesem E-Lastenrad ist der Akku unter dem Gepäckträger untergebracht. Mit einem solchen Gefährt lassen sich Einkäufe oder auch Kinder durch die Stadt transportieren.

(Bild: Canetti/Shutterstock.com)

Unter den Motoren gibt es Unterschiede je nach Hersteller, Modell und Preisklasse. Früher dominierten Bosch und Yamaha den Markt, mittlerweile gibt es mehr etablierte Hersteller von Motoren für Elektroräder. Neben Yamaha und Bosch sind das etwa Panasonic, Shimano, Bafang, TQ oder Brose. Zwar sind die Motoren der großen Hersteller vergleichsweise teuer, haben aber in aller Regel auch eine deutlich höhere Qualität als Billig-Modelle, bringen mehr Leistung und halten länger.

Diese Eigenschaften können auch scheinbare No-Name-Motoren haben, denn einige Hersteller kaufen ungelabelte Markenmotoren ein. Um sie an das eigene Rad anzupassen, verändern sie dann etwa die Übersetzung der Motoren. In solch einem Fall taucht oft kein Markenname auf, der Motor ist aber trotzdem hochwertig.

Je nach Modell befindet sich der Motor an unterschiedlichen Stellen am Fahrrad: in der Nabe des Vorderrads (Frontmotor), mittig am Tretlager (Mittelmotor) oder hinten an der Nabe (Heckmotor). Ob für Sie nun ein Mittelmotor, Heckmotor oder Frontmotor ideal ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Frontmotoren sind günstiger und passen zu Ketten- wie Nabenschaltung, sind aber lauter, können Gewichtsverteilung und Lenkverhalten des Bikes negativ beeinflussen und verkomplizieren einen Reifenwechsel.

Heckmotoren übertragen ihre Kraft direkt auf das Hinterrad und sind leiser als der Mittelmotor. Es gibt sogar Modelle, die während der Fahrt Energie zurückgewinnen und so die Reichweite des Fahrrads erhöhen. Allerdings ist auch hier ein Reifenwechsel komplex, ein Heckmotor ist außerdem nicht kompatibel mit einer Nabenschaltung.

Der Mittelmotor ist weitverbreitet, beeinflusst das Fahrverhalten dank seiner Lage kaum, funktioniert mit Ketten- und Nabenschaltung und ist relativ leicht. Durch seine Lage werden allerdings die Antriebsstränge des Fahrrads stärker belastet. Zudem sind Mittelmotoren eher teuer und nicht kompatibel mit einem Standard-Fahrradrahmen, was das Rad nochmals verteuert.

Mittelmotor und Akku eines Pedelecs in der Nahaufnahme

Pedelecs wie dieses sind weitverbreitet: Der Mittelmotor sitzt am Tretlager und stört so nicht die Gewichtsverteilung. Mit einem Hardtail-E-MTB wie auf dem Bild lassen sich auch fiese Steigungen erklimmen.

(Bild: moreimages / Shutterstock.com)

Viele Motor-Modelle entkoppeln sich vollständig vom Getriebe, wenn sie aussetzen; also dann, wenn das maximal unterstützte Tempo erreicht oder der Akku leer ist. Dank der Entkopplung können Sie wie beim normalen Fahrrad ohne zusätzlichen Tretwiderstand pedalieren, weil Sie den Motor nicht mitdrehen müssen. Welcher Motor komplett entkoppelt, lässt sich in der Produktbeschreibung oder beim Händler vor Ort herausfinden. Früher waren Motoren von Bosch dafür berüchtigt, dass sie nicht auskuppelten, mittlerweile hat der Hersteller hier aber nachgebessert.

Wie nutze und pflege ich den Akku?

Bei guter Pflege können Pedelecs lange halten – ein Schwachpunkt ist dabei der Akku. Wichtig ist hier, wann und wie Sie den Akku laden und wie Sie ihn lagern. Teilentladungen sind für die weitverbreiteten Lithium-Ionen-Akkus sinnvoll, bei selteneren Akku-Sorten können sie aber auch schädlich sein. Achten Sie hier unbedingt auf die Hinweise des Herstellers. Nutzen Sie nur das zugehörige Ladegerät, laden Sie den Akku im Trockenen – nicht in der Sonne oder in der Nähe brennbarer Materialien – und beachten Sie die in der Betriebsanleitung empfohlenen Umgebungstemperaturen. Laden Sie den Akku nicht über längere Zeit unbeaufsichtigt.

Allgemein sollten Sie den Akku nicht über längere Zeit direkter Sonneneinstrahlung aussetzen, etwa wenn Sie das Bike abstellen. Im Winter kann es sein, dass der Akku aufgrund der Kälte vorübergehend an Kapazität einbüßt. Nutzen Sie Ihr E-Fahrrad für längere Zeit nicht, sollten Sie den Akku fachgerecht lagern (bei einer Ladung von ca. 60 Prozent und kühl, also ca. zwischen 10 und 15 Grad Celsius). Der ADFC empfiehlt, etwa alle drei Monate den Akkustand zu prüfen [3] und falls nötig aufzuladen. Ist der Akku nicht herausnehmbar, sollten Sie das ganze Fahrrad so lagern wie empfohlen.

Kann ich mein Fahrrad zum E-Bike aufrüsten?

Grundsätzlich ja, aber lassen Sie es lieber. Auch der ADFC rät vom Nachrüsten ab [4], denn ein gewöhnliches Fahrrad ist nicht für die Belastungen konstruiert, die ein E-Antrieb bedeutet. Durch das höhere Gewicht und das schnellere und kraftvollere (An-) Fahren verschleißen die Teile schneller, vor allem aber kann ein umgebautes Rad zum Sicherheitsrisiko werden. Außerdem gehen mit dem Umbau die Garantieansprüche verloren.

Wo sollte ich mein E-Bike kaufen?

Da Pedelecs vergleichsweise teuer sind und es viele Details zu beachten gibt, sollten Sie sich vor dem Kauf beraten lassen und verschiedene Fahrräder ausprobieren. Bei einem stationären Händler können erfahrene Fachkräfte Sie beraten und Ihnen das Fahrrad für eine Probefahrt passend einstellen, zudem haben Sie dort mehrere Modelle und Pedelec-Marken im Überblick. Das ist besonders sinnvoll, wenn Sie zum ersten Mal ein Elektrorad kaufen. Online dagegen können Sie gut recherchieren, welche Räder es gibt und wo die Preise liegen. Viele Online-Händler bieten auch eine Beratung und Vergleichs-Tools an.

Wo Sie das Fahrrad schließlich kaufen, ist Ihre Entscheidung. Wie viel ein gutes Pedelec kostet, lässt sich nicht pauschal beantworten – die günstigsten Modelle liegen bei ca. 1000 Euro, nach oben ist die Preisskala recht offen. Normale Pedelecs sind aber selten teurer als 6000 Euro, Spezialmodelle können bis zu 12 000 Euro und mehr kosten. Mit dem Preis steigen natürlich Qualität, Verlässlichkeit und Funktionsumfang der Fahrräder; wie viel Sie davon brauchen, hängt sehr vom Einsatzzweck Ihres Elektrorads ab. Ein Fahrrad für die Stadt etwa muss deutlich weniger leisten als ein E-MTB.

Wann Sie ein Pedelec kaufen, kann Einfluss auf den Preis haben: Schnäppchen gibt es oft zwischen Ende der alten und Beginn der neuen Fahrradsaison, also circa zwischen September und April. Günstigere Preise bekommt, wer ein Elektrofahrrad gebraucht kauft. In diesem Fall sollten Sie definitiv eine Probefahrt machen, die Angaben des Verkäufers prüfen (Gebrauchsspuren, Schäden) und die Funktionen des Fahrrads testen (Bremsen, Schaltung, Licht). Der ADFC empfiehlt, einen schriftlichen Kaufvertrag abzuschließen [5], darin beide Vertragspartner aufzuführen und das Fahrrad zu beschreiben.

(gref [6])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-7203719

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/news/E-Bikes-Steigende-Beliebtheit-spiegelt-sich-in-den-Unfallzahlen-wider-7172414.html
[2] https://www.heise.de/news/Elektrisches-Cargo-Bike-mit-Schnellladesystem-und-Rekuperation-7188571.html
[3] https://www.adfc.de/artikel/akku-pflege-und-nutzung
[4] https://www.adfc.de/artikel/pedelec-nachruestsaetze
[5] https://www.adfc.de/artikel/tipps-fuer-den-gebrauchtradkauf
[6] mailto:gref@heise.de