c't 10/2022
S. 108
Test & Beratung
Große Tablets

Fette Bretter

Sechs extragroße Tablets mit Android, HarmonyOS, iPadOS und Windows

XXL-Tablets taugen unter anderem als Kinoleinwand für unterwegs oder Ersatz für den Arbeitsrechner. Im Test unterschieden sie sich vor allem bei den Displays und der Akkulaufzeit – und wir begegneten einem Relikt aus vergangenen Tagen.

Von Robin Brand, Steffen Herget und Stefan Porteck

Ein Tablet muss, anders als ein Smartphone, in keine Hosentasche passen, also darf es ruhig ein bisschen mehr Platz für ein großes Display brauchen. Wir haben für diesen Test die Untergrenze bei einer Displaydiagonale von 12 Zoll angelegt und uns sechs extragroße Tablets angesehen. Die Preise reichen je nach Ausstattung von 300 bis 2500 Euro. Bei der Auswahl darf das Apple iPad Pro 12.9 ebenso wenig fehlen wie das aktuell größte Android-Tablet, das Samsung Galaxy Tab S8 Ultra mit seinem riesigen 14,6-Zoll-Display. Das Lenovo P12 Pro und das Huawei MatePad Pro sind deutlich kleiner (12,6 Zoll) . Mit 13 und 13,3 Zoll komplettieren das Microsoft Surface Pro X sowie das günstige Hannspree Zeus 2 unser Testfeld. Alle haben Prozessoren mit ARM-Architektur eingebaut, die Bandbreite bei den Betriebssystemen reicht von Android über iPadOS und Windows bis zum Exoten HarmonyOS.

Die Displays sind die Herzstücke der sechs Tablets. Huawei, Lenovo und Samsung setzen auf OLED-Panels, der Rest auf IPS-LCD-Bildschirme. Apple verwendet ein LCD-Panel mit Mini-LEDs. Die drei OLEDs stellen scharfe Kontraste jenseits der für unser Konoskop messbaren Skala, „richtiges“ Schwarz und knallige Farben dar. Vor allem Lenovo und Samsung übertreiben es dabei in der Standardeinstellung mit der Sättigung, die Tablets überstrahlen. Huawei hat die Farbdarstellung natürlicher kalibriert. Die drei Bildschirme sind allesamt sehr gleichmäßig ausgeleuchtet. Bei der Helligkeit liegt das Samsung-Tablet deutlich vorne und erreicht fast doppelt so hohe Messwerte wie die Geräte von Lenovo und Huawei. Das ist praktisch, wenn man auf der sonnigen Terrasse arbeitet oder Filme schaut. Auffällig: Den schlanken Displayrändern geschuldet zieht Samsung die Dual-Frontkamera in Form einer Notch ins Display. Das sieht bei einem so großen Gerät merkwürdig aus.

Unter den drei anderen Displays mit IPS-Technik fällt das des Hannspree-Tablets deutlich ab, es erreicht nicht einmal eine Helligkeit von 250 cd/m2, die zudem ziemlich ungleich ausfällt – das untere Bildschirmdrittel ist merklich dunkler, die Differenz zur Displaymitte beträgt bei Maximalhelligkeit im Mittel fast 30 cd/m2. Ein Wert von 250 cd/m2 ist für die Nutzung in Innenräumen ausreichend, in heller Umgebung sollten es bei einem Tablet mindestens 400 cd/m2 sein, gerne auch mehr. Die Messung der Kontraste ergibt nur einen halb so hohen Wert wie bei den anderen beiden IPS-Panels, auch die Farbtreue ist bei Hannspree schlechter. Zudem löst das Display nur mit 1920 × 1080 Pixeln (Full HD) auf und ist damit nicht so scharf wie die anderen im Test. Im Zusammenspiel mit den dicken Displayrändern wirkt das Zeus 2 aus der Zeit gefallen. An den Bildschirmen von Apple und Microsoft gibt es nichts auszusetzen, sie sind angenehm hell und verzerren auch beim Blick von der Seite nicht. Das iPad Pro schießt mit bis zu extrem hellen 1400 cd/m2 im HDR-Modus den Vogel ab (ohne HDR 561 cd/m2). Sogar an die hervorragenden Kontraste von OLEDs kommt das Mini-LED-Panel heran, weil die Backlight-LEDs bei schwarzen Inhalten ausgeschaltet werden.

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