MIT Technology Review 6/2022
S. 60
Report
Biokraftstoffe

Das Ende des Biosprits

Biokraftstoffe haben eine bewegte Geschichte hinter sich. Jetzt geht sie offenbar zu Ende, weil die Politik die Anbauflächen verstärkt für Nahrung nutzen will. Daraus ergeben sich allerdings neue Probleme und Zielkonflikte. Es bleibt kompliziert.

Gregor Honsel
Auf knapp drei Prozent der deutschen Ackerfläche wird Raps für die Produktion von Biodiesel angebaut. Das Bundesumweltministerium will dies ändern.  , Foto: picture alliance / blickwinkel / H. Blossey
Auf knapp drei Prozent der deutschen Ackerfläche wird Raps für die Produktion von Biodiesel angebaut. Das Bundesumweltministerium will dies ändern.
Foto: picture alliance / blickwinkel / H. Blossey

Der Ukraine-Krieg könnte zum letzten Sargnagel für konventionellen Biosprit werden. Jeder ausbleibende Weizenfrachter entfacht die alte Debatte um „Teller oder Tank“ aufs Neue. Angesichts drohender Hungersnöte halten es viele für absurd, wertvolle Ackerfläche mit Energiepflanzen zu blockieren. Andererseits wird jede Energiequelle dringender benötigt denn je. Und gerade der Verkehr hängt bei seinen Klimazielen weit hinterher.

Noch komplizierter wird die Sache dadurch, dass umstritten ist, was Biotreibstoffe überhaupt für Umwelt und Klima bringen. Angezählt waren Biodiesel und Bioethanol deshalb schon lange. Bereits 2018 hatte die EU-Kommission mit ihrer überarbeiteten Renewable Energy Directive (RED II) die Verwendung besonders fragwürdiger Ausgangsstoffe wie Palmöl gedeckelt. Unter dem Eindruck stockender Weizenlieferungen aus der Ukraine hat das Bundesumweltministerium kürzlich ein Arbeitspapier veröffentlicht, das noch darüber hinausgeht: Es fordert nicht weniger als die vollkommene Verbannung von Biosprit aus Anbaupflanzen, damit mehr Äcker für Lebensmittel übrig bleiben.