MIT Technology Review 8/2022
S. 60
Report
Recycling
Auf der Leglerhütte in den Glarner Alpen wurden die ersten Toiletten zur Urin-Verwertung getestet. Dank der Photovoltaikmodule auf dem Dach der Toilette funktioniert die Urin-Aufbereitung zu Dünger auch auf 2200 Metern Höhe energieautark.
Auf der Leglerhütte in den Glarner Alpen wurden die ersten Toiletten zur Urin-Verwertung getestet. Dank der Photovoltaikmodule auf dem Dach der Toilette funktioniert die Urin-Aufbereitung zu Dünger auch auf 2200 Metern Höhe energieautark.
Foto: Vuna/Eawag / Lena Xue

Schöne Scheiße

Unsere Fäkalien werden kostbar. Pflanzendünger aus Urin und Bioplastik aus Kot könnten teure und knappe Rohstoffe ersetzen. Erste Projekte schließen durch Wasserspülung unterbrochene Nährstoffkreisläufe.

Susanne Donner

Das Experiment kostet Überwindung: Wie beim Arzt habe ich meinen Urin in einem Becher gesammelt. Dann trete ich hinaus auf den Balkon, schaue auf Astern und Nelken und ein wenig unsicher auf den Becher mit der schwappenden Flüssigkeit. Ich bin gesund, habe keine Medikamente genommen, sage ich mir, die Pflanzen werden nichts Schlechtes abbekommen, und leere den Urin in den Blumenkasten.

Ich hätte auch eine Flasche Aurin vom Schweizer Hersteller Vuna bestellen können. Das ist nichts anderes als ein Pflanzendünger, der nur aus menschlichem Urin hergestellt wird. Aber das Produkt ist gerade enorm begehrt. Die Preise für Mineraldünger haben sich seit Beginn des Kriegs in der Ukraine verdreifacht. Und so ist auch das dunkelbraune Aurin gerade ausverkauft.