MIT Technology Review 6/2023
S. 75
Report
Jubiläum

Projektziel: Zeigen, dass es nicht geht

Vor 40 Jahren ging die damals größte Windkraftanlage der Welt in Betrieb – und geriet zum Desaster.

Gregor Honsel

100 Meter Nabenhöhe, 50 Meter lange Rotorblätter, drei Megawatt Leistung: Auf den ersten Blick könnte Growian als Urahn aller heutigen Windräder durchgehen. Tatsächlich aber demonstrierte die „Großwindanlage“ sehr überzeugend, wie man es nicht macht. Und das war vielen damals ganz recht.

Ihre Geschichte reicht bis zur Ölkrise in den frühen Siebzigern zurück. Um die Abhängigkeit von Ölimporten zu verringern, schrieb die Bundesregierung einen Forschungsauftrag für das größte Windrad der Welt aus. Da kein Energieversorger in die Anlage investieren wollte, übernahm das Forschungsministerium selbst den größten Teil der Kosten in Höhe von 90 Millionen D-Mark. Den Auftrag zum Bau erhielt MAN. Als Betreiber hatten sich die Stromkonzerne HEW, RWE und Schleswag „eher widerwillig“ zusammengeschlossen, wie der WDR notiert. Sie wollten sich ungern das Geschäft mit konventionellen Kraftwerken kaputt machen. Die Projektleitung übernahm die Kernforschungsanlage Jülich.