Viren statt Tiere
Antikörper sind in der Medizin, der Diagnostik und der Forschung unverzichtbar. Doch für ihre Produktion müssen viele Tiere leiden. Ein Start-up stellt Alternativen mit Viren her. Die sind nicht nur vegan, sondern auch noch besser.
Wenn beim Start-up Abcalis über Lars, Elsa, Robby und Flöckchen gesprochen wird, sind weder Kollegen noch Haustiere gemeint. „Wir haben mehr als ein Dutzend Kühlschränke und die Namen dienen vor allem der Zuordnung, wenn wir zum Beispiel Entnahmen in unserem Laborprogramm eintragen“, sagt die Geschäftsführerin Laila Al-Halabi-Frenzel. Eine sorgfältige Dokumentation ist Pflicht, schließlich lagert in den Kühlgeräten der Schatz des jungen Unternehmens: Milliarden Biomoleküle für die Antikörperproduktion, abgefüllt in Plastikröhrchen, die so klein sind wie Stiftkappen. „Daraus können wir praktisch beliebige Antikörper herstellen, ohne dass Tiere dafür leiden müssen“, betont Al-Halabi-Frenzel.
Antikörper sind überlebenswichtige Werkzeuge unseres Immunsystems. Sie erkennen Krankheitskeime und geben sie zur Vernichtung frei. Als Medikamente wirken sie gegen rheumatische Arthritis und manche Krebsarten. „Weniger bekannt ist, dass Antikörper massenweise in der biochemischen Forschung und in der Diagnostik genutzt werden“, erzählt Al-Halabi-Frenzel. Bestimmte Abschnitte der Antikörper passen wie Schlüssel in charakteristische Strukturen anderer Biomoleküle, in sogenannte Antigene, und können diese sichtbar machen, wenn sie mit Farbstoffen gekoppelt werden. Diese Antigene können Viren wie bei einem Coronaschnelltest sein oder Hormone für einen Schwangerschaftstest.