MIT Technology Review 1/2024
S. 84
Report
Stadtplanung

Die digitale Partnerstadt

Zahlreiche deutsche Städte arbeiten an Digitalen Zwillingen, um die Zusammenarbeit der Behörden zu verbessern und die Beteiligung der Bürger zu erleichtern. Künftig sollen solche Modelle nicht nur Daten bündeln, sondern selbst steuernd in den Betrieb einer Stadt eingreifen.

Frank Puscher

Barmbek-Süd war mal eine Arbeitersiedlung. Die Barmbeker Straße trennt sie vom „gut situierten“ Winterhude. Früher separierte die vier- bis sechsspurige Bundesstraße auch Gesellschaftsschichten, Einkommensklassen und Lebensentwürfe. Das ist heute nicht mehr so. Längst hat sich Barmbek-Süd zum angesagten Wohngebiet des Mittelstands aufgeschwungen. Die neuen Mieter oder Eigentümer bringen Kaufkraft. Sie beleben die Restaurant- und Kneipenszene. Aber sie verdrängen auch gleichzeitig einkommensschwache, oft ältere Menschen aus deren geliebtem Kiez.

Das soll anders werden. Die Stadt Hamburg möchte frühzeitig wissen, wo Neubauprojekte zu Verdrängung, zu Gentrifizierung führen könnten. Sie möchte rechtzeitig gegensteuern, bevor das Leben in der Hansestadt unbezahlbar wird, die soziale Mischung verloren geht und mit ihr eventuell auch der gesellschaftliche Zusammenhalt.