MIT Technology Review 2/2024
S. 48
Titel
Umwelt

Fluor-Bereinigung

PFAS zählen zu den größten Chemikalienproblemen des Jahrhunderts. Unternehmen wollen die schädlichen Fluorchemikalien mit neuen, besonders kostengünstigen Methoden entschärfen. Sie kämpfen um einen wachsenden Milliardenmarkt.

Andrea Hoferichter und John Wiegand (Übersetzung: Andrea Hoferichter)

Ein Industriegebiet in Grand Rapids, Michigan: Die Firma Revive Environmental lädt zur Betriebsbesichtigung ein – und präsentiert Unappetitliches aus dem Labor: ein Plastikgefäß mit einem wässrigen Konzentrat, das PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) enthält. Beim Schütteln wabert die trübe Brühe hin und her wie Ahornsirup. In der Umwelt hingegen sind die Fluorchemikalien praktisch unsichtbar. Meist denkt man daher nur kurz an sie, etwa wenn sie als „Ewigkeitschemikalien“ oder „Jahrhundertgift“ in den Schlagzeilen auftauchen. Doch anders als der allgegenwärtige Plastikmüll in der Landschaft sind sie auch schnell wieder vergessen.

Zur Stoffgruppe der PFAS zählen Tausende chemische Verbindungen, die Umwelt und Gesundheit gefährden. Seit Jahrzehnten werden sie als Hilfsmittel in der Industrie und – da wasser-, fett- und schmutzabweisend – für unzählige Produkte eingesetzt: von Pizzakartons über Textilien, Dichtungen, Kältemittel und Feuerlöschschäume bis hin zu künstlichen Herzklappen. Weil sie äußerst robust sind, reichern sie sich in der Umwelt an und haben sich bereits überall auf der Welt verteilt. Fast alle Menschen haben sie im Körper, vor allem Kinder oft in bedenklich hohen Dosen. Die möglichen Folgen reichen von Störungen des Immunsystems bis zu Krebserkrankungen.