MG3 Hybrid+ im ersten Fahrbericht: Reichlich Leistung, kleiner Preis

MG steigt in das Kleinwagen-Segment mit einer ungewöhnlichen Idee ein: Der MG3 hat einen kräftigen Hybridantrieb, doch Dynamik ist nicht sein größter Vorzug.

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MG3 Hybrid+

(Bild: MG)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Der Markt der Neuwagen hat sich in nur wenigen Jahren massiv verschoben, und längst nicht jeder kann oder will das mitmachen. In der Preisliste vom Juni 2020 stand das Basismodell des VW Golf mit 19.995 Euro. Vier Jahre später bekommen Sie dafür nicht einmal mehr einen nackten Polo. Das Angebot an Neuwagen, die rund 20.000 Euro kosten, ist spürbar kleiner geworden. Der neue MG3 Hybrid+ unterbietet diese Marke wenigstens als Basismodell knapp. Eine erste Ausfahrt mit dem technisch ungewöhnlich aufgebautem Kleinwagen lieferte Erkenntnisse darüber, was der Kunde erwarten kann – und was eher nicht.

Zunächst einmal glänzt der MG3 Hybrid+ mit überreichlich eingeschenktem Leistungsangebot. Der 1,5-Liter-Benziner leistet 75 kW, der E-Motor 100 kW. Im Verbund sind es 143 kW. In den meisten Fahrprofilen wird dieser Antrieb überwiegend seriell betrieben. Der Verbrennungsmotor treibt einen Generator an, der einen E-Motor und eine kleine Pufferbatterie mit Strom versorgt. Der Benziner kann so öfter als gewöhnlich nahe seines besten Wirkungsgrades arbeiten. Das Resultat sind geringe Verbrauchswerte in der Praxis. Toyota und Honda machen das mit ähnlichen Konzepten seit Jahren vor.

Im Alltag ist der MG3 ein sehr flotter Kleinwagen, wenngleich man sich von der sehr hohen Systemleistung fast noch mehr versprochen hätte. Das Werk nennt acht Sekunden im Standardsprint und 170 km/h Höchstgeschwindigkeit. Da kann ein Corsa Hybrid mit 100 kW durchaus mithalten. Fraglos ist man mit dem MG3 Hybrid noch immer weit mehr als nur ausreichend versorgt. Wer beide Motoren voll fordert, erlebt natürlich einen akustisch aufgeregten Antrieb. Dabei fällt dann auch auf, dass der Verbrenner nur drei Übersetzungen zur Verfügung hat.

MG3 Hybrid+ außen (5 Bilder)

Der MG3 ist ein eher unauffällig gestalteter Kleinwagen. Er kostet deutlich weniger als ein VW Polo.
(Bild: MG)

Sein Fokus liegt aber nicht in maximalen Fahrleistungen, die gewissermaßen ein Abfallprodukt des Aufbaus sind. Er soll mit wenig Sprit auskommen. Im WLTP nennt MG 4,4 Liter. Auf unserer ersten Ausfahrt, die auch ein paar Kilometer über die Autobahn enthielt, kamen wir laut Bordcomputer auf rund fünf Liter. Im Alltag sollten Werte unterhalb dessen möglich sein, auch wenn der Toyota Yaris in dieser Hinsicht unter den Hybriden unerreicht bleibt.

Kleine Autos im Test

Grundsätzlich lässt sich der MG3 auch elektrisch fahren, sofern die kleine Pufferbatterie, deren Energiegehalt bei 1,83 kWh liegt, ausreichend gefüllt ist. Sie lässt sich naheliegenderweise nicht extern laden, denn bei dieser Art des Hybrids geht es nicht um die Maximierung des elektrischen Streckenanteils, sondern vorrangig darum, den Benziner mit wenig Sprit zu betreiben. Das lässt sich für die Hersteller für weit weniger Geld umsetzen als die Idee, im Alltag Strom als primäre Fahrenergie zu nutzen.

Auch abseits des Antriebs stand Dynamik nicht an erster Stelle im Lastenheft. Die Dämpfer filtern mehr Unebenheiten heraus, als es heutzutage in vielen Autos üblich ist. Dafür kann der Kleinwagen dann nicht ganz so schnell zwischen Kunststoffhütchen hin- und herfahren. Er neigt sich in flott gefahrenen Kurven etwas mehr. Dazu passt auch die leichtgängige Lenkung, die sich Rückmeldungen im Prinzip fast vollständig verkneift. Die Sitze sind etwas zu weich gepolstert, um auf langen Strecken ausreichend zu stützen. Spätestens ab 140 km/h dringen Wind- und Abrollgeräusche recht vernehmlich durch.

MG3 Hybrid+ Innenraum (8 Bilder)

Der Innenraum ist schnörkellos eingerichtet. Die Materialien sind eher schlicht, die Verarbeitung meist okay.
(Bild: MG)

Ein Pluspunkt des MG3 ist seine Raumökonomie. Selbst hinter großgewachsenen Fahrern finden Erwachsene dank des Radstandes von 2,57 m im Fond noch etwas Platz. Der Kofferraum hat ein Fassungsvermögen von 293 Litern, legt man die Lehne der einteiligen Rückbank um, werden 983 Liter daraus. Allerdings entsteht dann eine deutliche Stufe in der Ladefläche. Außerdem ist die Luke für das Beladen des Gepäckabteils ziemlich schmal und die Ladekante hoch.

Die Materialauswahl ist schlicht, allerdings ist das Auto ordentlich verarbeitet. Größere Schnitzer fanden wir diesbezüglich nicht. Auch bei der Bedienung leistet sich MG kaum Schwächen. Die wichtigsten Funktionen lassen sich ohne längere Eingewöhnung bedienen. Wer das Werksnavigationssystem nicht nutzen mag, kann auf Android Auto oder Apple CarPlay ausweichen. Schon im Basismodell sind diese drei Dinge ebenso serienmäßig wie eine Klimaautomatik. Warum sich MG in der günstigsten Variante ausgerechnet den Heckscheibenwischer gespart hat, wissen wir leider auch nicht. Ungewöhnlich auch die Idee, die Rückbank nur komplett umklappen zu können.

Der MG3 Hybrid mag kein Herzensbrecher sein, doch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Es gibt gerade in dieser Klasse schlechtere Argumente für einen Neueinsteiger.

(Bild: MG)

Mit 19.990 Euro erscheint der MG3 Hybrid+ dennoch fair kalkuliert. Das all-inklusive-Paket kostet keine 25.000 Euro, und dafür haben nicht nur die europäischen Hersteller nichts direkt Vergleichbares im Sortiment. Auch ein Toyota Yaris ist mit ähnlicher Ausstattung ein gutes Stück teurer. Sie alle mögen noch etwas feiner fahren, doch ein Preisvorteil dürfte in dieser Klasse für die Zielgruppe ein wichtiges Argument sein.

(mfz)