Ukraine-Krieg, Nato und Russland: Perverses Spiel mit der nuklearen Gefahr

Nord Stream, Karowka ... Saporischschja? Bild: Maxim Gavrilyuk

Die Zeichen stehen auf Eskalation. Die größte Bedrohung wird im Westen leichtfertig abgetan. Wie dramatisch die Zuspitzung ist, zeigt ein Abgleich der Debatte mit der Lage Ende 2018.

Der Verlauf des Ukrainekriegs deutet auf eine Eskalation des Konflikts sowohl horizontal – durch Ausweitung des militärischen Aktionsfeldes – als auch vertikal – durch Erhöhung der Stärke der eingesetzten Waffen und der Intensität ihres Einsatzes – hin. Es muss nüchtern anerkannt werden, dass diese Dynamik auf eine direkte bewaffnete Konfrontation zwischen Russland und der Nato zusteuert.

Diese nüchterne Analyse stammt vom russischen Politologen Dmitri Trenin und ist auf den 20. Juni datiert. Trenin weiß, wovon er spricht. Er gehörte zu jenen Akteuren, die den Kalten Krieg zu beenden halfen.

Als Offizier der sowjetischen Truppen in der DDR nahm er an den Abrüstungsverhandlungen zwischen der UdSSR und den USA teil. In den Jahren vor der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 leitete er das Carnegie-Moscow-Center. Trenin schreibt weiter:

Wenn all die angewöhnte Trägheit nicht überwunden wird, wird es zu einem solchen Zusammenstoß kommen, und in diesem Fall wird der Krieg, nachdem er sich auf Westeuropa ausgeweitet hat, fast zwangsläufig zu einem nuklearen Krieg. Und nach einiger Zeit wird ein Atomkrieg in Europa höchstwahrscheinlich zu einem Schlagabtausch zwischen Russland und den USA führen.

Wie der Krieg unmittelbar in den nächsten Tagen und Wochen ausgeweitet werden könnte, lässt eine Resolution erahnen, die die US-Senatoren Lindsey Graham (Republikanische Partei) und Richard Blumenthal (Demokratische Partei) am 22. Juni in Washington präsentiert haben.

Sie schlagen vor, dass jeder Einsatz von taktischen Nuklearwaffen durch die Russische Föderation, Weißrussland "oder einen Stellvertreter Russlands" ebenso wie die Zerstörung von Nuklearanlagen, die zu einer radioaktiven Belastung des Territoriums von Nato-Mitgliedsstaaten führe, als Angriff auf das Bündnis und als Grund für die Anwendung von Artikel 5 des Nordatlantikpaktes angesehen werden sollte.

"Diese Resolution soll eine Botschaft an Wladimir Putin und sein Militär senden: Sie werden vernichtet, wenn sie taktische Atomwaffen einsetzen oder ein Atomkraftwerk in einer Weise zerstören, die die umliegenden Nato-Staaten bedroht", sagte Blumenthal.

"Die Bedrohung durch den Einsatz eines atomaren Gefechtskopfes durch Russland ist real. Und die beste Art der Abschreckung ist, den Russen klarzumachen, was passiert, wenn sie das tun (….). Ihr werdet Euch dann im Krieg mit Nato befinden", bekräftigte Graham.

In der Ukraine wird das Schreckensszenario einer nuklearen Katastrophe derzeit von Präsident Wolodymyr Selenskyj an die Wand gemalt. In den Regionen werden Strahlenschutzzentren eingerichtet, um die Bevölkerung auf eine mögliche nukleare Katastrophe vorzubereiten. Spezialfahrzeuge zur Bekämpfung der radioaktiven Kontamination werden gesichtet und Windmessgeräte in der Süd- und Zentralukraine eingesetzt, um die Flugbahn etwaiger radioaktiver Wolke zu berechnen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.