Unternehmen finden kaum passende Jobkandidaten, Angestellte zunehmend gestresst

In deutschen Büros wird zu viel Zeit für unnötige Tätigkeiten vergeudet, beklagen Angestellte laut einer Umfrage. Frust über den Arbeitgeber sei verbreitet.

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Hide the pain Harold mit Tasse und Laptop

(Bild: StockLite/Shutterstock.com)

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Rund ein Arbeitstag pro Woche wird in deutschen Büros für wenig sinnvolle Tätigkeiten verwendet, wie aus einer Umfrage des Jobportals Stepstone hervorgeht. Insgesamt 8,7 Stunden in der Arbeitswoche würden für unproduktive Tätigkeiten wie unnötige Meetings oder redundante Aufgaben vergeudet. 58 Prozent der befragten Angestellten beklagten demnach auch, dass zu komplexe Prozesse im Betrieb die eigene Arbeitsleistung beeinträchtigten.

Insgesamt scheint auch eine große Unzufriedenheit in den Belegschaften zu herrschen: Fast die Hälfte aller Befragten sei nicht zufrieden mit dem Arbeitgeber – und über zwei Drittel der Unzufriedenen (68 Prozent) suchten aktiv nach einem neuen Job. Stark verbreitet sei auch das Gefühl, die eigenen Kompetenzen nicht gewinnbringend einsetzen zu können. Insbesondere bei ITlern (46 Prozent) und Mitarbeitern im Kundendienst (46 Prozent) sei diese Stimmungslage ausgeprägt – jobübergreifend liege der Durchschnitt bei 45 Prozent. Rund ein Drittel dieser Menschen (32 Prozent) vermute auch, sie könnten an anderer Stelle mehr leisten.

"Wenn Menschen ihre Arbeitszeit nicht sinnvoll einsetzen können, ist das eine Verschwendung kostbarer Zeit und wertvoller Ressourcen – gerade, wenn aufgrund des demografischen Wandels mehr Menschen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden als nachrücken werden", kommentierte Tobias Zimmermann, Arbeitsmarktexperte bei Stepstone, die Ergebnisse.

Für eine Verbesserung der Situation wünschten sich die Beschäftigten vor allem eine klarere Kommunikation der Führung – 46 Prozent hätten das gerne. 37 Prozent hätten sich für einfachere Prozesse ausgesprochen, 30 Prozent würden mehr Schulungs- und Entwicklungsmöglichkeiten befürworten und ein Viertel Investitionen in bessere Technologien und Werkzeuge.

Für die Unternehmen ist der Studie zufolge derzeit die größte Herausforderung, Kandidaten mit den richtigen Fähigkeiten für offene Jobs zu finden. 85 Prozent der Arbeitgeber hatten das angeführt. Und 76 Prozent würden im Mangel an geeigneten Leuten für offene Positionen auch den Hauptgrund für Produktivitätseinbußen sehen.

Stepstone geht dabei von einem regelrechten Teufelskreis aus: Blieben die Stellen unbesetzt, führe das zu erhöhter Arbeitsbelastung und mehr Stress für die Angestellten. Daraus folgten dann oft mehr Krankmeldungen der Angestellten, was wiederum die Produktivität weiter sinken lasse und die Arbeitsplatzkultur verschlechtere. Und das mache es dann noch schwerer, Talente ans Unternehmen zu binden.

Eine von vier Arbeitskräften habe in den vergangenen 12 Monaten aufgrund von Burnout oder Stress die Arbeit verlassen, hätten die befragten Unternehmen berichtet. Insgesamt hat Stepstone in den letzten drei Jahren auch einen Anstieg des Krankenstands festgestellt: Deutsche Arbeitskräfte hätten im Durchschnitt 63 Prozent mehr Krankheitstage genommen.

Als ein weiteres Problem hätten über zwei Drittel der Unternehmen (69 Prozent) auch den Mangel an klarer Kommunikation oder Führung bei sich ausgemacht. Für die laut Stepstone repräsentative Umfrage wurden im September 2024 online 5.800 deutsche Angestellte, davon 700 in Teilzeit, sowie 600 Recruiter und Recruiterinnen befragt.

(axk)