Huawei MED: Archivspeicher ohne Festplatten
Im FrĂĽhjahr hatte Huawei ein besonders energiesparendes Archiv-Laufwerk vorgestellt, sich zur Technik jedoch ausgeschwiegen. Nun gibt es erste Informationen.
- Lutz Labs
Wer große Datenmengen bewegen muss, nutzt häufig verschiedene Stufen: SSDs für die am häufigsten benutzten Dateien, Festplatten für seltener verwendete und ein Bandlaufwerk für Daten, die man zwar nur selten braucht, aber keinesfalls löschen darf.
Der chinesische Konzern Huawei, Hersteller von passender Hardware fĂĽr Rechenzentren, aber hat aber Probleme bei der Beschaffung der Festplatten: Alle drei verbliebenen Festplattenhersteller unterliegen Sanktionen der US-Regierung; sie dĂĽrfen nach Ansicht des amerikanischen Handelsministeriums keine Laufwerke an Huawei liefern. Seagate hatte im vergangenen Jahr sogar eine Strafe von etwa 300 Millionen US-Dollar fĂĽr die Lieferung von rund 7,5 Millionen Festplatten zahlen mĂĽssen.
Das von Huawei im Rahmen des MWC Barcelona im Frühjahr vorgestellte Magneto-Elektrische Laufwerk (MED) soll zur Archivierung großer Datenmengen dienen und dabei weniger Strom benötigen als ein System, welches komplett aus Festplatten besteht. Huawei verspricht eine Einsparung bei den Stromkosten von rund 90 Prozent. Huawei gab damals jedoch keine Einzelheiten zu dem System bekannt.
MED-Details
Michael FanJie, Marketing-Vizepräsident für Huaweis Speicherproduktlinie, gab der britischen Website Blocks&Files nun ein paar weitere Informationen. Danach besteht ein MED aus zwei Teilen: einer SSD und einem Bandlaufwerk – keiner Festplatte. Wenn das System funktioniert, dann umgeht Huawei die Sanktionen mit einer eigenen Entwicklung.
Die SSD ist dabei für die schnell benötigten Daten zuständig, während seltener benötigte Daten auf dem Tape gespeichert werden. Ein interner Controller kümmert sich um die Verteilung, von außen soll das MED eine übliche Block-Schnittstelle aufweisen. Die Speicherkapazität beträgt in der ersten Ausbaustufe 72 TByte pro Disk – wobei unklar ist, ob Huawei wie bei Tape üblich eine Kompression der Daten in die Kapazitätsangabe bereits mit hineinrechnet. Die Speicherkapazität eines gesamten Racks mit einer ungenannten Zahl von MEDs liegt den Angaben zufolge bei mehr als 10 Petabyte bei einer Gesamtleistungsaufnahme von 2 kW, die Gesamtbetriebskosten sollen – vergleichen mit einem Festplattensystem – rund 20 Prozent niedriger sein. Die Zugriffsgeschwindigkeit eines Racks liegt bei 8 GByte/s, über die Verteilung der Daten auf die einzelnen MEDs schweigt sich Huawei noch aus.
Ein MED steckt in einem 7 Zoll großen Gehäuse, wie bei LTO-Tapes gibt es eine interne Spule, auf die das Band in der Kassette gespult wird. Die Kassetten sind zwar prinzipiell mithilfe eines Roboters wechselbar, dies soll jedoch wohl selten passieren. Huawei will die Zugriffszeiten minimieren, indem das Band in Ruhestellung immer zur Hälfte auf der Kassettenspule und zur anderen Hälfte auf der internen Spule liegt. Das Band soll etwa halb so lang sein wie ein LTO-Band, also rund 400 Meter, und eine höhere Flächendichte aufweisen. Außer der grundlegenden Technik scheint es keine Gemeinsamkeiten zu LTO zu geben.
Die erste MED-Generation soll im kommenden Jahr auf den Markt kommen, Preise nannte Huawei nicht. Eine zweite Generation mit verkleinerten Gehäusen soll 2026 oder 2027 erscheinen. Einige chinesische Public-Cloud-Anbieter führen Huawei zufolge bereits Gespräche über den Einsatz der Technik. (ll)