iPad-Verkauf startet in Deutschland

Seit heute Morgen verkauft Apple das iPad auch in Deutschland, doch der Bücherladen bleibt weiter fast leer. Kurz vorher hat Vodafone einen UMTS-Tarif verbilligt.

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Eigentlich ist das iPad zu groß, um es ständig dabei zu haben - dann reicht auch WLAN. Wer es doch häufig außer Haus benutzt, bleibt mit der UMTS-Version überall online.

Am gestrigen Donnerstag wurden die ersten Vorbestellungen ausgeliefert, heute beginnt der Ladenverkauf: Das iPad ist in Deutschland erhältlich, nachdem Apple es im Januar (ausführlicher Artikel) vorgestellt hatte und den hiesigen Verkaufsstart im März und erneut im April verschieben musste. Auch die Schweiz, Australien, Frankreich, Großbritannien, Japan, Italien, Kanada und Spanien starte heute, im Juli folgen Österreich, Belgien, Holland, Hongkong, Irland, Luxemburg, Mexico, Neuseeland und Singapur.

In den USA ist das iPad zwar seit März im Verkauf, aber immer noch schlecht lieferbar. Auch hierzulande dürften nicht alle Interessenten ein Exemplar bekommen. Welche Geschäfte außer den drei Apple-Filialen in Frankfurt, Hamburg und München beliefert werden, gibt Apple nicht bekannt, die Shop-Suchmaschine nennt unter anderem Gravis, Media Markt und Saturn. Die günstigste Version kostet 500 Euro, für die UMTS-Versionen sind 100 Euro Aufpreis fällig.

Wie das iPhone kann das iPad per UMTS keine Apps oder Filme über 20 MByte herunterladen, dazu benötigt man WLAN oder einen PC.

Die UMTS-Versionen haben keinen SIM-Lock, arbeiten also mit allen Mobilfunkprovidern zusammen. Apple vermarktet Tarife von O2, T-Mobile und Vodafone, die ähnlich teuer sind wie ihre normalen Datentarife. Vodafone hat vor wenigen Tagen den ursprünglich angekündigten Preis für eine Flatrate mit Geschwindigkeitsdrosselung ab 3 GByte von 25 Euro im Monat gesenkt. O2 hat speziell für das iPad eine neue Datenoption mit Drosselung ab 1 GByte für 15 Euro entworfen, die seit gestern auch für andere O2-Verträge erhältlich ist.

Auch UMTS-SIMs ohne Vertragsbindung mit Tagesgebühren (Dayflat) funktionieren im iPad, wenn man die SIM aufs Micro-Format zurechtschneidet.

Man muss beim Kauf des iPad 3G jedoch keinen Neuvertrag abschließen, es arbeitet auch mit bestehenden Verträgen zusammen – benötigt aber MicroSIM-Karten; die ersten Provider bieten sie inzwischen auch für Zweitkarten an. Notfalls lassen sich normale SIMs mit einer Schere verkleinern: Dazu hält man sie mit dem Chip nach oben und der schrägen Ecke nach links, schneidet rechts zwei Millimeter und unten anderthalb ab. Dann legt man sie mit dem Chip nach unten in die SIM-Schublade und schneidet von den beiden noch unbeschädigten Seiten alles ab, was nicht passt. Mit einer Multicard von T-Mobile spielt das iPad aber nicht gut zusammen, weil es Anrufe annimmt und sofort an die Mailbox weiterleitet; der Anwender ist also nicht erreichbar, solange das UMTS-Modul des iPad eingeschaltet ist.

Apples Bücherladen füllt sich so langsam. Ein paar Titel aus der Spiegel-Beststellerliste sind schon dabei.

Wie gut sich das iPad als E-Book-Reader macht, lässt sich noch nicht abschätzen. Das Angebot an deutschsprachigen Büchern umfasst neben den Klassikern aus dem Projekt Gutenberg inzwischen die ersten aktuellen Titel, mehr dürften bald folgen. Zusätzlich kann man per App bei Amazon für den Kindle gekaufte Bücher lesen, aber da fehlt ein deutschsprachiges Angebot. Die derzeit größte Auswahl an deutschen Büchern gibt es im Epub-Format – auf dem iPad lassen sie sich mit der Txtr-App lesen, die allerdings bislang nur in einer iPhone-Version existiert, was einem optimalen Lesevergnügen noch abträglich ist.

Deutschsprachige Zeitschriften und Tageszeitungen gibt es hauptsächlich in App-Form, aktuell erhältlich sind beispielsweise Spiegel, Welt, Brand Eins und (über die App iKiosk) Welt am Sonntag, Bild, Bild am Sonntag, Hamburger Abendblatt und Berliner Morgenpost. Neue Angebote kommen laufend hinzu. Sehenswert sind auch einige englischsprachige Titel wie Wired.

Immerhin: Der Artikel mit der Apple-Kritik erscheint in der Welt-App auf dem iPad.

Apples Vertriebspolitik ruft viele kritische Stimmen hervor, weil Apple sich vorbehält, Inhalte vom iPad auszusperren. Zuletzt hat FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher im Rolling Stone vor einem "Staat iPad" gewarnt und das System eine "Insel im Strom des Geschehens" genannt, auf der "Apple versucht, der autoritäre Herrscher" zu werden. Erste Eingriffe haben schon stattgefunden, so hatte Apple im iPhone-Store eine Erotik-Bilderstrecke des Stern gelöscht und die Bild-App zeigt weniger Nacktfotos.

In den USA hat Apple schon über eine Million iPads verkauft, momentan sollen rund 200.000 pro Woche hinzukommen. Das sind stolze Zahlen, gerade für den Verkauf nur innerhalb eines Landes und für eine ganz neue Gerätekategorie. Doch das Ende der Netbooks, wie einige vermuten, hat Apple damit noch nicht eingeläutet, gingen doch laut den Marktforschern von Gartner davon voriges Jahr 32 Millionen Stück über den Tisch, dieses Jahr sollen es sogar fast 42 Millionen sein – allerdings weltweit. Immerhin glaubt Gartner, dass dieses Jahr 10 Millionen "Media Tablets" verkauft werden könnten, wozu die Marktforscher praktisch alles zwischen Smartphone und Netbook zählen. Einen stärkeren Einfluss auf die Netbook-Verkäufe prognostiziert Gartner für 2013.

Einen ausführlichen Test des iPads brachte c't 10/10, in Ausgabe 12/10 (aktuell am Kiosk) folgte der Test der UMTS-Version. In Heft 13/10 (ab 7. Juni am Kiosk) wird ein Praxisbericht mit vielen Tipps erscheinen.

Siehe dazu auch: