Nimmersatt

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Nimmersatt

Je länger ich mich mit Facebook beschäftige, desto ernüchterter bin ich vom Datenschutz-Gebaren des Netzwerk-Riesen. Immer wieder versucht der Dienst, seine Nutzer durch neue Funktionen wie den Social Plugins noch mehr auszuhorchen. Die Datenschutzeinstellungen sind auch nach der letzten Umstellung immer noch viel zu kompliziert, enthalten Fußangeln und Lücken. Der Benutzer wird dazu verleitet, Daten über Dritte preiszugeben. Und viel zu oft weiß er nicht genau, was Facebook mit seinen Daten alles anstellt.

Die Unterschiede werden am besten im Vergleich mit Google deutlich. Auch Google lebt vom massiven Datensammeln, auch Google hat einen schlechten Leumund, Stichwort: StreetView-WLAN-Skandal. Doch Google kämpft gegen sein schlechtes Image an, indem es dem Surfer ein wenig die Hoheit über seine Daten zurückgibt. So sieht er im Dashboard, welche Daten Google über ihn gespeichert hat und kann auch Daten löschen. Wer möchte, kann das Cookie von Googles Werbenetz deaktivieren.

Google jedenfalls bin ich geneigt zu glauben, dass die Erfassung von WLAN-Daten mit den StreetView-Fahrzeugen ein dummer Fehler war. Facebook dagegen glaube ich auch nach den letzten Äußerungen aus der Chefetage gar nichts mehr, außer dass das soziale Netzwerk immer noch mehr Daten will. Wie eine Datensau im Fressrausch wildert Facebook durch das Netz und vertilgt jedes Informationsschnipselchen, das es kriegen kann. Mit den Daten seiner Nutzer, die es eigentlich hüten müsste, wie einen Schatz, geht es dabei um, als wären es die eigenen.

Die neuen Privacy-Optionen jedenfalls sind nicht mehr als ein Feigenblatt. Mark Zuckerberg hat bei der Präsentation bereits klar gemacht, dass nun auf längere Zeit erst einmal keine Veränderungen der Datenschutz-Einstellungen zu erwarten sind. Dass Facebooks Umgang zum Beispiel mit Namen und E-Mail-Adressen Dritter nicht dem deutschen Recht entsprechen? Offenbar ganz egal.

Als Benutzer, so erscheint es mir, hat man bei Facebook nur eine Funktion: Den Werbe-Darmtrakt des Allesfressers mit immer neuen Daten zu versorgen. Die logische Konsequenz wäre es, wie Verbraucherministerin Aigner den Account zu löschen. Aber abgesehen davon, dass ich Facebook mittlerweile sogar zutraue, auch dann meine Daten weiterhin zu speichern, geht das bei mir schon aus beruflichen Gründen nicht – schließlich berichte ich über Facebook.

Ich werde das Borstenvieh daher auf Magerkost setzen. Für eine erste Kontaktaufnahme will ich auch nach wie vor via Facebook auffindbar sein. Mit Freunden und Bekannten werde ich aber in Zukunft vor allem per E-Mail kommunizieren. Status-Updates setze ich bevorzugt über Twitter ab und wer sich beruflich mit mir vernetzen will, soll das auf Xing oder LinkedIn tun. (jo)